Dokument: Konzeption zur Bestimmung einer dynamischen Zinsbuch-Benchmark für das Bank-Treasury

Titel:Konzeption zur Bestimmung einer dynamischen Zinsbuch-Benchmark für das Bank-Treasury
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20180220-105113-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:Dr. Ophorst, Pascal [Autor]
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Dateien vom 14.02.2018 / geändert 14.02.2018
Stichwörter:Treasury, Zinsbuch, Zinsbuch-Benchmark
Dewey Dezimal-Klassifikation:300 Sozialwissenschaften, Soziologie » 330 Wirtschaft
Beschreibung:Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie der Wertschöp-fungsbeitrag der zentralen Steuerungsebene einer Bank nachhaltig optimiert werden kann. Die Untersuchung fokussiert sich dabei ausschließlich auf die im Rahmen der Zinsbuchsteuerung erwirtschafteten Ergebnisse der Zentraldisposition . Diese bemessen in erster Linie den Erfolg aus Fristentransformation, d.h. das Ergebnis aus der Kombination unterschiedlicher Zinsbindungsfristen von Aktiv- und Passivpositionen einer Bank. Ergebnisbeiträge, die in Folge von Marktzinsänderungen eintreten, liegen dieser Systematik folgend vollständig im Verantwortungsbereich der Zentraldisposition.
Das theoretische Grundgerüst für die Verortung der beschriebenen Erfolgsverantwor-tung auf der Ebene der Zentraldisposition fußt im Wesentlichen auf dem Postulat der Trennung von präferenzabhängigen und präferenzunabhängigen Entscheidungen einer Bank: Während die Zahlungsströme im Kundengeschäft primär die Präferenzen der Marktteilnehmer im Hinblick auf Produktgestaltung und -laufzeit widerspiegeln, obliegt der Zentraldisposition die Verantwortung für die nachträgliche Anpassung des mit den Kundenzahlungsströmen verbundenen (Zins-)Risikoprofils an die individuelle Risikoneigung der Bank. Demnach ist auch die Beibehaltung bzw. nur unwesentliche Anpassung von im Kundengeschäft entstandenen Inkongruenzen im Zinsbuch als bewusste Entscheidung der Zentraldisposition zu interpretieren.
Auf Basis historischer Daten lässt sich für den deutschen Bankensektor konstatieren, dass die verantwortlichen Steuerungsebenen – zur Generierung zusätzlicher Margen – bewusst asymmetrische Zinsbindungsfristen eingehen bzw. zulassen. Im längerfristigen Durchschnitt machte das (nach barwertigen Prinzipien bemessene) Fristentransformationsergebnis für in Deutschland ansässige Banken etwa ein Fünftel des Zinsergebnisses aus (Schwankungsbreite von 5 % bis 40 %). Angesichts des signifikanten und gleichzeitig stark volatilen Ergebnisbeitrages aus Fristentransformation besteht aus Gesamtbank-Perspektive die Notwendigkeit für einen wertorientierten und effizienten Zinsbuch-Steuerungsansatz, der Rendite und Risiko gleichermaßen berücksichtigt. Entsprechend haben sich in Praxis und wissenschaftlicher Literatur Konzepte auf Basis einer barwertig bemessenen, risikoadjustierten Performance-Steuerung des Zinsbuches einer Bank, insbesondere auf Basis des RORAC-Konzeptes („Return on Risk Adjusted Capital“), weitgehend durchgesetzt.
Hierbei gilt es, seitens der Zentraldisposition zunächst eine Zinsbuch-Benchmark zu definieren, die eine unter geringen Transaktionskosten jederzeit umsetzbare, aus Rendite-Risiko-Sicht effiziente Zinsbuch-Ausrichtung darstellt. Effiziente Zahlungsstrom-Strukturen zeichnen sich dabei dadurch aus, dass keine alternative Zinsbuch-Ausrichtung existiert, die bei gleicher oder höherer erwarteter Rendite ein geringeres Risiko aufweist bzw. bei einem geringeren oder gleichen Risiko mit einer höheren erwarteten Rendite einhergeht. Die so definierte Steuerungsgröße bildet die Grundlage für das eigentliche Zinsbuchmanagement: Während die Benchmark bei aktiven Steuerungsstrategien, die auf Basis bankinterner Zinsprognosen umgesetzt werden, als Vergleichs- und Bewertungsmaßstab dient und Anpassungsprozesse bei einer nicht dauerhaft effizienten Steuerung anstößt, definiert sie bei passiven Strategien, die sich konsequent an der definierten Steuerungsgröße orientieren, unmittelbar die zu realisierende Zinsbuch-Ausrichtung. Eine effiziente Zinsbuch-Benchmark ist folglich für ein nachhaltiges Zinsbuch-Management unabdingbar. Die Wahl der Benchmark ist dabei von der Frage, welche konkrete Strategie verfolgt wird, zu trennen und sollte der Beantwortung dieser grundsätzlich vorgelagert sein. Damit stellt die Benchmark das zentrale Instrument zur Sicherstellung einer langfristig effizienten Zinsbuchssteuerung dar.
In der Praxis verbreitete Benchmark-Konzepte konzentrieren sich weitgehend auf am Markt beobachtbare Rendite-Risiko-Profile wie Renten-Indizes, deutsche Bundesanlei-hen (i.d.R. gleitender Fünf- oder Zehnjahresdurchschnitt) oder kurzfristige Anlagen mit risikoloser Verzinsung. In der Regel folgt die Benchmark-Bestimmung hierbei einem statischen Ansatz, bei dem die Steuerungsgröße einmalig, d.h. ohne regelmäßige Überprüfung der Eignung, festgelegt wird. Die Vorzüge eines statischen Ansatzes liegen beispielsweise in einer geringen Kostenstruktur. So entfallen IT- und Personalaufwand für die regelmäßige (Neu-)Feststellung einer geeigneten Benchmark. Zudem fallen im Rahmen von passiven Strategien nur geringe Transaktionskosten an, da keine regelmäßige Neupositionierung erfolgt. Des Weiteren geht ein statischer Ansatz unmittelbar mit der zeitlichen Konstanz der Benchmark einher, was Vorteile im Zusammenhang mit Aspekten wie (interner und externer) Nachvollziehbarkeit und Kontrollierbarkeit bietet.
Allerdings ist die Wahl einer im Zeitverlauf konstanten Zinsbuch-Benchmark unter Effizienzgesichtspunkten mit einem erheblichen Problem behaftet: Veränderte Zinsmarktparameter, wie etwa eine veränderte Kurvenform, spiegeln sich bei dieser Vorgehensweise nicht in einer Anpassung der Zinsbuch-Benchmark wider. Dabei wird vernachlässigt, dass sich mit einer Veränderung des Zinsumfeldes auch die zu erwartende Vorteilhaftigkeit einer ausgewählten Zinsbuchstrategie (aus Rendite-Risiko-Sicht) ändert. Dieselbe (statische) Benchmark kann folglich nicht in allen Ausgangs-Zinsszenarien das formulierte Effizienz-Kriterium erfüllen.
Für ein nachhaltiges und jederzeit effizientes Zinsbuchmanagement ist es demnach erforderlich, dass die Zinsbuch-Benchmark im Rahmen eines dynamischen Konzeptes regelmäßig aktualisiert wird. So sollte die Benchmark – auf Basis objektiver Kriterien – jeweils so (neu) festgelegt werden, dass sie im Positionierungszeitpunkt eine aus Rendite-Risiko-Sicht effiziente Strategie abbildet. Hierzu ist es erforderlich, dass im Rahmen des Benchmark-Festsetzungsprozesses systematisch alle relevanten Informationen im Hinblick auf die Haupteinflussgrößen des Fristentransformationsergebnisses berücksichtigt werden.
Derart dynamische Konzepte zur (Neu-)Bestimmung einer Zinsbuch-Benchmark werden in der Literatur jedoch nicht bzw. nur unzureichend beschrieben. Während über die Notwendigkeit und Funktionsweise einer Benchmark für Steuerungszwecke des Zinsbuches in der relevanten Fachliteratur Einigkeit besteht, wird in Bezug auf die konkrete Ausgestaltung der Steuerungsgröße vielfach lediglich auf das Kriterium einer effizienten Anlagemöglichkeit verwiesen. Theoretisch fundierte bzw. modellbasierte Konzepte zur Identifizierung einer (jederzeit) effizienten Zinsbuch-Benchmark sind in der wissenschaftlichen Literatur nicht zu finden. Größtenteils wird in Bezug auf mögliche Benchmarks vielmehr auf in der Praxis gängige Benchmark-Konzepte verwiesen. Standardwerke wie Schierenbeck (2003) oder Menninghaus (2001) nennen konkret einen Rentenperformance-Index (bspw. den REXP) oder den kurzfristigen Geld- und Kapitalmarktsatz für die Dauer der Periode als mögliche Benchmarks. Letztere Variante ist dabei als die einfachste Form einer möglichen Benchmark zu betrachten, da jedes positive Ergebnis (unabhängig von der Höhe) bereits als Erfolg bzw. Überperformance gegenüber der Benchmark zu werten wäre. Die Österreichische Zentralbank beschreibt in ihrem Leitfaden zum Management des Zinsrisikos im Bankbuch neben Rentenindizes auch Anlagen auf Basis gleitender Durchschnitte als mögliche Benchmarks, ohne jedoch methodisch zu präzisieren, wie ein effizienter Laufzeitenmix identifiziert werden kann. In verschiedenen Fachzeitschriften werden ebenfalls Anlagemöglichkeiten auf Basis gleitender Durchschnitte, oftmals gleitende Fünf- oder Zehnjahresdurchschnitte, genannt. Vereinzelt finden sich in Fachaufsätzen auch konkretere Empfehlungen für die Aufstellung einer optimalen Benchmark. Wegner/Sievi/Schumacher beschreiben bei-spielsweise die Herleitung einer Zinsbuch-Benchmark auf Basis einer historischen Analyse des Rendite-Risiko-Profils verschiedener Ausrichtungsformen. Formale Konzeptionen für die Herleitung einer dynamischen Benchmark sind allerdings auch in Fachaufsätzen nicht zu finden. An dieser Stelle setzt die vorliegende Arbeit an, wobei wie beschrieben nicht auf bestehende Modelle zurückgegriffen werden kann.
Ziel der Untersuchung ist es, ein Konzept für die Bestimmung einer dynamischen Zinsbuch-Benchmark zu entwickeln, anhand dessen die Zentraldisposition einer Bank unter systematischer Berücksichtigung der Hauptdeterminanten für das Fristentransformationsergebnis in die Lage versetzt wird, die im Entscheidungszeitpunkt aus Rendite-Risiko-Gesichtspunkten effizienten Fristentransformationsstrategien zu identifizieren. Hierfür wird insbesondere untersucht, wie die in der Zinskurve enthaltenen Informationen zur Beurteilung der relativen Attraktivität verschiedener Zinsbuch-Ausrichtungen (methodisch) herangezogen werden können. Die nachgelagerte Entscheidung, ob die identifizierten effizienten Strategien im Rahmen eines passiven Steuerungsansatzes umgesetzt oder als Vergleichs- und Bewertungsmaßstab einer aktiven Strategie herangezogen werden, obliegt letztlich der jeweiligen Zentraldisposition und ist nicht Gegenstand der Untersuchung.
Aus wissenschaftlicher Sicht soll die Erarbeitung eines Modells bzw. einer Konzeption zur Ableitung einer dynamischen Zinsbuch-Benchmark dazu beitragen, die diesbezügliche Forschungslücke zu adressieren und weitere Untersuchungen in diesem Gebiet anzustoßen. Die Modellierung des Zusammenhangs zwischen Zinsstrukturkurve und Rendite-Risiko-Profil verschiedener Zinsbuch-Ausrichtungen sollte dazu beitragen, das wissenschaftliche Verständnis für die Verknüpfung der beiden Aspekte zu schärfen und einen möglichen Weg für konzeptionelle Vertiefungen aufzuzeigen.
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Fachbereich / Einrichtung:Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät » BWL, insbes. Finanzdienstleistungen
Dokument erstellt am:20.02.2018
Dateien geändert am:20.02.2018
Promotionsantrag am:04.08.2017
Datum der Promotion:19.12.2017
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