Dokument: Marine Fischparasiten in Indonesien: Befallssituation und Bedeutung für die Marikultur von Zackenbarschen
Titel: | Marine Fischparasiten in Indonesien: Befallssituation und Bedeutung für die Marikultur von Zackenbarschen | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3415 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20060601-001415-3 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Rückert, Sonja [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Mehlhorn, Hans-Peter Heinz [Gutachter] PD Dr. Palm, Harry W. [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Fischparasiten, Marikultur, Zackenbarsche, spp., Übertragungswege, Indonesienfish parasites, mariculture, grouper, spp., transmission pathways, Indonesia | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik » 570 Biowissenschaften; Biologie | |||||||
Beschreibungen: | Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Befallssituation und der Bedeutung von marinen Fischparasiten für die Zackenbarsch-Marikultur in Indonesien. Die kommerzielle Aufzucht mariner Organismen gewinnt zunehmend an Bedeutung für die Nahrungsmittelproduktion Indonesiens und stellt mittlerweile einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor dar. Daher wird derzeit konsequent in den Auf- und Ausbau von Marikulturanlagen investiert. Unmittelbar damit verknüpft treten jedoch verstärkt Probleme mit Krankheiten und Parasiten auf. Je erfolgreicher die Entwicklung in der Massenproduktion ist, desto mehr erregerbedingte Krankheiten, ausgelöst durch Bakterien, Pilze, Viren und Parasiten, treten auf. In den betroffenen Marikulturanlagen kann es dadurch zu hohen Mortalitätsraten und damit zu enormen wirtschaftlichen Einbußen kommen. Die Übertragungswege von Parasiten auf kultivierte Fische ergeben sich aus den artspezifischen Lebenszyklen. So können Parasiten entweder über Futter, Besatz- oder Kleinfische oder über Organismen im Aufwuchs der Netze in die Anlagen eingetragen werden.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren (2002 bis 2004) wurden insgesamt 1050 Fische aus indonesischen Marikulturanlagen bzw. deren Umgebung parasitologisch untersucht. Davon gehörten 750 Exemplare zu den wirtschaftlich wichtigen Fischarten Lates calcarifer (105), Epinephelus coioides (225) und E. fuscoguttatus (420). Hauptstandort der Untersuchung war das Balai Budidaya Laut (BBL), ein nationales Marikultur-Forschungszentrum in Lampung, Sumatra. Die Probennahmen wurden sowohl in der Trocken- als auch in der Regenzeit durchgeführt. Die Fischart E. fuscoguttatus wurde zusätzlich in der Umgebung einer Netzkäfiganlage sowie in drei weiteren Marikulturanlagen in der Lampung Bucht und in einer Marikulturanlage auf den Tausend Inseln (Pulau Seribu), Java untersucht. Mit der Fischart E. coioides wurde ein Fütterungsexperiment durchgeführt, bei dem eine Versuchsgruppe mit kurzzeitig gefrorenem Futterfisch und eine weitere mit Pellets gefüttert wurde. Zudem wurden jeweils 30 Exemplare der 10 am häufigsten als Futter genutzten Fischarten auf ihre Parasitenfauna und auf ihre Rolle bei der Übertragung von Parasiten auf die Fische in den Anlagen untersucht.
Insgesamt konnten 46 Parasitenarten bei den drei untersuchten Marikulturfischarten nachgewiesen werden, davon 14 Parasitenarten mit einer ektoparasitischen und 32 mit einer endoparasitischen Lebensweise. Saisonale Unterschiede in der Parasitierung von den am BBL gehälterten Fischarten L. calcarifer und E. fuscoguttatus waren nicht nachzuweisen. Im Gegensatz dazu zeigten die freilebenden Exemplare von E. fuscoguttatus einen Trend zur Saisonalität im Parasitenbefall. Die Auswertung der physikochemischen Messdaten ergab, dass die Wasserqualität in den Beprobungsgebieten im Untersuchungszeitraum keinen größeren jahreszeitlichen Schwankungen unterlag. Es konnten regionale Unterschiede im Parasitenbefall der Zackenbarsche zwischen den einzelnen Anlagen aufgezeigt werden. Diese lassen sich durch die standorttypischen Umweltbedingungen sowie durch die unterschiedlichen Managementmethoden in den Anlagen erklären.
Drei methodisch verschiedene Ansätze konnten neue Erkenntnisse über die Transferwege von marinen Fischparasiten in indonesische Marikulturanlagen erbringen. Dabei ließen sich für die drei Parasitenarten/-taxa Prosorhynchus spp., Didymozoidae gen. et sp. indet. und Parotobothrium balli neue Lebenszyklen aufzeigen. Das Fütterungsexperiment mit E. coioides ergab, dass sich die Übertragung von Endoparasiten durch den Einsatz von Pellets als Futtermittel reduzieren bzw. vermeiden lässt. Dieses gilt jedoch nur für Fischbesätze, die Pellets als Futter annehmen. Die Untersuchungen der Futterfische am BBL in Lampung zeigten, dass 15 der insgesamt 62 nachgewiesenen Parasitenarten ebenfalls in den dort kultivierten Zackenbarschen vorkamen. Damit stellten die Futterfische den wichtigsten Parasitenüberträger in die Marikulturanlagen dar. Eine geeignete Vorbereitung der Futterfische, durch z.B. die Entnahme der inneren Organe und die gezielte Verfütterung von ausgewählten, unbefallenen Fischarten kann das Risiko der Parasitenübertragung erheblich reduzieren. Auch die auf den Netzkäfigen lebenden Invertebraten können, durch ihre Funktion als Zwischenwirte, in den Lebenszyklen einiger der nachgewiesenen Parasiten eine wichtige Rolle im Parasitentransfer spielen. Durch eine Minimierung des Aufwuchses sowie der sich darin befindenden Invertebraten auf den Netzkäfigen kann der mögliche Parasitentransfer verringert bzw. vermieden werden. Eine Kontrolle der Endoparasiten in indonesischen Zackenbarsch-Marikulturen kann folglich mit relativ einfachen Maßnahmen erfolgreich durchgeführt werden.
Im Gegensatz dazu lassen sich Ektoparasiten nur schwer kontrollieren. Sind Ektoparasiten in den Anlagen vorhanden, ist es nahezu unmöglich, diese komplett aus dem System zu eliminieren. Regelmäßige Bekämpfungsmaßnahmen sind notwendig, um einen Massenbefall zu vermeiden und die Befallszahlen gering zu halten. Gerade der Befall mit Ektoparasiten kann häufig zu Massensterben und damit zu erheblichen wirtschaftlichen Einbußen führen.
Da sich regionale Unterschiede und somit verschiedene Umwelt- und Hälterungsbedingungen durch die Zusammensetzung der Parasitenfauna indizieren lassen, können Parasiten als Bioindikatoren für eine geeignete Standortwahl von neuen Marikulturanlagen eingesetzt werden. Des Weiteren dienen sie als nützliche Indikatoren zur Bewertung der aktuellen Hälterungsbedingungen. Dafür geeignet sind trichodine Ciliaten, die Endohelminthen sowie die zu beobachtende Biodiversität der Fischparasiten in den jeweiligen Anlagen. Die vorliegende Arbeit liefert erste Grundlagen für den Entwurf eines Steuerungs- und Kontrollsystems, das zur Evaluierung der Hälterungsbedingungen und Managementmethoden herangezogen werden kann. Somit lassen sich die erzielten Ergebnisse für die gezielte Parasitenbekämpfung und Krankheitsvermeidung in der indonesischen Marikultur verwenden.The present study examines the state of infestation and importance of marine fish parasites in Indonesian grouper mariculture systems. Mariculture plays an important economic role, and its products are a major food resource for the local and international community. Consequently, the investment into mariculture industries is increasing year by year. The more successful the development of fish mass production is, the more diseases triggered by bacteria, fungus, viruses and parasites occur, potentially leading to economic losses due to mass mortalities in the facilities. Possible pathways in the transfer of parasites into the cultivated fish depend on the individual parasite life-cycles and include invertebrates attached to the net cages, newly introduced seedlings and fish, as well as other small fish species in the surroundings of the mariculture facility.
Between 2002 and 2004, a total of 1050 specimens of fish were investigated for parasites. 750 specimens belonged to three commercially important mariculture species: Lates calcarifer (105), Epinephelus coioides (225) and E. fuscoguttatus (420). The study was carried out at the Balai Budidaya Laut (BBL) in Lampung, Sumatra. Samples were taken during the dry as well as the rainy season. Specimens of E. fuscoguttatus were also investigated at three other mariculture facilities in Lampung Bay and in one grouper mariculture in the Thousand Islands (Pulau Seribu), Java. Additionally, wild groupers in the vicinity of one mariculture facility were studied for comparison. To identify the transfer mechanisms of fish parasites into the Indonesian grouper mariculture, a feeding experiment was carried out by using two groups of E. coioides, one fed with pellets and the other one with briefly frozen trash fish. Finally, 30 specimens of the 10 most abundant trash fish species were examined for their parasite fauna and their role in the transmission of parasites.
A total of 46 parasite species, including 14 ectoparasites and 32 endoparasites, were found in the investigated mariculture fish species. No seasonality occurred for the parasite fauna of L. calcarifer and E. fuscoguttatus from BBL. In contrast, free living specimens of E. fuscoguttatus showed seasonal differences in the prevalence and intensity of infestation. Water quality data, however, were not significantly different at the sampling sites in between the dry and rainy season. Observed regional variations among the studied mariculture facilities were due to locally distinct environmental influences, dissimilar fish handling and treatment methods, as well as differing management systems such as feeding procedures, disease prevention measures and the arrangement and position of the net cages.
Three approaches were used to identify possible transfer mechanisms of marine fish parasites into Indonesian mariculture facilities. In addition, the life-cycles of Prosorhynchus spp., Didymozoidae gen. et sp. indet. and Parotobothrium balli were newly identified. The feeding experiment showed that the use of pellets significantly reduced the transfer of endohelminths. However, the result was dependent on pellet ingestion by the fish, thus on the feed composition and the reluctance of the farmers to use more costly feed. A total of 62 parasite species could be isolated from the trash fish species, 15 of them also infesting the grouper species. Thus, the trash fish showed its potential to transmit fish parasites. By choosing a suitable preparation method for the trash fish, like removing the inner organs or feeding only selected trash fish species based on their parasite burden, the risk of transferring parasites can be reduced considerably. Invertebrates on the net cages can also play an important role in the transmission of parasites as they can serve as intermediate hosts in the parasites life-cycles. Minimizing the abundance of invertebrates on the net cages can therefore reduce the parasite transfer. Simple methods thus suffice to control the endoparasite composition of cultivated fish species.
Reducing the abundance of fish ectoparasites on the other hand requires more elaborate techniques. Once entered into a farm it is almost impossible to eliminate them from the system. Regular treatment is needed to prevent mass infestation and to keep the number of fish parasites stable and at a low level. Infestations of ectoparasites in large quantities can lead to enormous economic losses due to mass fish mortalities.
As the detected parasites showed significant differences within the studied mariculture systems, fish parasites could be used as biological indicators for the culture conditions at the different sites and for environmental conditions such as eutrophication and water quality. The present study provides fundamental knowledge for the design of a bio control system, which could be used to evaluate stocking conditions, management and farm maintenance parameters. Consequently the presented results are of major importance for future parasite and disease control in Indonesian grouper mariculture systems. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Biologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 01.06.2006 | |||||||
Dateien geändert am: | 12.02.2007 | |||||||
Promotionsantrag am: | 22.05.2006 | |||||||
Datum der Promotion: | 22.05.2006 |