Dokument: On the Assessment of Witnesses' Memory for Events

Titel:On the Assessment of Witnesses' Memory for Events
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20160720-115026-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Englisch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Waubert de Puiseau, Berenike [Autor]
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Dateien vom 20.07.2016 / geändert 20.07.2016
Beitragende:Prof. Dr. Musch, Jochen [Gutachter]
Prof. Dr. Bayen, Ute J. [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Zeugenaussagen sind oft fehlerbehaftet, üben jedoch großen Einfluss auf juristische Entscheidungsfindungsprozesse aus. Nicht alle Faktoren, die sich negativ auf die Güte von Zeugenaussagen auswirken, unterliegen der Kontrolle durch die Beteiligten. Deshalb ist es wichtig, die Akkuratheit von Zeugenaussagen so zuverlässig wie möglich zu bestimmen. Forschung zur Güte von Zeugenaussagen beschäftigt sich vorwiegend mit der Untersuchung von Effekten, wohingegen die Entwicklung von Theorien, die den Effekten zugrunde liegen, vernachlässigt wird. Die vorliegende Arbeit beschäftigte sich mit zwei Ansätzen, die Akkuratheit von Zeugenaussagen zuverlässig vorherzusagen: einerseits wurden subjektive Sicherheitsurteile als Prädiktor für die Akkuratheit von Zeugenaussagen untersucht, andererseits die Überlegenheit von aggregierten im Vergleich zu individuellen Aussagen bestimmt. Beiden Ansätzen wurden Gedächtnismodelle zugrunde gelegt. Da nur wenig über die Wahrhaftigkeit des subjektiven Sicherheitsurteils bei Ereignisgedächtnis bekannt ist, wurde zunächst eine Meta-Analyse über acht Studien mit insgesamt 24 unabhängigen Bestimmungen der Kalibrierung, Unter-/Überschätzung sowie Diagnostizität des subjektiven Sicherheitsurteils durchgeführt (Studie 1). Die durchschnittliche subjektive Sicherheit der Zeugen korrespondierte mit dem tatsächlichen Anteil korrekter Antworten (gute Kalibrierung), jedoch neigten Zeugen dazu ihre Kompetenz leicht zu überschätzen. Die Fähigkeit anhand des subjektiven Sicherheitsurteils zwischen korrekten und falschen Aussagen zu differenzieren war sehr gering ausgeprägt (niedrige Diagnostizität). Die Meta-Analyse ergab ferner, dass die meisten der in der Meta-Analyse berücksichtigten Studien die gleiche Methodik in Form des gleichen Stimulusmaterials und des gleichen Itemtypus verwendeten. Eine Moderatoranalyse ließ den Schluss zu, dass sich die Methodik systematisch auf die Wahrhaftigkeit von Sicherheitsurteilen auswirkte, was die Generalisierbarkeit der Ergebnisse der Meta-Analyse einschränkte. Darüber hinaus wurde eine publikationsbedingte Verzerrung der Effektstärkeschätzer für Kalibrierung und Diagnostizität gefunden. Dass Menschen die Akkuratheit ihrer Entscheidungen unter Unsicherheit überschätzen, wird oft beobachtet und mehrere Theorien zur Erklärung des Phänomens wurden vorgeschlagen. Eine dieser Theorien, MINERVA-Decision-Making (MDM; Dougherty, 2001; Dougherty, Gettys, & Ogden, 1999), wurde in Studie 2 angewendet, um den Einfluss von Skripten und reduzierter Arbeitsgedächtniskapazität auf die Überschätzung der Akkuratheit der eigenen Zeugenaussagen zu erklären. Wie von dem Modell vorhergesagt, überschätzten alle Zeugen ihre eigene Leistung. Die Überschätzung war besonders stark ausgeprägt, wenn Details in den Gedächtnisspuren zuvor beobachteter Verbrechen (z. B. aus Filmen oder Büchern) vergleichbaren Details des untersuchten Verbrechen widersprachen und somit zu einem falschen Gefühl von Vertrautheit führten. Unter diesen Umständen gaben Zeugen falsche Antworten mit überzufällig hoher subjektiver Sicherheit. Die Ergebnisse von Studie 2 legten nahe, dass MDM die dem Zeugengedächtnis zugrunde liegenden Prozesse zuverlässig beschreibt und somit Vorhersagen über das Auftreten von Selbstüberschätzung ermöglicht. Jedoch liegen bei juristischen Ermittlungen nicht immer subjektive Sicherheitsurteile vor, anhand derer die Akkuratheit von Zeugenaussagen beurteilt werden kann. Außerdem können subjektive Sicherheitsurteile durch die Anwesenheit anderer Zeugen verzerrt werden. Vor dem Hintergrund, dass die meisten Verbrechen durch mehrere Zeugen beobachtet werden, ist dies besonders problematisch. Aus diesem Grund wurde in Studie 3 die Validität aggregierter Verbrechensrekonstruktionen untersucht. Dafür wurde die Performanz von zwei Aggregationsmethoden, der einfachen Mehrheitsregel und des General Condorcet Modells (GCM; Karabatsos & Batchelder, 2003; Romney, Weller, & Batchelder, 1986), das individuelle Unterschiede in Kompetenz und Ratetendenz sowie verschiedene Frageschwierigkeiten berücksichtigt, mit den Aussagen einzelner Zeugen verglichen. Zusätzlich wurde berücksichtigt, ob die Kompetenzen der Zeugen, deren Aussagen aggregiert wurden, heterogen waren. Aggregierte Verbrechensrekonstruktionen waren stets akkurater als einzelne Zeugenaussagen. Die Validität der Rekonstruktionen wurde maximiert, wenn die Kompetenzen der Zeugen, deren Aussagen aggregiert wurden, heterogen waren und das GCM verwendet wurde. Die Validität von auf der Mehrheitsregel basierenden Aggregationen wurde von der Kompetenzheterogenität kaum beeinflusst. Die Ergebnisse der drei Studien legen nahe, dass (a) Zeugen grundsätzlich in der Lage sind, die Akkuratheit ihrer Aussagen einzuschätzen, jedoch nicht zwischen einzelnen korrekten und falschen Antworten unterscheiden können, dass (b) MDM die Gedächtnisprozesse von Zeugen akkurat repräsentiert, woraus geschlossen werden kann, dass die Überschätzung der eigenen Leistung ein allgegenwärtiges Phänomen ist, das von automatischen Prozessen herrührt und für untypische Verbrechen maximiert wird, sowie dass (c) Gruppen von Zeugen eine bessere Rekonstruktion der untersuchten Verbrechen als einzelne Zeugen erlauben und es deshalb sinnvoll ist, die Aussagen mehrerer Zeugen zu aggregieren, insbesondere wenn ihre Kompetenzen heterogen sind und die verwendete Aggregationsmethode diese Heterogenität berücksichtigen kann, wie dies beim GCM der Fall ist. Zusammenfassend lässt sich auf Basis der vorliegenden Arbeit festhalten, dass bislang kaum für die Forschung verwendete Gedächtnismodelle wie MDM und das GCM für die Untersuchung, das Verständnis und die Beurteilung von Zeugenaussagen hilfreich sind.

Witness memory has been found to be unreliable, yet highly influential with regard to legal decision-making. Many factors that impair witness memory are not under the control of actors of the legal system. It is therefore important to maximize the validity of assessments of the accuracy of witnesses’ testimonies. Research investigating witness memory has largely focused on effects and has neglected theory development. The present doctoral thesis investigated two approaches to assessing the accuracy of witnesses’ reports: through confidence ratings indicating witnesses’ subjective certainty that their reports are correct, and through aggregating multiple witness reports. For both approaches, theories that model cognitive processes underlying witness memory were proposed. Because little is known about the magnitude of confidence calibration, under-/overconfidence, and confidence resolution –measures that are commonly referred to as the realism of confidence – in witnesses’ memory for events, a meta-analysis of eight studies containing 24 independent assessments of these measures was conducted (Study 1). Witnesses’ mean confidence ratings were found to correspond rather well with their testimony’s accuracy (good calibration), but witnesses were also found to overestimate their own performance (some overconfidence). Moreover, results indicated that witnesses were barely capable of discriminating between correct and incorrect responses (poor resolution). Generalizability of the findings was found to be limited because almost all studies included in the meta-analysis employed the same study method (stimulus material and item type) that could be shown to be a significant moderator of calibration, under-/overconfidence, and resolution. Moreover, a small publication bias was detected for calibration and resolution. According to the meta-analysis, witnesses’ mean confidence ratings exceeded the accuracy of their reports. Overconfidence has been found to be a common phenomenon when people make judgments under uncertainty and several theories explaining its causes exist. For this reason, Study 2 focused on understanding the cognitive processes underlying overconfidence in witnesses’ memory for events. A theory from the judgment and decision-making domain, MINERVA-Decision-Making (MDM; Dougherty, 2001; Dougherty, Gettys, & Ogden, 1999), was applied to model the impact of witnesses’ scripts and working memory load on overconfidence. In line with the model’s predictions, overconfidence was found to be a ubiquitous phenomenon in eyewitnesses’ memory for events and to be particularly high when previously observed crimes led to a false feeling of familiarity for the probed details that resulted in an incorrect response and a confidence rating exceeding the level of chance. MDM thus proved to be a viable model of witnesses’ memory for events. Confidence ratings are however not always available to help judge the accuracy of witnesses’ testimonies, and particularly when other witnesses are present, confidence ratings may be distorted. This is problematic because most crimes have been found to feature multiple witnesses. However, some studies suggest that aggregating testimonies may produce accurate reconstructions of crimes. For this reason, in Study 3, the validity of aggregated crime reconstructions was assessed. Validities of crime reconstructions based on two aggregation rules, the simple Majority Rule and the General Condorcet Model (GCM; Karabatsos & Batchelder, 2003; Romney, Weller, & Batchelder, 1986), were compared to each other and to individual testimonies as a function of heterogeneity in witnesses’ levels of competence. Other than the Majority Rule, the GCM can take differences in competences and guessing biases between witnesses and in difficulties between items into account. Aggregation-based crime reconstructions were always superior to individual crime reconstructions. The validity of aggregation-based crime reconstructions was maximized when witnesses’ levels of competence were heterogeneous and the GCM was employed. The validity of crime reconstructions based on the Majority Rule was barely affected by competence heterogeneity. The results of the three studies suggest that (a) witnesses are capable of monitoring the overall accuracy of their reports, but are unable to distinguish between correct and incorrect responses, that (b) MDM is a viable model of witnesses’ memory for events and respective confidence ratings, implying that overconfidence results from automatic processes, is a rather ubiquitous phenomenon, and is maximized when observed crimes are in conflict with existing scripts, and that (c) groups of witnesses provide more accurate crime reconstructions than individual witnesses and aggregating multiple witness reports is particularly useful when witnesses’ competence levels are heterogeneous and when aggregation rules such as the GCM are employed that can account for individual differences between witnesses and items. In conclusion, the present doctoral thesis provided empirical evidence for the viability of memory models – such as MDM and the GCM that both have rarely been used in forensic psychological research – in understanding cognitive processes underlying witnesses’ memory for events.
Quelle:Dougherty, M. R. P. (2001). Integration of the ecological and error models of overconfidence using a multiple-trace memory model. Journal of Experimental Psychology: General, 130, 579-599. doi: 10.1037//0096-3445.130.4.579
Dougherty, M. R. P., Gettys, C. F., & Ogden, E. E. (1999). MINERVA-DM: A memory processes model for judgments of likelihood. Psychological Review, 106, 180-209. doi: 10.1037/0033-295x.106.1.180
Karabatsos, G., & Batchelder, W. H. (2003). Markov chain estimation for test theory without an answer key. Psychometrika, 68, 373-389. doi: 10.1007/BF02294733
Romney, A. K., Weller, S. C., & Batchelder, W. H. (1986). Culture as consensus: A theory of culture and informant accuracy. American Anthropologist, 88, 313-338. doi: 10.1525/aa.1986.88.2.02a00020
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät
Dokument erstellt am:20.07.2016
Dateien geändert am:20.07.2016
Promotionsantrag am:14.01.2016
Datum der Promotion:11.03.2016
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