Dokument: Evaluation der ambulanten umweltmedizinischen Versorgung in Westfalen-Lippe.
Zusammenfassung eigener Untersuchungen und externer Daten zu Stärken und Schwächen eines innovativen Konzeptes

Titel:	Evaluation der ambulanten umweltmedizinischen Versorgung in Westfalen-Lippe. Zusammenfassung eigener Untersuchungen und externer Daten zu Stärken und Schwächen eines innovativen Konzeptes
URL für Lesezeichen:	https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3533
URN (NBN):	urn:nbn:de:hbz:061-20101130-102707-5
Kollektion:	Dissertationen
Sprache:	Deutsch
Dokumententyp:	Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:	Text
Autor:	Muth, Thomas [Autor]
Dateien:	[Dateien anzeigen] Adobe PDF [Details] 2,02 MB in einer Datei [ZIP-Datei erzeugen] Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:	Prof. Dr. Borsch-Galetke, Elisabeth [Gutachter] Prof. Dr. Siegrist, Johannes [Gutachter]
Stichwörter:	Umweltmedizin, umweltbezogene Beschwerden, ambulante Versorgung, Umweltmonitoring, Ambientmonitoringenvironmental medicine, environmental illness, ambientmonitoring,
Dewey Dezimal-Klassifikation:	600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:	Die gesundheitliche Bedeutung einer häuslichen Schadstoffexposition wird seit Jahren kontrovers diskutiert. Der unklaren Erkenntnislage über den Beitrag von Umweltfaktoren zu Entstehung und Verlauf einer Erkrankung steht eine große Nachfrage in der Bevölkerung nach umweltmedizinischer Versorgung gegenüber. Die KV Westfalen-Lippe bietet hierzu ein ambulantes Behandlungsmodell an. Die teilnehmenden Umweltärzte führen zunächst eine umweltbezogene Anamnese durch. Bei Bedarf können sie ein Ambientmonitoring durch ein spezialisiertes Labor anfordern. Das Wohnumfeld der Patienten wird dann auf verschiedene Expositionsrisiken hin untersucht, und es werden Messungen durchgeführt. Der Umweltarzt bewertet diese Ergebnisse und gibt den Patienten Empfehlungen zur Schadstoffbeseitigung. Das Ziel der vorliegenden Arbeit war die Evaluation dieses Konzeptes. Dazu wurden umfangreiche eigene Befragungen (Nachbefragungen, Langzeit-Follow-up, psychologische Erhebung, Ärztebefragung) durchgeführt und mit den Anamnesen und Messprotokollen des Ambientmonitorings verknüpft. Es konnten Daten von 6650 Patienten und 248 Ärzten ausgewertet werden. Zwei Drittel der behandelten Patienten waren weiblich, vorwiegend in den mittleren Lebensjahren, daneben waren vor allem Kinder häufig betroffen. Die Art der Beschwerden erwies sich als altersabhängig. Bei jungen Patienten dominierten besonders Atemwegsbeschwerden, Ältere berichteten oft Befindensstörungen wie Müdigkeit, Leistungsknick, innere Unruhe u.ä.. Etwa 65% aller Wohnungen wurden als schadstoffbelastet eingestuft: Am häufigsten traten Schimmelpilze/Keime auf, gefolgt von Formaldehyd und Holzschutzmitteln. In den Nachbefragungen beschrieben 70% der Patienten ihre ursprünglichen Beschwerden als - zum Teil deutlich - gebessert und waren sehr zufrieden mit dem Behandlungsmodell. 52% hatten alle Sanierungsratschläge in der Wohnung umgesetzt. In den multivariaten Analysen konnte aber kein Zusammenhang zwischen Beschwerden und Sanierungsmaßnahmen gezeigt werden: Vor allem jüngeren Patienten ging es auf Dauer besser, während Ältere weniger profitierten (r² = 0,05; p < 0,01). Psychische Auffälligkeiten wie ausgeprägte Umweltängste fanden sich kaum. Die meisten Ärzte hatten nur wenige Umweltpatienten behandelt. Sie hielten umweltbezogene Beschwerden für multifaktoriell verursacht. Information, Aufklärung und individuelle Verhaltensänderungen waren ihnen im Behandlungsverlauf ebenso wichtig wie die Beseitigung von Umweltbelastungen. Auch wenn die Ätiologie der Beschwerden mit Hilfe der verfügbaren Daten nicht abschließend geklärt werden kann, unterstreichen die vorgelegten Ergebnisse die Erfordernis, für Patienten der GKV weiterhin umweltmedizinische Angebote vorzuhalten. Die Arbeit zeigt, dass die KV-WL mit dem "Umweltmess- und Beratungsdienst" ein richtungsweisendes Konzept etablieren konnte, Umweltfaktoren im Krankheitsgeschehen kausalanalytisch einzubeziehen und umweltmedizinische Prävention und Behandlung zu ermöglichen. For several years, the significance of exposition to noxious substances in private houses for people’s health has been an issue of controversial discussions. Incomplete insight into the role of environmental factors for the development and course of a disease on the one hand are in contrast with great demand for environmental health care from the population on the other hand. In that regard, the "KV Westfalen-Lippe" offers a model for outpatient treatment. The participating environmental health professionals first carry out an environment-related anamnesis. If required, they can order an ambient monitoring to be carried out through a specialized laboratory. The patients’ homes are then scrutinised for different exposition risks and measurements of the substances are made. The physician evaluates these results and informs and advises the patients about how to reduce or remove the noxious substances. The aim of this study was to evaluate this concept. For this reason extensive surveys were carried out (subsequent surveys, long-term follow-ups, psychological surveys, survey among doctors) and combined with the anamneses and the measurement protocols. Data from a total of 6650 patients and 248 doctors could be evaluated. Two thirds of the treated patients were female, most of them middle-aged. Apart from them mostly children were frequently affected. The type of ailment turned out to be age-related. Among the young patients disorders of the respiratory tract were predominant, whereas older patients more often reported problems with general well-being, such as tiredness, performance deficiency, restlessness etc. About 65% of all the flats and houses were classified as toxically loaded: Most of the detected toxins were moulds/germs, followed by formaldehyde and wood preservatives. In the subsequent surveys 70% of the patients reported that their ailments had improved, in some cases significantly, and were very content with this treatment concept. 52% of them had implemented all the suggestions for the sanitation of their flats. However, the multi variant analyses were not able to detect a connection between ailments and sanitation measures: Especially the younger patients were better in the long run, while the older people benefited less (r² = 0,05; p < 0,01). Striking mental features such as distinct environmental fears were rarely found. Most of the doctors had so far dealt with only few environmental patients. They considered environment-related ailments to be caused multifactorially. In the course of the treatment information, education and individual changes of attitude were as important for them as the elimination of the environmental contaminations. Even if the aetiology of the ailments could not be finally explained with the aid of the available data the presented results underline the necessity to continue to provide patients of the GKV with environmental health offers. The study shows that with its “environmental measurement- and advisory service” the KV-WL was able to establish a concept, which might serve as a guiding model in the field of integrating environmental factors into the causal analysis of illnesses. Thus, it enhances the possibility of environmental health prevention and treatment.
Lizenz:	Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:	Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:	27.11.2006
Dateien geändert am:	12.02.2007
Promotionsantrag am:	20.11.2006
Datum der Promotion:	20.11.2006