Dokument: Remission des Kongenitalen Hyperinsulinismus nach konservativer Therapie: Normalisierung der β-Zellfunktion oder Progredienz zum Diabetes mellitus?
Titel: | Remission des Kongenitalen Hyperinsulinismus nach konservativer Therapie: Normalisierung der β-Zellfunktion oder Progredienz zum Diabetes mellitus? | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=46613 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20180919-101800-9 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Lachmann, Mark [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Thomas Meissner [Gutachter] Prof. Christian Herder [Gutachter] | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Hintergrund: Das heterogene Krankheitsbild des Kongenitalen Hyperinsulinismus (KHI) stellt eine der häufigsten Ursachen persistierender Hypoglykämien im Neugeborenen- und Kindesalter dar. Häufigste Ursache des KHI wiederum sind Mutationen des KATP-Kanals pankreatischer β-Zellen, welche eine Dysregulation der Insulinsekretion mit konsekutiven hyperinsulinämischen Hypoglykämien bewirken. Abhängig von der zugrunde liegenden Genetik, werden histopathologisch eine fokale und eine diffuse Form differenziert. Um neurologische Schäden durch rezidivierende Hypoglykämien zu verhindern, ist eine adäquate Therapie der betroffenen Patienten von eminenter Bedeutung. Sowohl medikamentöse als auch chirurgische Therapien stehen zur Verfügung, allerdings ist speziell bei diffusen Formen nach subtotaler Pankreatektomie eine hohe Inzidenz sowohl endokriner als auch exokriner Pankreasinsuffizienzen zu beachten. Zugleich kann bei einigen Patienten mit schwerem KHI nach variabler Dauer einer nicht-operativen, teils sehr intensiven, medikamentösen Therapie der Eintritt einer Remission beobachtet werden. Begünstigende Faktoren für einen Remissionseintritt, der zugrunde liegende Mechanismus der Remission sowie Implikationen für den weiteren klinischen Verlauf sind Gegenstand aktueller Forschung.
Zielsetzung: Neben der Analyse der klinischen Verläufe des gesamten Düsseldorfer Patientenkollektivs, diente die vorliegende Arbeit der Charakterisierung des hormonellen und metabolischen Profils von Patienten in Remission nach konservativer Therapie. Anhand der hormonellen und metabolischen Reaktionen auf Glukosebelastung und Fasten, sollte evaluiert werden, ob bei Patienten in Remission eine Normalisierung der initial gestörten Insulinsekretion stattfand, oder ob eine Insulinresistenz mit möglicher Progression zum scheinbar gegenteiligen Krankheitsbild, Diabetes mellitus, vorlag. Patienten und Methoden: Die retrospektive Datenanalyse basierte auf den Krankenakten sämtlicher Patienten mit KHI, welche zwischen 2002 und 2013 am Düsseldorfer Universitätskinderklinikum behandelt wurden. Von insgesamt 36 Patienten mit KHI kamen 8 Patienten innerhalb des Beobachtungszeitraums in Remission. Eine klinische Nachuntersuchung, an der 5 Patienten in Remission teilnahmen, umfasste einen oralen Glukosetoleranztest (OGTT) und einen altersadaptierten Fastentest. Ergebnisse: Bei 1 von 8 Patienten konnte ein früher Remissionseinritt (innerhalb des 1. Lebensjahres) beobachtet werden, während bei 7 anderen Patienten eine Remission erst im Alter von 2 bis 8 Jahren eintrat. Alle 4 Patienten, deren Plasmaglukosekonzentrationen initial nicht suffizient mittels Diazoxid zu stabilisieren waren und die deswegen bei schwerem Hyperinsulinismus zulassungsüberschreitend (off-label) mit Somatostatinanaloga behandelt wurden, gehörten zur Gruppe mit Remission nach dem 1. Lebensjahr. Der altersadaptierte Fastentest von 20 bzw. 24 h Dauer wurde von allen Patienten in Remission toleriert, ohne die Kriterien einer Hypoglykämie (Plasmaglukosekonzentration < 45 mg/dl) zu erfüllen oder Hypoglykämie-bedingte Symptome aufzuweisen. Im Verlauf des Fastentests zeigte sich parallel zur Abnahme der Plasmaglukosekonzentrationen (tBeginn: 99 ± 5 mg/dl vs. tEnde: 64 ± 6 mg/dl, p = 0,001) eine signifikante Abnahme der Insulinkonzentration (tBeginn: 60 ± 12 mU/l vs. tEnde: 7 ± 2 mU/l, p = 0,001). Dennoch bestand bei allen Patienten weiterhin eine Dysregulation der Insulinsekretion, welche sich im Fastentest erst durch die Nichtsupprimierbarkeit am Ende demaskierte (Insulinkonzentrationen > 90. Referenzperzentile). Die Insulin- und Plasmaglukosekonzentrationen im OGTT waren bei 4 Patienten normal. Ein Patient (Alter: 7 Jahre; BMI: 23,4 kg/m2, > 99. Perzentile) erfüllte im OGTT die Kriterien eines Diabetes mellitus (120min- Wert der Plasmaglukosekonzentration: 206 mg/dl) und wies darüberhinaus im Fastentest persistierend hohe Insulinwerte (13 ± 1,4 mU/l) bei niedrigen Plasmaglukosekonzentrationen (50,3 ± 1,4 mg/dl) auf. Schlussfolgerung: Patienten mit KHI können auch in schweren Fällen nach jahrelanger intensiver, medikamentöser und diätetischer Therapie in eine stabile Phase ohne Medikamentenbedarf und mit altersentsprechender Fastentoleranz kommen. Insgesamt scheint der Remission eine individuell unterschiedlich gewichtete Kombination aus Reduktion der ehemals übermäßigen Insulinsekretion der β-Zellen einerseits und Abnahme der peripheren Insulinsensitivität andererseits zugrunde zu liegen. Nach Eintritt der Remission sind daher regelmäßige Nachuntersuchungen zu empfehlen, um sowohl eine adäquate Fastentoleranz zu bestätigen, als auch um die Entwicklung eines Diabetes mellitus rechtzeitig zu erkennen. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 19.09.2018 | |||||||
Dateien geändert am: | 19.09.2018 | |||||||
Promotionsantrag am: | 01.06.2018 | |||||||
Datum der Promotion: | 24.07.2018 |