Dokument: Die Stillthematik im Spiegel von Mutter und Kind Vierteljahrsschrift für Säuglingsfürsorge 1908-1922 mit einem Index der Beiträge
Titel: | Die Stillthematik im Spiegel von Mutter und Kind Vierteljahrsschrift für Säuglingsfürsorge 1908-1922 mit einem Index der Beiträge | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=42676 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20170623-105332-6 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Kalscheur, Laura [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter] Univ.-Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter] | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Die hohe Säuglingssterblichkeit Ende des 19. Jahrhunderts wurde vielerorts als bedrohlich wahrgenommen. Als ursächlich wurde rasch die Ernährungsform der Säuglinge herauskristallisiert, da gravierende Überlebensnachteile von Flaschenkindern gegenüber
Brustkindern nachgewiesen werden konnten. Diesem Prozess mittels gesundheitlicher Aufklärung entgegenzuwirken, wurde das zentrale Anliegen vieler sich gründender Vereine und Institutionen zur Säuglingsfürsorge. Zentrales Kernstück sollte hierbei die Belehrung sowie die Vermittlung über die richtige Ernährungsform - ergo dem Stillen - sein. Dieses Ziel verfolgte auch der Verein für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf, der hierzu die Zeitschrift ‚Mutter und Kind - Vierteljahrsschrift für Säuglingsfürsorge 1908 – 1922‘ unter der Redaktion von Schloßmann und Baum, als ‚Volksbelehrungsblatt‘ veröffentlichte. Die nachfolgende Studie untersucht theoriegeleitet und systematisch mit Hilfe der qualitativen und quantitativen Inhaltsanalyse den gesamten Erscheinungszeitraum der Zeitschrift von 1908 - 1922, unterteilt in vier thematische Hauptkategorien ‚Stillen‘, ‚Künstliche Ernährung‘, ‚Hebammen‘ und ‚Maßnahmen und Ergebnisse zur Hebung der Stillquote‘. Zentrale Fragestellungen sind hierbei die Haltung der Zeitschrift zur Ernährungsfrage und deren diesbezügliche Argumentationslinie sowie deren Strategien zur Implementierung des gesundheitlichen Wissens und Durchsetzung ihrer Postulate in der Bevölkerung. Die Analyse illustriert, dass zahlreiche Artikel in der Zeitschrift die Ernährungsthematik aufgreifen. Außerordentlich deutlich wird hierbei eine positive Haltung zum Stillen hin und gegen die Flaschennahrung. Argumentativ stehen physische Vorteile des Kindes sowie der Mutter im Vordergrund. Beachtenswert ist aber auch der Aspekt, dass neben der rein physischen Argumentationskette ebenso eine innigere Beziehung von Mutter und Kind durch das Stillen deklariert wurde. Der Hebammenschaft als Hauptadressaten wurde eine zentrale Rolle in der Wissensvermittlung zugeschrieben. Dies wird vornehmlich dadurch begründet, dass zahlreiche Frauen zur damaligen Zeit fast ausschließlich Kontakt zur Hebamme und nicht zum Arzt hatten. Neben der rein textlichen Wissensvermittlung bedient sich die Redaktion der Zeitschrift speziell stilistischer und visueller Mittel zur Unterstreichung ihrer Forderungen und Popularisierung des Wissens. Gezielt ausgewählte Bilder gestillter, gesund wirkender und nicht-gestillter, morbid aussehender Säuglinge zur Kontrastierung erfreuten sich besonderer Beliebtheit. Erfahrungsberichte, die von Hebammen oder Fürsorgerinnen verfasst worden sind, sowie Falldarstellungen von Müttern sollten ein Gemeinschaftsgefühl generieren und somit eine erhöhte Akzeptanz der Forderungen erreichen. Äußerst positiv wurden auch die ergriffenen Maßnahmen des Vereins wie unter anderem die Mütterberatungsstellen und Wanderlehrerkurse dargestellt. Resümierend muss der Zeitschrift eine kritische Haltung gegenüber eingenommen werden. Ein Diskurs zu der Ernährungsthematik sowie eine objektive Darstellung der Maßnahmen des Vereins sind nur punktuell nachweisbar. Ebenso fehlt insbesondere der Wissenstransfer in die alltägliche Welt der arbeitenden Leserinnen sowie konkrete Hilfestellungen bei Problemen. Die Zeitschrift selbst agiert unter der Handlungsmaxime einer aufklärerischen pädiatrischen Bewegung mit der Zielsetzung zur moralischen Erziehung. Eine Hinwendung zur naturwissenschaftlichen Argumentation, wie es für das erste Viertel im 20. Jahrhundert typisch wäre, erfolgte dagegen lediglich ausschnittsweise. Als zentrale begünstigende Determinante für das Stillen muss daher, anstelle der Zeitschrift selbst, schlussfolgernd vielmehr ein komplexes Gefüge sich verändernder Lebensumstände zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesehen werden. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin | |||||||
Dokument erstellt am: | 23.06.2017 | |||||||
Dateien geändert am: | 23.06.2017 | |||||||
Promotionsantrag am: | 23.04.2016 | |||||||
Datum der Promotion: | 07.06.2017 |