Dokument: Untersuchungen zur Reaktivität von ausgewählten Phosphanen und Phospheten gegenüber Lewis-Säuren

Titel:Untersuchungen zur Reaktivität von ausgewählten Phosphanen und Phospheten gegenüber Lewis-Säuren
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20171106-131748-8
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:M.Sc. Gün, Hülya [Autor]
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Dateien vom 06.11.2017 / geändert 06.11.2017
Beitragende:Prof. Dr. Frank, Walter [Gutachter]
Prof. Dr. Ganter, Christian [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:500 Naturwissenschaften und Mathematik » 540 Chemie
Beschreibung:Im Rahmen der vorliegenden Dissertation ist es gelungen, die
Festkörperstruktur des seit dem Jahre 1981 literaturbekannten
2-chlor-substituierten Diazaphosphasiletidins
Me2Si(NtBu)2PCl (1) aufzuklären, dadurch die Reihe der
Diazasilaelementetidine Me2Si(NtBu)2ElCl mit El = As, Sb und
Bi, deren Festkörperstrukturen bereits vor etwa 30
Jahren bestimmt werden konnten, um das entsprechende
Phosphorderivat zu erweitern und allgemeine Trends innerhalb dieser homologen Reihe,
basierend auf ausgewählten Strukturdaten, abzuleiten. Die im Festkörper von 1 gefundene
Anordnung zu zentrosymmetrischen „Dimeren“ unterstützt, in Kombination mit aufgeweiteten
P─Cl-Bindungen innerhalb der molekularen Bausteine, die zuvor mittels dynamischer NMRUntersuchungen
von 1 gewonnenen Erkenntnisse sowie die vorgeschlagene Austauschreaktion.
Ein weiteres Augenmerk galt weiterführenden Untersuchungen zur Reaktivität
ausgewählter vier- bis sechsgliedriger N-heterocyclischer Chlorphosphane,
deren Rückgrat entweder aus einer Silylgruppe oder Ethylen- bzw.
Propylenkette besteht, gegenüber den Lewis-Säuren Bor-, Aluminium- und
Galliumtrichlorid. Hierbei konnten zwei Lewis-Säure-Addukte von Diazaphosphasiletidinen,
Me2Si(NtBu)2P(BCl3)Cl (2) und Ph2Si(NtBu)2P(BCl3)Cl
(3), sowie die Phospheniumsalze 4 – 9 dargestellt und umfassend mittels
Multikern-NMR- bzw. Schwingungsspektroskopie, Elementaranalyse,
Massenspektrometrie sowie der Einkristallstrukturanalyse (ausgenommen 6) charakterisiert
werden. Die beiden Lewis-Säure-Addukte 2 und 3 offenbaren ein interessantes Verhalten in
Lösung, das sowohl mittels konzentrations- als auch temperaturabhängiger NMR-Untersuchungen
näher verfolgt und als Resultat einer intramolekularen Austauschreaktion
identifiziert werden konnte, wobei im Falle des phenyl-substituierten Derivates eine höhere
Energiebarriere überwunden werden muss als im Falle der methyl-substituierten Verbindung.
Bemerkenswerterweise können diese Befunde sowohl mit röntgenographisch als auch quantenchemisch
ermittelten Molekülstrukturdaten in Einklang gebracht werden.Die gewählten Chlorphosphane zeigten gegenüber der Lewis-Säure BCl3 mit der Bildung der
Lewis-Säure-Addukte 2 und 3 einerseits sowie der Phospheniumsalze 6 und 7 andererseits
auffällige Reaktivitätsunterschiede. Eine plausible Erklärung hierfür und die offensichtlich unterschiedlichen
P─Cl-Bindungsstärken lieferte eine genaue Analyse der jeweils vorliegenden
Bindungssituation. In Abhängigkeit des jeweiligen Rückgrates ergeben sich unterschiedliche
Bindungsbeiträge, die entweder zu einer Erhöhung oder Verringerung der Lewis-Basizität an
den N-Atomen führen und durch den Effekt der n(N)-σ*(P-Cl)-Hyperkonjugation eine
Schwächung oder Stärkung der P─Cl-Bindung bewirken.
Der destabilisierende Einfluss der genannten Hyperkonjugation auf die
P─Cl-Bindung im Festkörper wird insgesamt vermindert, wenn das
Diazaphosphasiletidin Me2Si(NtBu)2PCl (1) in die entsprechenden
W(CO)5- bzw. BCl3-Addukte Me2Si(NtBu)2P(W(CO)5)Cl (I) bzw.
Me2Si(NtBu)2P(BCl3)Cl (2) überführt wird. Im Falle von 2 tragen MO-Betrachtungen
in Kombination mit NBO-Populationsanalysen zum Verständnis
der P─Cl-Bindungslängenverkürzung bei. In I bietet eine durch
das Metallatom des W(CO)5-Fragmentes verminderte Elektronendichte
am P-Atom und damit einhergehende Erhöhung des Phosphoniumcharakters
des Phosphorzentrums eine alternative Erklärung für die P─Cl-Bindungsstärkung.
Auch im Bereich viergliedriger, ungesättigter Phosphorheterocyclen konnten durch Umsetzungen
des 1λ5,3λ5-Tetraphosphets [{Me2Si(NtBu)2P2}2] (II) mit den Lewis-Säuren BCl3 und
GaCl3 wertvolle Erkenntnisse hinsichtlich der Reaktivität gewonnen werden. Die Einzigartigkeit
der Reaktionsprodukte [{Me2Si(NtBu)2P2(BCl3)0,5}2] (10) und [{Me2Si(NtBu)2P2(GaCl3)0,5}2] (11)
liegt nicht nur in der erstmaligen Synthese von Lewis-Säure-
Monoaddukten von Phospheten, sondern auch im, verglichen
mit II, erstaunlichen Einfluss der Komplexierung sowohl auf
31P-NMR-Resonanzen als auch auf Bindungsverhältnisse im
Festkörper begründet. Mittels Spektrensimulationen kombiniert
mit quantenchemisch ermittelten, absoluten Abschirmungen
konnten die 31P-NMR-Spektren erfolgreich ausgewertet und verlässliche Zuordnungen
vorgenommen werden. Als geeignete Strukturmodelle zur Beschreibung der Bindungsverhältnisse
im zentralen P4-Ring, sowohl im Festkörper als auch in der Gasphase, werden neben
einem delokalisierten π-System ein bisylidisches oder cyclisches Triphospheniumion enthaltendes
Ringsystem herangezogen, wogegen das
Modell eines intern Lewis-Base-stabilisierten
Phosphinidens, das seinerseits als Donor für eine
Lewis-Säure fungiert, ungeeignet ist.
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Chemie » Anorganische Chemie und Strukturchemie
Dokument erstellt am:06.11.2017
Dateien geändert am:06.11.2017
Promotionsantrag am:24.08.2017
Datum der Promotion:04.10.2017
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