Dokument: Evaluation einer universitären Früharthritis-Sprechstunde

Titel:Evaluation einer universitären Früharthritis-Sprechstunde
Weiterer Titel:Evaluation of an early arthritis clinic
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=4680
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20070529-151222-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Freistein, Mona [Autor]
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Dateien vom 22.05.2007 / geändert 22.05.2007
Beitragende:Prof. Dr. Schneider, M. [Gutachter]
Prof. Dr. Haas, Rainer [Gutachter]
Stichwörter:Frühe rheumatoide Artritis, Rheuma-Frühsprechstunde, RA, Versorgung, early arthritis
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:

Evaluation einer universitären Früharthritis-Sprechstunde

Fragestellung: Ziel dieser Untersuchung ist die Evaluation einer universitären Rheuma-Frühsprechstunde bezüglich der Früherkennung und Frühdiagnose von Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis. Die Einrichtung einer Rheuma-Frühsprechstunde hat das Ziel, Patienten kurz nach Auftreten erster Symptome den Zugang zu einer fachärztlich-rheumatologischen Betreuung mit konsekutiver schnellstmöglicher Diagnosestellung und ggf. Therapieeinleitung zu ermöglichen. Dadurch soll ein Fortschreiten der Erkrankung mit progredienten Funktionseinbußen, einer Verminderung der Lebensqualität und damit zusammenhängenden sozioökonomischen Folgen verhindert werden.

Methoden: Mit Hilfe eines standardisierten Erhebungsbogens wurden unter anderem klinische Symptome, der Gelenkstatus und die Entzündungsparameter für jeden Patienten innerhalb eines zweijährigen Beobachtungszeitraumes dokumentiert und ausgewertet. Eingangskriterien waren der Verdacht auf das Vorliegen einer rheumatischen Erkrankung und eine Symptomdauer von unter sechs Monaten. Die erhobenen Daten wurden in einer relationalen Datenbank gespeichert und mit dem Statistikprogramm SPSS® für Windows und Microsoft® Excel ausgewertet und visualisiert. Um Grundgesamtheiten zu beschreiben wurden deskriptive Maße verwendet. Gruppenunterschiede wurden unter anderem mit dem Chi-Quadrat-Test nach Pearson und dem Fischer Exakt Test überprüft.

Ergebnisse: Es wurden innerhalb des Dokumentationszeitraumes insgesamt 147 Patienten im Rahmen der Rheuma-Frühsprechstunde untersucht, hierbei betrug der prozentuale Anteil von weiblichen Patienten 66%. Bereits bei Erstvorstellung konnte bei 52% der Patienten (n=77) eine entzündlich-rheumatische Erkrankung ausgeschlossen werden. Dabei wurde bei 41% der Patienten eine gesicherte Diagnose gestellt. Bei 13% wurde innerhalb des Dokumentationszeitraumes eine Diagnoseänderung vorgenommen. Der Altersdurchschnitt in der Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen lag bei 44 Jahren. Die häufigsten Diagnosen nach „Ausschluss einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung“ waren die rheumatoide Arthritis mit einem Anteil von 17%, erweitert um die undifferenzierten Mono-, Oligo- und Polyarthritiden lag der Anteil bei 39%. Die Latenzzeit vom Auftreten erster Symptome bis zur Diagnosestellung lag zwischen 4,6 (Kollagenosen/Vaskulitiden) und 8,3 (seronegative Spondylarthropathien) Monaten. Bezüglich der laborserologischen Entzündungsparameter (BSG, CRP) fand sich der durchschnittlich höchste Wert in der Gruppe der Kollagenosen/Vaskulitiden (CRP 48mg/l), darauf folgten die Gruppe der reaktiven Arthritiden (19mg/l) und der peripheren entzündlichen Gelenkerkrankungen (17mg/l). Die Werte waren signifikant höher als in der Gruppe der nicht-entzündlich rheumatischen Erkrankungen (6mg/l). Bei der Analyse der einzelnen Anamneseparameter trat innerhalb der Gruppe der entzündlich-rheumatischen Erkrankungen das Symptom des Bewegungsschmerzes mit einer Häufigkeit von 70% als häufigstes auf, gefolgt von Gelenkschwellungen bei 50% und einer Morgensteifigkeit bei 39% der Fälle. In der Gruppierung der peripheren entzündlichen Gelenkerkrankungen wurden diese Symptome ebenfalls als häufigste angegeben. Insgesamt konnte auch in der Auswertung des relativen Risikos für die einzelnen Symptome nur ein geringer zusätzlicher Informationsgewinn aus der Kombination mehrerer Parametern gewonnen werden. Zwei der von uns ausgearbeitete Scoremodelle konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen entzündlich-rheumatischen und nicht entzündlich rheumatischen Erkrankungen aufzeigen. Das Modell 3, welches sich auf die Parameter Gelenkschwellung, Morgensteifigkeit, Bewegungsschmerz und die erhobenen laborserologischen Entzündungsparameter beschränkte konnte signifikant zwischen den beiden Entitäten und auch innerhalb der Diagnosegruppen trennen.

Schlussfolgerung: Zur Schaffung von Voraussetzungen, die eine optimale und effiziente Nutzung der Rheuma-Frühsprechstunde ermöglichen, sind zunächst strukturelle Veränderungen notwendig; diese betreffen unter anderem eine bessere Patientenselektion im Vorfeld und eine unkomplizierte Zuweisung von Patienten. Die erreichte Latenzzeit bis zur Vorstellung der Patienten ist zufriedenstellend, kann jedoch durch strengere Kriterien weiter optimiert werden. Die Vorselektion kann zum Beispiel durch eine fundierte Schulung der Primärärzte verbessert werden. Die Implementierung bildgebender Verfahren und moderner Seromarker können die diagnostische Trennschärfe in der Frühdiagnostik erhöhen und eine schnellere Diagnosestellung ermöglichen. Standardisierte Untersuchungsprotokolle, die eine Vergleichbarkeit unabhängig vom Untersucher erlauben, sind eine weitere wichtige Voraussetzung.


Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:22.05.2007
Dateien geändert am:22.05.2007
Promotionsantrag am:19.12.2006
Datum der Promotion:25.04.2007
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