Dokument: Handbuch Akzeleration
Titel: | Handbuch Akzeleration |
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=35823 |
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20151002-133425-2 |
Kollektion: | Publikationen |
Sprache: | Deutsch |
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Texte » Buch, Monographie |
Medientyp: | Text |
Autor: | Heinbokel, Annette [Autor] |
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Beschreibung: | Vorwort 2. Auflage
Schulische Akzeleration, das heißt das schnellere Durchlaufen der Schulzeit durch eine frühe Einschulung, das Überspringen einer oder mehrerer Klassen, bleibt eine Maßnahme, die dauerhaft unterforderten Kindern angeboten werden sollte. In der Grundschule ist das Aufholen von Stoff für entsprechend begabte Kin- der kein großes Problem. Ob sie sozial besser in die höhere Klasse passen, kann durch einen längeren Probebesuch herausgefunden werden. In der Sekundarstu- fe I sind es im Moment durch die Einführung des Abiturs nach 12 Jahren und die damit verbundenen Anforderungen vermutlich weniger Jugendliche, die un- terfordert sind und deshalb zu wenig Gelegenheit haben, „das Lernen zu lernen“. Aber Elternverbände für Hochbegabte wissen aus Beratungsgesprächen, dass es sie immer noch gibt. Wenn die Überlegung früh einzuschulen oder zu überspringen in der Grund- schule auftaucht, machen sich Erwachsene oft große Sorgen, wie die sozialen Be- ziehungen während der Pubertät sein werden, wenn die älteren Mitschülerinnen und Mitschüler weiter entwickelt sind und schon andere Interessen haben. Es ist nicht vorhersehbar, wann ein Kind in die Pubertät kommt und wie die sozialen Be- ziehungen in der Klasse dann sein werden. Es vorsichtshalber mehrere Jahre zu langweilen ist sicher nicht die richtige pädagogische Antwort. Enrichment, insbe- sondere eines, das nach dem normalen Unterricht in der Freizeit stattfindet, kann hoch interessant sein, aber die Unterforderung am Vormittag oft nicht ausgleichen. Im Frühjahr 2012 wurden Fragebogen an Erwachsene (25 Jahre und älter) ver- schickt, die eine Klasse übersprungen hatten. Der älteste Teilnehmer wurde 1917 geboren, die jüngsten 1987. Manchmal hatte es direkt nach dem Überspringen Probleme gegeben, manchmal später. Nur in Ausnahmefällen blieben Probleme dauerhaft bestehen. Dies trifft für die meisten anderen Schülerinnen und Schüler auch zu. Keine oder nur minimale Probleme traten dann auf, wenn die aufnehmen- den Lehrkräfte die Kinder oder Jugendlichen ganz selbstverständlich behandelten und bei Bedarf unterstützten – wie sie es sicher auch mit Zugezogenen machen, die eine Eingewöhnungszeit brauchen. Die zentrale Frage „Würden Sie auf Grund Ihrer persönlichen Erfahrungen wieder überspringen?“ beantworteten fast 90 % der Frauen und 80 % der Männer mit „ja“. Margret übersprang 1938 das erste Schuljahr und erinnert sich noch mit über 80 Jahren an den Schulanfang: „Ich wäre fipsig geworden, wenn ich nicht übersprungen hätte“ (Heinbokel, im Druck). Das drückt die Unterforderung mit einem Satz aus. |
Quelle: | ISBN 978-3-643-10245-4 |
Rechtliche Vermerke: | (c) LIT VERLAG Dr. W. Hopf Berlin 2012 |
Lizenz: | Urheberrechtsschutz |
Fachbereich / Einrichtung: | Zentrale Einrichtungen » Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) |
Dokument erstellt am: | 02.10.2015 |
Dateien geändert am: | 02.10.2015 |