Dokument: My-Aktivität als Marker empathischer Prozesse
Titel: | My-Aktivität als Marker empathischer Prozesse | |||||||
Weiterer Titel: | Mu-activity as an index of empathic processes | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=37014 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20160203-102529-6 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Hoenen, Matthias [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Pause, Bettina Maxi [Betreuer/Doktorvater] Prof. Dr. Pause, Bettina Maxi [Gutachter] Prof. Dr. Heil, Martin [Gutachter] Prof. Dr. rer. nat. Junghöfer, Markus [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Empathie; EEG; My-Aktivität; Spiegelneuronensystem | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie | |||||||
Beschreibungen: | Empathie bezeichnet die Fähigkeit Informationen über den affektiven Zustand eines an-deren Individuums zu erlangen. Hierbei spielen sowohl automatische Prozesse wie emotionale Ansteckung, als auch kognitive Prozesse wie Perspektivübernahme eine Rolle. Das Perception-Action Model der Empathie geht davon aus, dass das eigene Verhalten und das beobachtete Verhalten anderer gemeinsame neuronale Repräsentationen besitzen und diese gemeinsa-men Repräsentationen die Grundlage empathischen Erlebens bilden. Die physiologische Basis dieser gemeinsamen Repräsentationen ist das Spiegelneuronensystem. Über die elektroenzephalographische My-Aktivität (Oszillationen im Bereich von 8-13 Hz) kann die Aktivität des Spiegelneuronensystems quantifiziert werden.
Bisherige Studien untersuchten den Zusammenhang von My-Aktivität mit empathischen Prozessen hauptsächlich am Modell der Schmerzempathie. Dieses Modell erfasst jedoch Empathie nicht vollständig, da hier vorrangig automatische empathische Prozesse wie emotionale Ansteckung abgebildet werden, Empathie jedoch auch kognitive Komponenten wie Perspektivübernahme beinhaltet. Zusätzlich ergeben sich methodische Probleme, da die in diesem Paradigma verwendeten Aufgaben und Stimuli keine Differenzierung zwischen Spiegelmechanismen und anderen Prozessen zulassen. In der vorliegenden Arbeit soll daher untersucht werden, ob My-Aktivität auch durch kognitive Prozesse wie Perspektivübernahme und Mitgefühl moduliert werden kann. Hierfür werden Verfahren angewandt, die es ermöglichen zwischen dem Einfluss von empathischen Prozessen und anderen Prozessen zu trennen. Darüber hinaus werden Paradigmen verwendet, die zeigen können, dass die My-Aktivität durch die soziale und affektive Bedeutung der Stimuli und nicht durch perzeptuelle Eigen-schaften der Stimuli beeinflusst wird. Hierzu wird über die Studien hinweg der Abstraktions-grad der Stimuli erhöht. In Studie 1 wurde überprüft, ob My-Aktivität die Schmerzhaftigkeit beobachteter Handlungen widerspiegelt und ob Perspektivübernahme diesen Effekt beeinflussen kann. Es konnte gezeigt werden, dass die My-Aktivität nicht ausschließlich durch die tatsächlich dargestellte Schmerzhaftigkeit moduliert wird, sondern auch durch die vorgestellte Schmerzhaftigkeit der Handlung für die beobachtete Person. Es wird geschlossen, dass My-Aktivität auch empathische Prozesse wie Perspektivübernahme abbildet. In Studie 2 wurde überprüft, ob die My-Aktivität während der Beobachtung neutraler Handlungen durch empathische Gefühle gegenüber der handelnden Person moduliert werden kann. Es konnte gezeigt werden, dass My-Aktivität durch empathische Gefühle (Mitgefühl) für einen Akteur moduliert werden kann. Es wird geschlossen, dass unabhängig von der Bedeutung einer Handlung allein durch Empathie gegenüber der handelnden Person automatische empathische Prozesse auf Ebene des Spiegelneuronensystems moduliert werden können. In Studie 3 wurde überprüft, ob My-Aktivität auch sensitiv für Bewegungen nicht-anthropomorpher Objekte ist, wenn diese durch eine soziale Interaktion personalisiert werden. Es konnte gezeigt werden, dass die My-Aktivität auch sensitiv für nicht-anthropomorphe Objekte ist, wenn ihnen eine soziale Bedeutung zugeschrieben wird. Es wird geschlossen, dass die Wahrnehmung eines Objektes als soziale Entität, unabhängig von seiner visuellen Erscheinung, ausreicht, um das Spiegelneuronensystem zu aktivieren. In Studie 4 wurde überprüft, ob die My-Aktivität sensitiv für Spuren menschlichen Verhaltens (Pinselstriche) ist, und ob die Sensitivität für Verhaltensspuren mit den empathischen Fähigkeiten von Personen kovariiert. Es konnte gezeigt werden, dass die My-Aktivität sensitiv für die Komplexität von Objekten ist, die Verhaltensspuren beinhalten, nicht jedoch für die Komplexität von Objekten, die keine Verhaltensspuren beinhalten. Darüber hinaus korreliert die Differenzierung in der My-Aktivität zwischen Objekten mit und ohne Verhaltensspuren mit den empathischen Fähigkeiten des Betrachters. Dies schlägt eine Brücke von neurowissenschaftlichen Empathiekonzepten zu dem ursprünglichen Konzept der Empathie als ästhetische Einfühlung. Die Studien zeigen, dass My-Aktivität nicht nur sensitiv für basale empathische Prozesse ist, sondern auch durch kognitive empathische Prozesse moduliert werden kann. Dass das Spiegelneuronensystem selbst in die Wahrnehmung abstrakter Objekte involviert ist und hier-bei empathische Prozesse eine Rolle spielen, verdeutlicht die Flexibilität des Spiegelneuronensystems und hebt hervor, dass die soziale und affektive Bedeutung (unabhängig von den perzeptuellen Charakteristika beobachteter Objekte) eine wichtige Rolle in der empathischen Wahrnehmung spielt.Empathy is regarded as the ability to gain information about the affective state of other individuals. Empathy includes automatic processes like emotional contagion as well as cognitive processes like perspective taking. The perception-action model of empathy assumes that one’s own behaviors and others’ behaviors share common neuronal representations and that these representations form the basis of empathic experience. The physiological substrate of these common representations is the mirror neuron system. Electroencephalographic mu-activity (oscillations in the frequency-range of 8-13 Hz) can be used to quantify the activity of the mirror neuron system. Previous studies investigating the relation between mu-activity and empathic processes commonly used empathy for pain as a model. However, this approach appears as reductionist, because it primarily relates to automatic empathic processes, despite empathy encompassing controlled cognitive processes like perspective taking. Further, due to methodological limitations, given by the specific tasks and stimuli commonly used, this approach does not allow for a discrimination of mirroring mechanisms versus other processes, such as attention modulation. Therefore, in this thesis it is investigated whether mu-activity can be modulated by cognitive processes like perspective taking or compassion. Methods allowing for the disentanglement of empathic processes from other processes are used for this purpose. Further, paradigms are used, which can show, that mu-activity is modulated by the empathic meaning of the stimuli and not by their perceptual features. For this purpose the abstractness of the stimuli is increased over the studies presented. In study 1 it was investigated whether mu-activity reflects the painfulness of observed actions and whether this effect would be modulated by perspective taking. The results show that mu-activity is indeed modulated by the imagined degree of pain the observed individual itself feels, and not only the degree of pain the observer would feel in the same situation. It is concluded, that mu-activity is indicative of cognitive processes like perspective taking. In study 2 it was investigated whether mu-activity during the observation of neutral actions is subject to empathic feelings for the observed individual. It could be shown that mu-activity varies with empathic feelings (compassion) for another individual. Thus, irrespective of the actual meaning of an action, automatic empathic processes at the level of the mirror neuron system can be modulated through empathic feelings for a person. In study 3 it was investigated whether mu-activity is sensitive to movements of a non-anthropomorphic object, when the object is personalized during a social interaction. It could be shown that movements of the non-anthropomorphic object indeed elicit mu-activity, when a social meaning is ascribed to it. It is concluded, that the perception of an object as a social entity, irrespective of its visual appearance, is sufficient to activate the mirror neuron system. In study 4 it was investigated, whether mu-activity is sensitive for traces of human actions (brush strokes), and whether the sensitivity for traces of actions varies with the empathic abilities of individuals. It could be shown that mu-activity is sensitive to the complexity of objects with action traces, but not to the complexity of objects without action traces. Further-more, the difference in mu-activity between objects with and without action traces correlates with the empathic abilities of the observer. This finding links empathy back to the original concept of Einfühlung, as a concept of aesthetics and art perception. Together, the results show that mu-activity is not only sensitive to basic empathic processes, but is modulated through cognitive empathic processes. The flexibility of the mirror neuron system and its sensitivity to the affective and social meaning of objects (regardless of their perceptual features), is illustrated by the fact that the mirror neuron system is even involved in the perception of abstract objects, when they are placed in a social context. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 03.02.2016 | |||||||
Dateien geändert am: | 03.02.2016 | |||||||
Promotionsantrag am: | 17.09.2015 | |||||||
Datum der Promotion: | 20.01.2016 |