Dokument: Zum Wandel der Säuglingsernährung in der norddeutschen Landschaft Angeln zwischen 1950 und 1990. Eine Oral History-Studie
Titel: | Zum Wandel der Säuglingsernährung in der norddeutschen Landschaft Angeln zwischen 1950 und 1990. Eine Oral History-Studie | |||||||
Weiterer Titel: | Changes in infant feeding in the North German region Angeln between 1950 and 1990. An Oral History project | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=45836 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20180430-112858-3 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Blaas, Verena [Autor] | |||||||
Dateien: |
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Beitragende: | Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter] Prof. Dr. Höhn, Thomas [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Stillen, Säuglingsernährung, Oral History | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | Stillen birgt für den Säugling sowie für die Mutter zahlreiche physische als auch psychische Vorteile, dennoch stillen auffallend wenige Frauen ein halbes Jahr lang voll, wie von der Weltgesundheitsorganisation WHO und UNICEF gefordert. Die Gründe dafür sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen. Über das Stillverhalten in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts sind zwar quantitative Daten verfügbar, Informationen auf Ebene der Einzelnen existieren jedoch kaum. Die vorliegende retrospektive Kohortenstudie soll dazu beitragen, diese Kenntnislücke zu verkleinern und kann die vorhandene Datenlage mittels der angewandten Methode der Oral History um die individuellen Erfahrungen der Befragten ergänzen und so ein umfassenderes Bild der tatsächlich gelebten Säuglingspflege in einem ländlichen Raum über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten nachzeichnen. In diesem Zusammenhang werden die Möglichkeiten und Grenzen der Methode ausführlich diskutiert.
Im Rahmen der Studie einhundert Zeitzeugengespräche mit Frauen geführt, die zwischen 1950 und 1990 ihr erstes Kind in der norddeutschen Region Angeln zur Welt gebracht haben. In den Interviews wurde insbesondere auf die Umsetzung der Säuglingsernährung, entsprechende Einflussfaktoren, die Bedeutung von kommerzieller Säuglingsnahrung und den Stellenwert von sozialem Niveau und Bildung eingegangen. Die dynamischen Prozesse um das Stillverhalten der norddeutschen Frauen im Untersuchungszeitraum sind gekennzeichnet durch initial hohen Vollstillquoten in den 1950er Jahren, über sinkende Quoten in den 1960er Jahren und einem Tief in den 1970er Jahren sowie einer Trendwende in den 1980er Jahren. Ein halbes Jahr lang ausschließlich, wie von der WHO empfohlen, stillten in den Nachkriegsjahren jedoch nur 24 % der befragten Frauen, in den von zunehmender Technisierung und Medikalisierung gekennzeichneten 1960er 28 % und 1970er Jahren 20 % der Frauen. In den auf Ursprünglichkeit bedachten 1980er Jahren stillten 32 % der Angeliter Mütter sechs Monate lang ausschließlich. Als wesentliche Einflussgröße auf die Stillentscheidung konnte das soziale Umfeld der Frauen identifiziert werden, insbesondere eine stillbefürwortende Haltung der eigenen oder befreundeter Mütter und seit den 1980er Jahren zunehmend auch des Partners wirkten sich positiv aus. Darüber hinaus darf auch medizinischem Fachpersonal über den gesamten Untersuchungszeitraum eine gleich bleibend große Bedeutung beigemessen werden. Als häufigster Grund abzustillen wurde das Gefühl, nicht ausreichend Milch zu produzieren, gefolgt von körperlichen Gründen, genannt. Im angestellten Vergleich mit zeitgenössischen Untersuchungen zum Stillverhalten sowie zweier Oral History-Studien wird deutlich, dass die wesentlichen Einflussfaktoren sich über die vergangenen Jahrzehnte kaum verändert haben und sich somit erfolgsversprechende Ansatzpunkte für eine zielorientierte Stillförderung offenbaren.The physical and psychological benefits of breastfeeding are well established. The World Health Organization (WHO) and the United Nations Children’s Fund (UNICEF) recommend mothers to breastfeed for more than six months. Despite this, many women breastfeed for less than the recommended time period. The reason for this has been the subject of numerous research studies and there is quantitative data on breastfeeding habits in the second half of the last century based solely on professional opinions. Changes in infant feeding in the northern German region of Angeln 1950-1990 addresses a knowledge gap in the research and for the first time draws on the personal experiences of mothers and collates their oral histories to complement the contemporary data. The individual and personal experiences of a hundred new mothers revealed a comprehensive picture of infant care in Angeln over a 40 year period by spoken firsthand memories. The interviews focused on infant nutrition, direct influences on mothers, commercial baby food and the influence of social status and education on a mother’s decision to breastfeed. The research found that the breastfeeding habits of women in the Angeln region were characterised by an initial high quota in the 1950s, a decline in the 1960s, a low in the 1970s and a turnaround in the 1980s. Only 24% of the women interviewed exclusively breastfed for six months as recommended by WHO in the post-war years and with the increasing technology and medicalisation in the 1960s the figure rose to 28%, In the 1970s, it dropped to 20% and in the 1980s, a period where there was greater awareness of the benefits, 32% of the mothers exclusively breastfed for six months. The personal stories of the Angeln mothers revealed that the key influences on their decision to breastfeed included their social environment, support from their mother and other breastfeeding mothers and medical advice. In the 1980s, partner support was also a significant influence. The most common reason why women stopped breastfeeding included concerns about sufficient milk supply, followed by physical reasons. A comparison of the contemporary research and the oral histories found that the major factors of influence have changed little over the past decades. This additional supporting information provides an evidence based platform for promising changes in a target-oriented promotion of breastfeeding. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Bezug: | 1950 - 1990 | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin | |||||||
Dokument erstellt am: | 30.04.2018 | |||||||
Dateien geändert am: | 30.04.2018 | |||||||
Promotionsantrag am: | 08.08.2017 | |||||||
Datum der Promotion: | 24.04.2018 |