Dokument: Multicenterstudie über die Therapieoptionen bei Infektion mit Giardia lamblia

Titel:Multicenterstudie über die Therapieoptionen bei Infektion mit Giardia lamblia
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20170517-115052-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Poursanidis, Soumaya [Autor]
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Dateien vom 17.05.2017 / geändert 17.05.2017
Beitragende:Prof. Dott. (Univ. Pisa) Richter, Joachim [Gutachter]
Prof. Dr. MacKenzie, Colin R. [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Die Lambliasis, syn. Giardiasis ist eine Infektion des menschlichen Dünndarms mit dem Protozoon Giardia lamblia. Es handelt sich um eine weltweit übertragene Infektionskrankheit. Die Analyse der geläufigen Therapievorgehensweisen aus vier tropenmedizinischen Zentren (TMZ), soll ermöglichen, Therapiekonzepte der unkomplizierten, aber auch der multipharmakoresistenten Lambliasis zu optimieren.
An der Studie beteiligten sich vier deutsche Zentren, Düsseldorf (D), Berlin (B), München (M) und Tübingen (Tü). Die retrospektive Datenbank umfasste 629 Patienten. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 36,6 ± 14,6 J. (min. 1 bis max. 74 Jahre). Die Datensammlung wurde im Zeitraum von 2007 bis 2012 nach standardisiertem Formular erbracht. Anamnese und spezielle Informationen zum Therapiekonzept und -Erfolg wurden erfasst. Die Diagnostik durch mikroskopische Untersuchung von angereicherten Stuhlproben und/oder molekularbiologischer Tests, erfolgte in allen Zentren einheitlich. Die Datenerhebung erfolgte mittels MS-Access-Datenbank. Die statistische Datenauswertung wurde mittels „MS-Excel“ und dem freien statistischen Programm „R“ (The R Foundation for Statistical Computing), Version 2.14.2 (2012-02-29), realisiert. Die grafischen Darstellungen wurden durch das Programm „R“, MS-Excel und MS-PowerPoint generiert.
Die Geschlechterverteilung des Kollektivs war vergleichbar. Patienten zwischen dem 20.-30. Lebensjahr waren am häufigsten von der Lambliasis betroffen. Die Reiseländerverteilung, in der die Infektion erworben wurde, war nicht homogen: am häufigsten wurde die Infektion im indischen Subkontinent, gefolgt von Afrika und Südamerika, erworben. Die Erstwahl der Substanzgruppe zeigte sich bei allen TMZ als vergleichbar: hier wurde die Gruppe der 5-Nitroimidazole (NI), vorrangig Metronidazol und Tinidazol, gegenüber Zweitlinien-Medikamenten (ZM) favorisiert. In den Zentren D, B und Tü wurde Tinidazol als Ersttherapeutikum eingesetzt, in M. Metronidazol. ZM umfassten die Benzimidazole Albendazol und Mebendazol, Paromomycin, Nitazoxanid und Chloroquin als Einzelsubstanztherapie oder in Kombination untereinander oder mit NI. Nur 49,60% des Gesamtkollektivs waren bei Therapie 1 nach Einnahme von NI. beschwerdefrei (BF). D, B und Tü setzten bei erforderlichen Folgetherapien zunächst erneut NI ein. M. wählte andere Therapiestrategien. Keine der ZM zeigten als Einzelsubstanz einen überzeugenden Therapieerfolg. Bei den Folgetherapien 2-3 waren Therapieversager häufiger als bei nach Therapie beschwerdefreien Patienten. Ab Dritttherapie wurden mehr Patienten mit ZM als mit NI behandelt da NI allein offensichtlich nicht ausreichend wirksam waren. Ab Therapie 4 wurden die ZM signifikant häufiger als NI gewählt und zeigten dann die besseren Therapieerfolge. Erst ab Therapie 4 überstieg die Zahl der geheilten Patienten die der weiterhin Infizierten.
In Deutschland gibt es bis dato keine evidenzbasierten Leitlinien. Diese Studie kann dazu beitragen, retrospektiv fundierte Daten zu erfassen, die als Grundlage für eine Leitlinienerstellung dienen können. Vor allem bei multiresistenter Lambliasis werden empirische Therapien gewählt, die auf Erfahrungen einzelner Zentren basieren. Die vorliegende Studie ermöglicht die Erfahrungen einzelner Zentren, insbesondere bei der Behandlung der resistenten Lambliasis, systematisch zu erfassen, zwischen den Zentren auszutauschen und zu vereinheitlichen. Sie bestätigt die Beobachtung, dass die Lambliasis zunehmend schwieriger zu behandeln ist, wenn sie auch, nach verschiedenen Therapieversuchen letztendlich ausheilbar bleibt. Auch in Anbetracht der Dynamik der Resistenzentwicklung bei der Lambliasis ist weitere Forschung notwendig, um klare Behandlungsstrategien, vor allem für multiresistente Fälle, zu entwickeln und zu vereinheitlichen.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Tropenmedizin
Dokument erstellt am:17.05.2017
Dateien geändert am:17.05.2017
Promotionsantrag am:02.11.2016
Datum der Promotion:12.05.2017
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