Dokument: Evaluierung onkologischer Ergebnisse, radiogener Nebenwirkungen und Lebensqualität nach Bestrahlung beim Analkarzinom
Titel: | Evaluierung onkologischer Ergebnisse, radiogener Nebenwirkungen und Lebensqualität nach Bestrahlung beim Analkarzinom | |||||||
Weiterer Titel: | Evaluation of the oncologic outcomes, the radiogenic side effects and the post-radiation quality of life in anal carcinoma patients | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=46251 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20180618-093550-8 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Hobarth, Nicole [Autor] | |||||||
Dateien: |
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Beitragende: | Prof. Dr. med Bölke Edwin [Gutachter] Priv. -Doz. Dr. med. Schauer, Matthias [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Analkarzinom, Strahlentherapie, Radioonkologie, Lebensqualität, Nebenwirkungen, Überlebenszeiten, Tumor, Karzinom | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | Einleitung: Das Analkarzinom zählt mit einem Anteil von 1,5% der gastrointestinalen Tumoren zu den seltenen malignen Erkrankungen. Die Inzidenz ist jährlich steigend und betrifft vermehrt Frauen sowie zunehmend insbesondere jüngere Männer. Seit den 1970er Jahren entwickelt sich die Therapie, unter Verbesserung der Überlebenszeiten, weg von der chirurgischen- hin zu einer kombinierten Radiochemotherapie. Ziel: Das Ziel der vorliegenden Studie war die Analyse der onkologischen Ergebnisse, der radiogenen Nebenwirkungen und der Lebensqualität nach einer Bestrahlung der Analkarzinome. Die Grundgesamtheit wird von 160 Patienten gebildet, die in dem Zeitraum von 01.01.1999-31.12.2013 in der Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie und Radioonkologie Düsseldorf behandelt wurden. Methodik: Die onkologischen Outcomes wurden retroperspektiv beschrieben und die Therapiemodalitäten und Wirksamkeit, die akuten Nebenwirkungen, das Langzeitüberleben, die Todesursachen sowie mögliche prognostische Faktoren untersucht. Um die strahlentherapeutischen Spätfolgen und die posttherapeutische Lebensqualität zu beurteilen wurde eine Querschnittsbefragung der noch lebenden Patienten durchgeführt. Die standardisierten Fragebögen EORTC QLQ-C30 und QLQ-C29 erfassten die Lebensqualität und die LENT-SOMA-Kriterien sowie mögliche Spätfolgen. Anschließend erfolgte ein alters- und geschlechtsnormierter Vergleich der Lebensqualität unseres Patientenkollektivs mit der deutschen Allgemeinbevölkerung. Ergebnisse: Das Therapieende der Patienten lag bei der Aktenrecherche durchschnittlich 91,31 Monate (Spanne: 20-194 Monate) zurück. Das 2-, 5- bzw. 10-Jahres Gesamtüberleben betrug 81,25%, 66,25% bzw. 60,62%, das krankheitsfreie Überleben 71,69%, 58,75% bzw. 52,20% sowie das kolostomafreie Überleben 72,50%, 59,38% bzw. 53,75%. Das 5-Jahres Gesamt-, das krankheitsfreie- und das kolostomafreie Überleben der Analkarzinompatienten war signifikant besser bei Tumoren der Tumorgröße T1/T2 im Gegensatz zu Tumorgröße T3/T4 und bei Behandlung mit kombinierter Radiochemotherapie im Gegensatz zu einer anderen Therapiemodalität. Durchschnittlich 82 Monate (Spanne: 18-186 Monate) nach Therapieende, mit einer durchschnittlichen Strahlendosis von 57,12 Gy, wurden in der LENT-SOMA-Kategorie „subjektiv“ nachfolgende, höhergradige Spätfolgen angegeben: als häufigste chronische Grad 3 Strahlentherapiespätfolgen wurden von den weiblichen Patienten eine dauerhafte Trockenheit der Vulva (58,62%) und seltene Befriedigung (25,00%) sowie von dem gesamten Patientenkollektiv eine verringerte Sphinkterkontrolle (38,00%) und Harnstrahlverminderung (23,00%) angegeben. Als häufigste Grad 4 Spätfolgen wurden von den weiblichen Patienten Amenorrhoe bzw. Gebärunfähigkeit (100,00% der bei Therapiebeginn < 50-jährigen Patientinnen), fehlende Befriedigung sowie Libido (53,57%) und unbeeinflussbare Dyspareunie (41,38%), von den männlichen Patienten Impotenz (42,86%), fehlender Samenerguss sowie Befriedigung (38,10%) und von allen Patienten unbeeinflussbare Sphinkterkontrolle (26,00%) genannt. Die mithilfe des QLQ-C30 ermittelte globale Lebensqualität der 50-59-jährigen, 60-69-jährigen und > 70-jährigen onkologischen Patienten zeigte eine, ohne signifikante Unterschiede, ähnlich bis klinisch relevant bessere Lebensqualität als die der jeweiligen Referenzgruppe. Insgesamt klagte das Patientenkollektiv der ≤ 60-jährigen im Vergleich zu der jeweiligen Referenzgruppe am häufigsten über eine herabgesetzte Lebensqualität. Die angegebenen Spätfolgen nahmen, verglichen zu den jeweiligen Referenzgruppen, mit zunehmendem Alter ab. Die 50-59-jährigen, männlichen Studienteilnehmer litten signifikant stärker an Diarrhoe, die weiblichen zeigten ein schlechteres körperliches Befinden und litten weniger an Übelkeit/Erbrechen und Appetitlosigkeit. In der Altersgruppe der 60-69-jährigen wurde von den weiblichen Patienten eine signifikant weniger Schmerzen sowie häufiger Diarrhoe angegeben, und von den männlichen Patienten weniger Übelkeit/Erbrechen und weniger Appetitlosigkeit. Die > 70-jährigen, männlichen Patienten litten signifikant weniger an Dyspnoe, Obstipation, Appetitlosigkeit, finanziellen Schwierigkeiten und Übelkeit/Erbrechen, die weiblichen Patienten signifikant seltener an Übelkeit/Erbrechen. Die insgesamt am häufigsten beklagten Symptome waren: Dyspareunie, Peinlichkeit wegen Stuhlgang, unfreiwilliges Darmgasentweichen, ungewollter Stuhlabgang, Sorge um Gewicht/Gesundheit, weibliches sexuelles Interesse, Schlafstörungen, Diarrhoe. Die Lebensqualität war signifikant schlechter bei Patienten weiblichen Geschlechts, analrandüberlappender Tumorlokalisation, einer Behandlung ohne kombinierter RCT und einer Radiotherapiegesamtdosis von > 50 Gy. Schlussfolgerung: Die onkologischen Ergebnisse, welche mit den internationalen Studienergebnissen vergleichbar sind, zeigen einen guten Therapiestandard. Höhergradige Spätfolgen der Strahlentherapie zeigen sich bei den Patienten unseres Kollektivs im Bereich der Geschlechtsorgane bzw. des Sexualverhaltens. Die Lebensqualität der überlebenden Analkarzinompatienten ist vergleichbar mit den jeweiligen geschlechts- und altersnormierten Referenzgruppen. Im Vergleich zu den jeweiligen Referenzgruppen zeigen jüngere Analkarzinompatienten eine insgesamt vermehrt beeinträchtigte Lebensqualität im Vergleich zu den älteren Patienten.Introduction: With a proportion of 1,5% of the gastrointestinal tumors, the anal carcinoma is one of the rare malignant diseases. The incidence is rising annually and affects both women and increasingly young men. Since the 1970s treatment has evolved from surgical therapy to combined radiochemotherapy enhancing survival times. Purpose: This study aims to analyze oncologic outcomes, radiogenic side effects and post-radiation quality of life in anal carcinoma patients. The sample of this study contains 160 anal carcinoma patients, treated in the period 01.01.1999-31.12.2013 at the Department of Radiation Oncology. Methods and Materials: The oncologic outcomes were described retrospectively. Therapy modalities and -effectiveness, acute side effects, long term survival rates, causes of death and potential prognostic factors were analyzed. To evaluate the radiogenic long-term effects and the post-treatment quality of life a cross-sectional survey of the surviving patients was conducted. The standardized questionnaires EORTC QLQ-C30 and QLQ-C29 were used as a tool to measure quality of life and the LENT-SOMA-Criteria to measure potential long-term effects, followed by an age- and gender adjusted comparison of our patient cohort’s quality of life to the German general population. Results: At the time of the medical record research the average period of time since the end of therapy was 91,31 months (range: 20-194 months). The 2-, 5- and 10-year overall survival rates of this study’s patient sample were 81,25%, 66,25% and 60,62%, the disease-free survival rates were 71,69%, 58,75% and 52,20% and the colostoma-free survival were 72,50%, 59,38% and 53,75%. Patients with an anal carcinoma of the tumor size T1/T2 or combined radiochemotherapy treatment showed a better 5-year overall-, disease-free- and colostoma-free survival rate than patients with tumors of the tumor size T3/T4 or an alternative treatment plan. 82 months (range: 18-186 months) after the end of therapy, with an average radiation dose of 57,12 Gy, the following long-term high-grade effects were identified by the LENT-SOMA-Category „subjective”: a permanent dryness of the vulva (58,62%) and rare satisfaction (25,00%) were identified amongst the female patients and a decreased sphincter control (38,00%) and urinary stream reduction (23,00%) were identified amongst the patient collective as the most common chronic grade 3 long-term radiation impacts. Amenorrhea and incapability of bearing children (100,00% of the female patients who were older age 50 at the start of the therapy), missing satisfaction and libido (53,57%) and uncontrollable dyspareunia (41,38%) were identified amongst the female patients, impotence (42,86%), missing ejaculation and satisfaction (38,10%) were reported amongst the male patients and uncontrollable sphincter control (26,00%) were reported amongst all patients as the common chronic grade 4 long-term radiation impacts. The global quality of life of the oncologic patients aged 50-59 years, 60-69 years and > 70 years was collected using the QLQ-C30 and showed without any significant differences a similar or a clinical relevant better quality of life compared to the reference groups. In comparison to the respective reference group the patient collective aged ≤ 60 complained the most about a reduced quality of life. Long-term effects compared with the respective reference group decreased with increasing age. Male patients aged 50-59 years suffered significantly more frequent from diarrhea and female patients reported a worse physical function and suffered less from nausea/vomiting and a loss of appetite. Female patients aged 60-69 years showed a significantly less pain and suffered more frequently from diarrhea and male patients suffered less frequent from nausea/vomiting and loss of appetite. Male patients aged > 70 years suffered significantly less from dyspnea, obstipation, loss of appetite, financial difficulties and nausea/vomiting and female patient suffered significantly less frequent from fatigue and nausea/vomiting. Overall, the most frequently reported symptoms were: dyspareunia, embarrassment due to stool, involuntary leak of intestinal gas, involuntary stool discharge, concern about weight/health, female sexual interest, sleep disturbances and diarrhea. Female patients, patients treated without combined radiochemotherapy or an overall radiation dose of > 50 Gy and an anal margin overlapping anal carcinoma, showed a significantly worse quality of life. Conclusion: The present oncologic outcomes were comparable with other international studies, thus showing a good therapeutic standard. Long-term high-grade radiotherapy effects of sexual organs and sexual behavior occurred in the current sample. The surviving anal carcinoma patients showed a similar quality of life compared to the particular gender- and age- adjusted reference groups. In comparison with particular gender and age adjusted reference groups, younger anal carcinoma patients show a significantly more impaired quality of life than older anal carcinoma patients. | |||||||
Quelle: | Siehe Quellenverzeichnis der Dissertation | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Bezug: | 01.01.1999 - 31.12.2013 | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 18.06.2018 | |||||||
Dateien geändert am: | 18.06.2018 | |||||||
Promotionsantrag am: | 15.08.2017 | |||||||
Datum der Promotion: | 14.06.2018 |