Dokument: Die interdisziplinäre Gewaltopferambulanz am Institut für Rechtsmedizin: Analyse der ersten vier Jahre und Vergleich zur vorherigen Versorgungsstruktur

Titel:Die interdisziplinäre Gewaltopferambulanz am Institut für Rechtsmedizin: Analyse der ersten vier Jahre und Vergleich zur vorherigen Versorgungsstruktur
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20170921-104140-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Jungnitsch, Jeannie [Autor]
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Dateien vom 13.09.2017 / geändert 13.09.2017
Beitragende:PD Dr. med. Graß, Hildegard [Gutachter]
Prof. Dr. Lögters, Tim [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Einleitung: Obwohl Gewalt eines der weltweit größten Gesundheitsrisiken darstellt, ist sie noch immer ein unzureichend thematisiertes Problem in der Gesundheitsversorgung. Eine Prävalenzstudie in Deutschland (Müller et al., 2004) konnte z. B. zeigen, dass jede vierte Frau bereits mindestens einmal Opfer von Gewalt in Paarbeziehungen wurde. Diese Zah-len liegen im europäischen Vergleich im mittleren bis oberen Bereich. Die kurz-, mittel- und langfristigen Folgen von Gewalt sind auf allen Ebenen (körperlich, psychisch und psychosomatisch) zu finden und verursachen hohe gesamtgesellschaftliche und volks-wirtschaftliche Kosten. Es sollte daher ein Bewusstsein für dieses gesamtgesellschaftliche Problem bestehen und eine zunehmende Enttabuisierung stattfinden. Realisiert wird dies z. B. durch die Aktionspläne der Bundesregierung und der gesetzlichen Verankerung mit Hilfe des Gewaltschutzgesetzes. Die auf den Weg gebrachten Interventionsprojekte, wie die hier zu untersuchende neu implementierte Gewaltopferambulanz am Institut für Rechtsmedizin des UKD, helfen bei der Umsetzung der Ziele zur Bekämpfung von Gewalt und der Verbesserung der Gewaltopferversorgung.
Ziele der Arbeit: Durch die Initiative des Institutes für Rechtsmedizin des UKD wurde das Angebot hinsichtlich der Betreuung von Gewaltopfern am UKD neu gestaltet und im Jahr 2007 mit dem Konzept der Gewaltopferambulanz implementiert. Inwiefern dieses neue Angebot angenommen wird und welche Entwicklung sich erkennen lässt, soll mit Hilfe dieser Arbeit erörtert werden.
Material und Methode: Ausgewertet wurden solche Patientenakten aus dem Archiv des Institutes für Rechtsmedizin des UKD, die einen unmittelbaren und/oder mittelbaren Kon-takt mit lebenden Personen nach einer Gewalterfahrung betreffen. Die Auswertung bein-haltet Falldaten aus dem Jahr 2004, im Sinne einer exemplarischen Basiserhebung als Vergleichsjahr und dem Zeitraum von 2007 bis 2010, um die Entwicklung des Angebotes zu betrachten. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine retrospektive, deskriptive Analyse, die mittels des Programms Microsoft Excel 2007 bearbeitet wurde.
Ergebnisse und Diskussion: Die Ergebnisse konnten darlegen, dass das Angebot der Gewaltopferambulanz angenommen und vermehrt in Anspruch genommen wird. Dies zeigen die Fallzahlen, die, verglichen mit dem exemplarischen Basisjahr vor der Imple-mentierung um das Siebenfache angestiegen sind. Insbesondere stellen sich Frauen vor. Die positive Resonanz auf ein solches Angebot konnte auch in anderen Studien gezeigt werden. Des Weiteren konnte die Auswertung zeigen, dass durch ergänzende Initiativen (bspw. die Kinderschutzgruppe) und Aufklärungsarbeit das Bewusstsein für die Relevanz dieser Thematik weiter gesteigert werden konnte. Die erfolgreiche Vernetzung innerhalb des UKD konnte mit Hilfe der vergleichenden Daten aus der Unfall- und Handchirurgie gezeigt werden; viele Gewaltopfer kamen in Vermittlung der Unfall- und Handchirurgie. Bezüglich der Opfer-Täter-Beziehung lässt sich festhalten, dass die Aggressoren, mehr-heitlich männlich (83 %) und dem Opfer in den meisten Fällen bekannt waren (61 %), wo-bei es sich in den meisten Fällen um (Ex-) Partner handelte (46 %). Das weibliche Ge-schlecht war v. a. von intimate partner violence (IPV) (45 %), Kindesmisshandlung (20 %) und sexueller Gewalt (13 %) betroffen, wohingegen Jungen eher von Kindesmisshand-lungen (36 %) und Männer von öffentlicher Gewalt (30 %) betroffen waren. Hinsichtlich der Organisation der Gewaltopferambulanz erwies sich das Beratungstelefon als hilfreiche Maßnahme. In der Mehrheit der Fälle (46 %) war bereits eine telefonische Auskunft aus-reichend, in anderen Gesprächen konnte die Sinnhaftigkeit einer Untersuchung erörtert und ggf. ein Termin vereinbart werden, wodurch unnötige Wartezeiten in der Gewaltop-ferambulanz vermieden werden können. Die Analyse konnte außerdem zeigen, dass die Qualität der Dokumentation mit der Implementierung der Gewaltopferambulanz zuge-nommen hat und ein sehr hohes Niveau aufweist.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Rechtsmedizin
Dokument erstellt am:21.09.2017
Dateien geändert am:21.09.2017
Promotionsantrag am:15.10.2015
Datum der Promotion:29.08.2017
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