Dokument: Prädiktive Wertigkeit und Kinetik von Procalcitonin und anderen Verlaufsparametern beim polytraumatisierten Patienten

Titel:Prädiktive Wertigkeit und Kinetik von Procalcitonin und anderen Verlaufsparametern beim polytraumatisierten Patienten
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20070227-091807-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Weidle, Patrick A. [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Windolf, Joachim [Gutachter]
PD Dr. Franke, C. [Gutachter]
Prof. Dr. Lipfert, P. [Gutachter]
Stichwörter:Procalcitonin, Polytrauma, Abdominaltrauma
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Prädiktive Wertigkeit und Kinetik von Procalcitonin und anderen Verlaufsparametern beim polytraumatisierten Patienten

Patrick A. Weidle

Einleitung: Ziel der hier vorliegenden Untersuchung ist es, den Einfluss verschiedener Verletzungsmuster und –schweren beim Polytrauma auf Parameter der Immunantwort zu bestimmen. Besonderes Augenmerk soll auf die Bedeutung und den Verlauf von Procalcitonin gelegt werden. Gerade das Procalcitonin (PCT), als bisher wenig charakterisierter Parameter, soll auf seine prädiktive Wertigkeit und prognostische Relevanz in der frühen Phase und im weiteren Verlauf der Behandlung des polytraumatisierten Patienten näher untersucht werden.

Material und Methoden: Im Zeitraum 01/2000 bis 12/2001 wurden prospektiv alle primär und lebend in die Klinik der Unfall- und Handchirurgie, Universitätsklinik Düsseldorf eingelieferten polytraumatisierten Patienten erfasst und nach Epidemiologie, Verletzungsmuster, apparativer Primärdiagnostik, primärer Labordiagnostik, Verlauf der Laborparameter, Primärtherapie, operativer Therapie, stationärer Behandlung, Komplikationen, Letalität und Prognose analysiert. Die Laborbestimmung von Procalcitonin erfolgte eigenständig mit einem Immunoluminometrischen Assay (ILMA). Es wurden anschließend alle prospektiv erfassten Daten auf ihre prädiktive Aussage zum Outcome und ihrer Korrelation zu verschiedenen Organversagen überprüft.

Ergebnisse: Insgesamt fanden 61 Patienten (Männlich 62% : Weiblich 38%) mit einem Durchschnittsalter von 41 Jahren bei vollständiger Datenlage Eingang in diese Studie. Dabei zeigte sich bei 62% der Verkehrsunfall als absolut führender Verletzungsmechanismus und es dominierten der Bewegungsapparat (93%), der Thorax (77%) und die Schädel-Hirn-Region als verletzte Körperregionen bei einer medianen Verletzungsschwere nach ISS (Injury Severity Score) von 41 Punkten. Im Rahmen der Notfallversorgung fand eine Reanimation bei 8% am Unfallort und bei 21% im Schockraum statt. Während des Schockraummanagments erfolgte bei jedem Patienten mindestens eine Notfallsonographie des Abdomens, sowie die nativradiologische Darstellung des Thorax und wurde durch weitere individuelle bildgebende Verfahren ergänzt. Im Gesamtstudienkollektiv wurden 95% der Polytraumen mindestens einmal operativ versorgt, 84% primär innerhalb von 24 Stunden und 62% sekundär zu einem späteren Zeitpunkt. Der gesamtstationäre Aufenthalt der Patienten betrug im Median 33 Tage, bei einer Intensivbehandlungspflicht von 11 und einer Beatmungsdauer von 9 Tagen. Bei der Analyse der Komplikationen im Verlauf führte bei 55% das Lungenversagen, verglichen mit der Sepsis bei 18% und einem Multiorganversagen bei 21%. Bei einer ermittelten RISC-Prognose zu Versterben von 38%, betrug die tatsächliche Letalität des Gesamtkollektives 30% mit einer medianen Überlebenszeit von 5 Tagen.
Die Analyse der Laborparameter C-Reaktives-Protein, Leukozytenzahl, Sauerstoffpartialdruck, Anteil Sauerstoff am Atemgas und Creatinkinase ergaben keine signifikanten Korrelationen im Vergleich zu Sepsis, Multiorganversagen oder Mortalität. Bei den Gerinnungsparametern zeigte sich sowohl für die Partielle Thromboplastinzeit als auch für den Quick-Wert im Schockraum ein hochsignifikanter Zusammenhang zur Mortalität. Bei niedrigen Hämoglobinwerten im Primärlabor ergab sich ein signifikant erhöhtes Risiko im Verlauf eine Sepsis zu entwickeln und/oder zu versterben. Ein PH-Wert im saueren Bereich im Rahmen der Schockraumdiagnostik korrelierte hochsignifikant mit der Mortalität, ebenso wie ein stark negativer Base Excess oder ein erhöhter Laktaspiegel.
Während das Procalcitonin beim Gesunden im Serum nicht nachweisbar ist, zeigten sich bei den polytraumatisierten Patienten deutlich erhöhte PCT-Spiegel, welche vom Schockraum bis zu Tag 2 kontinuierlich anstiegen, um an Tag 3 wieder leicht abzufallen. Die Analyse ergab einen hochsignifikanten Zusammenhang mit einer steigenden Verletzungsschwere nach ISS. Beim Verletzungsmuster zeigte einzig das begleitende Abdominaltrauma mit ca. 3fach erhöhten PCT-Konzentrationen ein signifikantes Korrelat. Bei einem PCT-Schwellenwert von 2,9 ng/ml konnte dabei am Unfalltag bei Eintreffen des Patienten auf der Intensivstation, bzw. im OP eine positive Vorhersagewahrscheinlichkeit ein Abdominaltrauma erlitten zu haben von 71% aufgezeigt werden. Aus den Untersuchungen kann auf eine positive prädiktive Aussage des PCT ein Lungen-, Kreislauf- oder Nierenversagen zu entwickeln, geschlossen werden. So ergaben sich bei Patienten die im Verlauf ein Lungenversagen entwickelten hochsignifikant 2,3fach, bei den Patienten mit Nierenversagen hochsignifikant 3,7fach und bei Patienten mit Kreislaufversagen hochsignifikant 3,2fach erhöhte PCT-Spiegel schon im Schockraum und im weiteren Verlauf. Auch das Risiko zu versterben war mit einem im Median 5,6fach erhöhtem PCT-Spiegel hochsignifikant angehoben. So ergab sich für den Schockraum bei einem PCT-Cut-Off von 4,3 ng/ml eine positive Mortalitätsvorhersagewahrscheinlichkeit von 72%.

Schlussfolgerung: Ausblickend in die Zukunft zeigt sich also das Procalcitonin als gewinnbringender Parameter im Monitoring des polytraumatisierten Patienten. Die Wertigkeit als Screeningparameter für Abdominalverletzungen konnte durch diese Arbeit aufgezeigt werden. Auch die prognostische Aussagefähigkeit des PCT wurde durch diese Studie unterstrichen. Dennoch bleibt die klinische Erfahrung des behandelnden Unfallchirurgen beim Managment des polytraumatisierten Patienten unersätzlich und kann lediglich durch richtungsweisende laborchemische Parameter ergänzt werden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt ist der genaue Syntheseweg und –ort des Procalcitonin im Rahmen der komplexen Immunkaskade nicht eindeutig geklärt, jedoch konnten die Thesen einer möglichen PCT-Synthese, sowohl für die Monozyten, als auch für die Hepatozyten durch die Ergebnisse dieser Studie bestärkt werden.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:25.01.2007
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:17.01.2007
Datum der Promotion:17.01.2007
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