Dokument: Lebensaltersschätzung aufgrund des Razemisierungsgrades der Asparaginsäure: Einfluss von Dentinkaries

Titel:Lebensaltersschätzung aufgrund des Razemisierungsgrades der Asparaginsäure: Einfluss von Dentinkaries
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20180523-093439-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Sirin, Nazan [Autor]
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Dateien vom 18.05.2018 / geändert 18.05.2018
Beitragende:Prof. Dr. Ritz-Timme, Stefanie [Gutachter]
Prof. Dr. Hugger, Alfons [Gutachter]
Stichwörter:Lebensaltersschätzung, Razemisierung, Dentinkaries
Beschreibungen:Eines der präzisesten Verfahren zur Altersschätzung an Erwachsenen ist die Lebensaltersschätzung aufgrund des Razemisierungsgrades von Asparaginsäure (AAR) in Dentin. Voraussetzung für die Anwendbarkeit dieses Verfahrens ist die Verfügbarkeit geeigneten Untersuchungsmaterials. Bislang fordern einschlägige Vorgaben zur Qualitätssicherung, dass nur gesunde (nicht-kariöse) Zähne analysiert werden dürfen, was die Einsatzmöglichkeiten der Methode natürlich reduziert. Diese Einschränkung erfolgte vor dem Hintergrund der Annahme, dass die kariesinduzierte Proteindegradation zu Veränderungen der Razemisierungs-kinetik führt und die Ergebnisse der biochemischen Altersschätzung beeinflusst. Bislang war allerdings unklar, in welchem Ausmaß dies tatsächlich der Fall ist.

Ziel der vorliegenden Arbeit war deshalb die Klärung der Frage, ob und unter welchen Bedingungen Dentinproben aus kariös veränderten Zähnen zur forensischen Altersschätzung aufgrund der AAR in Dentin genutzt werden können. Zur Klärung dieser Frage wurden systematische Untersuchungen an standardisiert präparierten Dentinproben aus 25 kariösen sowie 38 gesunden Weisheitszähnen von Individuen mit bekanntem Lebensalter durchgeführt.

43,43 % der untersuchten kariösen Zähne (Gesamtdentin) lieferten zuverlässige Altersschätzwerte und befanden sich im gleichen Vertrauensintervall wie die gesunden Zähne von +/- 4 Jahren. Die restlichen Werte führten ausnahmslos zu falsch hohen Ergebnissen bis hin zu Fehlschätzungen von + 20 Jahren. Es zeigte sich kein klarer Zusammenhang zwischen dem Ausmaß der Streuung der Analysenergebnisse und dem makroskopischen Befund. Einerseits führte die Analyse auch stark kariös veränderter Zähne teils zu zuverlässigen Ergebnissen, andererseits betrafen die größten Abweichungen wider Erwarten Zahnproben, die makroskopisch kariesfrei erschienen.

Offenbar führte also eine kariesbedingte Proteindegradation zu einer Beschleunigung der Razemisierung von Asparaginsäure auch in Dentinarealen, die morphologisch unauffällig waren. Aus diesen Befunden und unter Berücksichtigung der Literatur lässt sich schließen, dass Karies offenbar deutlich umfassender zur Proteindegradation führt als der makroskopische, klinische Befund indiziert; dies betrifft auch Areale, die sich weit weg von der eigentlichen kariösen Läsion finden („Fernwirkung“). Der makroskopische Befund ist also weder klinisch bei der Präparation vor Restaurationen noch bei der biochemischen Altersschätzung geeignet, die Schädigung des Dentins auf molekularer Ebene zu erfassen.

Bei der biochemischen Altersschätzung können demnach Messergebnisse an kariösen Zähnen falsch hoch sein, ohne dass das Risiko einer solchen Abweichung aus dem Ausmaß des Kariesbefundes selbst ableitbar wäre. Für die Praxis wird deshalb empfohlen, möglichst kariesfreie Zähne zur Altersschätzung aufgrund der AAR in Dentin einzusetzen. In Fällen, in denen ausschließlich kariöse Zähne zur Verfügung stehen, sollten möglichst zwei oder mehr Zähne eines Individuums untersucht werden. Diskrepanzen in den Altersdiagnosen wären dann als Indiz für kariesinduzierte Fehler zu interpretieren.

Aspartic acid racemization (AAR) in dentine is the basis of one of the most accurate methods for age estimation in adult age. The usage of teeth with carious lesions for age estimation by this method has been questioned because caries induces protein degradation.

The aim of this work was to clarify (1.) the question whether and to what extent caries may influence the results of age estimation based on AAR and (2.) the question, if the analysis of dentine samples from caries-affected teeth may be useful after removal of the caries-affected tissue according to clinical standards.

Standardized prepared dentine samples from 38 healthy wisdom teeth and 25 caries-affected wisdom teeth were examined.

43,43 % of the caries-affected teeth (total protein) delivered satisfying results of age estimation with deviations up to +/- 4 years. However, the analyses of the remaining caries-affected teeth resulted in falsely high age estimates within up to + 20 years. The extent of deviations between estimated and real ages did not depend on the dimensions of the carious lesions; on the one hand caries-affected teeth with huge destructions delivered partly good results, on the other hand parts of the teeth with macroscopic sound dentine delivered falsely high results.

These data indicate a relevant protein degradation by caries even in dentinal tissue that appears healthy after preparation according to clinical standards. This means that the macroscopical appearance of dentinal tissue cannot give reliable information about the extent of damage on the molecular level.

Caries may induce falsely high results of age estimation based on AAR, even if the caries-affected tissue is removed according to clinical standards. Therefore we recommend to use only dentine samples from healthy teeth. If only caries-affected teeth are available, dentine samples from at least two or, if possible, more teeth from the same individual should be analyzed; relevant discrepancies in the results indicate caries-induced errors.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Rechtsmedizin
Dokument erstellt am:23.05.2018
Dateien geändert am:23.05.2018
Promotionsantrag am:28.09.2017
Datum der Promotion:08.05.2018
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