Dokument: Effekte intranasalen Insulins auf die Nahrungsaufnahme unter natürlichen Bedingungen

Titel:Effekte intranasalen Insulins auf die Nahrungsaufnahme unter natürlichen Bedingungen
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20180108-103237-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Löhr, Stephanie [Autor]
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Dateien vom 07.11.2016 / geändert 07.11.2016
Beitragende:Prof. Dr. Stockhorst, Ursula [Gutachter]
Prof. Dr. med. Schott, Matthias [Gutachter]
Stichwörter:Intranasales Insulins
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Hintergrund: Insulin ist ein wichtiger Neuromodulator, u. a. als zentrales Sättigungs- und Adipositassignal bei der Regulation von Essverhalten und Körpergewicht. Mittels intranasaler Applikation lassen sich Insulinspiegel im zentralen Nervensystem unter Beibehaltung peripherer Euglykämie erhöhen. Experimentelle Daten aus dem Tier- und Humanbereich belegen, dass akute zentrale Insulingabe zu einer verminderten Nahrungsaufnahme führt. Gegenstand dieser Arbeit sind die Effekte von intranasalem Insulin (vs. Placebo), das akut unter Laborbedingungen verabreicht wurde, auf das nachfolgende Essverhalten (drei konsekutive Tage) unter natürlichen Bedingungen. Außerdem werden Zusammenhänge zwischen ausgewählten Hormonen (Insulin, Leptin, Östrogen) und Parametern des natürlichen Essverhaltens untersucht
Methode: In einer randomisierten Doppelblindstudie (DFG-Projekt: Insulin im ZNS) erhielten 63 gesunde Probanden (31 Männer, 32 freizyklierende Frauen, Alter: M = 24.57 ± 0.35 [SEM] Jahre, Body Mass Index: M = 23.12 ± 0.47 kg/m²) unter Laborbedingungen sechsmal intranasales Insulin (Insulin insuman rapid U100, Hoechst; 10 IE [internationale Einheiten] pro Nasenloch = 20 IE = 0.2 ml pro Zeitpunkt) bzw. Placebo (Verdünnungspuffer HOE 31, 0.2 ml) im 15-minütigen Abstand. Im Labor wurden u. a. Hormonspiegel (Insulin, Leptin, Östrogen) und das Essverhalten (in einer Standard-testmahlzeit) erhoben. Im Rahmen des
o. g. DFG-Gesamtprojekts analysiert die vorliegende Dissertation Daten zum Essverhalten unter natürlichen Bedingungen anhand von 24 Stunden umfassenden Nahrungsprotokollen, die über drei Tage nach Ende der Laborsitzung ausgefüllt wurden. Ausgewertet wurden dabei die Gesamtkalorienaufnahme pro Tag und die Prozentuale Makronährstoffzusammensetzung (Fett, Kohlenhydrate, Proteine). Speziell an Tag 1 wurde auch die zeitliche Verteilung der Nahrungsaufnahme (Meal pattern) analysiert. Zudem wurden Korrelationen zwischen den genannten Parametern des natürlichen Essverhaltens und den unter Laborbedingungen erfassten Hormonspiegeln berechnet. Sämtliche Intergruppenvergleiche der insulin- vs. placebo-behandelten Probanden wurden zudem getrennt für männliche und weibliche Probanden analysiert.
Ergebnisse: Intranasales Insulin hatte im Vergleich zu intranasalem Placebo keinen Effekt auf die Gesamtkalorienmenge, jedoch erwartungskonform auf deren prozentuale Makronährstoffzusammensetzung an einzelnen Erhebungstagen. Die insulinbehandelten Probanden zeigten an Tag 1 einen niedrigeren prozentualen Fett- (p = 0.003) und höheren prozentualen Kohlenhydratkonsum (p = 0.019) bei unverändertem prozentualen Eiweißanteil. Dies galt auch richtungsmäßig bei getrennter Analyse für Männer und Frauen. Dabei wiesen Männer und Frauen an Tag 1 einen geringeren Fett- und höheren Kohlenhydratkonsum auf, wobei – unter Berücksichtigung der α-Adjustierung (α = 0.025) – nur der prozentual geringere Fettkonsum der Frauen (p = 0.022) signifikant wurde. Nur für Männer zeigte sich zudem an Tag 2 ein signifikant geringerer prozentualer Fettkonsum (p = 0.009). Das Meal pattern blieb unbeeinflusst. Unter Insulingabe bestanden keine signifikanten Korrelationen zwischen der Gesamtkalorienmenge und peripheren Hormonspiegeln. Allerdings zeigten sich die bei Frauen unter Insulingabe auftretenden Veränderungen im Plasma-Leptinspiegel hoch mit dem relativen Fett- und Kohlenhydratkonsum assoziiert, wohingegen bei Männern keine korrelativen Zusammenhänge nachweisbar waren.
Schlussfolgerungen: Intranasales Insulin führt nach akuter Verabreichung auch unter natürlichen Bedingungen initial (Tag 1) zu einem prozentual geringeren Fett- und höheren Kohlenhydratkonsum bei unveränderter Gesamtkalorienmenge, wobei Männer auch nachfolgend (an Tag 2) noch einen prozentual geringeren Fettkonsum zeigen. Es liegen somit erste Hinweise vor, dass intranasales Insulin beim Menschen eine fettkonsumreduzierte Nährstoffaufnahme begünstigt, weshalb es therapeutisch zur Ernährungsumstellung und Gewichtsreduktion eingesetzt werden könnte. Inwieweit zentrales Insulin die Nahrungsaufnahme – zusätzlich zu den wahrscheinlich hypothalamisch vermittelten, fettkonsum-reduzierenden Effekten – auch über weitere Komponenten, wie die Veränderung der Geruchswahrnehmung oder der Belohnungswirkung von Nahrung
beeinflusst, gilt es in weiteren Studien zu untersuchen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:08.01.2018
Dateien geändert am:08.01.2018
Promotionsantrag am:27.11.2015
Datum der Promotion:12.10.2016
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