Dokument: Peritonealer Stoff- und Flüssigkeitstransport und peritoneale Immunkompetenz an der automatisierten Peritonealdialyse (APD) nach Langzeitbehandlung mittels Bikarbonat/Laktat gepuffertem Dialysat - Ein Vergleich zu Laktat gepuffertem Dialysat

Titel:Peritonealer Stoff- und Flüssigkeitstransport und peritoneale Immunkompetenz an der automatisierten Peritonealdialyse (APD) nach Langzeitbehandlung mittels Bikarbonat/Laktat gepuffertem Dialysat - Ein Vergleich zu Laktat gepuffertem Dialysat
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3406
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20060528-001406-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Plail, Marcus [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Plum, Jörg [Gutachter]
Prof. Dr. Gattermann, Norbert [Gutachter]
Stichwörter:Peritonealdialyse, Bikarbonat, neutral, APD,Transport, Biokompatibilität, Stofftransport, Langzeitbehandlung, Immunabwehr, DialysatLong-term treatment, bicarbonate/lactate, dialysis solution, APD, peritoneal transport, biocompatibility, APD
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Peritonealer Stoff- und Flüssigkeitstransport und peritoneale Immunkompetenz an der automatisierten Peritonealdialyse (APD) nach Langzeitbehandlung mittels Bikarbonat/Laktat gepuffertem Dialysat - Ein Vergleich zu Laktat gepuffertem Dialysat

Einleitung:
Der dauerhafte Einsatz konventioneller Laktat gepufferter Dialysate in der PD kann zu zunehmender Fibrosierung des Submesotheliums, der Vermehrung der extrazellulären Matrix sowie zu Gefäßproliferationen des Peritoneums führen. Diese histologischen Veränderungen beruhen u. a. auf dem Einfluss des sauren pH Dialysatwertes der hohen Dialysatosmolarität und von Glukoseabbauprodukten. Daraus resultiert bereits nach wenigen Therapiejahren eine Hyperpermeabilität des Peritoneums die funktionell vor allem in einem für den Patienten ungünstigen Ultrafiltrationsverlust mündet. Die Instillation von saurem Dialysat induziert initial eine Vasodilatation der peritonealen Gefäße. Daher sind in der Frühphase des Zyklus Unterschiede bezüglich des peritonealen Transports denkbar, die unter APD bei erhöhtem Dialysatumsatz und kürzeren Verweilzeiten bedeutsamer sind als unter CAPD (kontinuierliche ambulante Peritonealdialyse). In einer randomisierten Cross-over Studie untersuchten wir erstmals den peritonealen Stoff- und Flüssigkeitstransport sowie Parameter der peritonealen Biokompatibilität unter Einsatz von Bikarbonat/Laktat (pH 7,4) bzw. Laktat (pH 5,5) gepuffertem Dialysat bei APD-Patienten.

Methode:
14 stabile APD Patienten (Alter: 40 ± 11 Jahre), seit 23 ± 23 Wochen mit der PD behandelt, wurden in einem Cross-over Design randomisiert und über 12 Monate prospektiv untersucht. 6 Patienten erhielten initial eine Laktat gepufferte Lösung (Dianeal®, Baxter Healthcare), 8 Patienten eine Bik./Lak. Lösung (Physioneal®, Baxter Healthcare). Nach 6 Monaten erfolgte der Wechsel auf die alternative Lösung. Die tägliche mittlere Glucosebelastung während des Applikationszeitraums war mit 1369 ± 296 mmol in der Bik./Lak. Gruppe und 1493 ± 451 mmol in der Laktat Gruppe vergleichbar. Die Restdiurese war ebenso in beiden Gruppen gleich (Bik./Lak.: 1323 ± 862 vs. Laktat: 1148 ± 908 ml/Tag). Mittels eines erweiterten peritonealen Equilibrationstests (3,86% Glukose mit Dextran 70 als Volumenindikator) wurden in jeder Behandlungsphase nach 1 und 5 Monaten die Dialysat/Plasma (D/P) Ratio und der Massentransferkoeffizient (MTAC) für kleine Solute, die lymphatische Absorptionsrate (LAR), die transkapilläre Ultrafiltration (TCUF), die effektive Ultrafiltration (eff.UF) sowie der freie Wassertransport bestimmt. Die Dialyseeffektivität (Kt/V, Kreatininclearance) wurde anhand von 24h-Dialysat- und Urinsammlungen überprüft. Anhand verschiedener Kulturversuche mit isolierten Monozyten und peritonealen Makrophagen und der Betrachtung geeigneter Markersubstanzen (IL-6, CA 125, TGF-β1, CRP, „advanced glycosylation end-products”) wurde die Biokompatibilität der eingesetzten Dialysate bestimmt. Tests zur Zellvitalität, Phagozytoseeigenschaften und Zytokinexpression wurden verwendet.

Ergebnisse:
In der Laktat Gruppe stieg der MTAC für Kreatinin und Kalium im Bereich der frühen Equilibrationsphase binnen 5 Monaten signifikant an (p < 0,05), während die Bik./Lak. Gruppe tendenziell niedrigere Werte aufwies (n.s.). Nach 5monatiger Therapie waren die MTAC-Werte der Laktat Gruppe gegenüber der Bik./Lak. Gruppe signifikant erhöht (p < 0,05). Der niedermolekulare Stofftransport der frühen Equilibrationsphase, gemessen anhand der D/P Ratio von Harnstoff, Phosphat und Kalium, war in der Bik./Lak. Gruppe über 5 Monate rückläufig (p < 0,05). Die D/P Ratio von Kreatinin und Kalium stieg in der Laktat Gruppe im gleichen Zeitraum an (p < 0,05). Daraus ergaben sich nach 5monatiger Therapie unter Bik./Lak. im Vergleich zu Laktat signifikant reduzierte D/P Quotienten für Kreatinin, Harnstoff und Kalium (p < 0,05). Die LAR, TCUF und eff.UF waren identisch und zeigten im Behandlungsverlauf keine Unterschiede. Im Vergleich zur Laktat Gruppe war der freie Wassertransport der Bik./Lak. Gruppe signifikant erniedrigt (p < 0,05). Die Dialyseeffektivität war mit beiden Lösungen gleichwertig adäquat.
Die Phagozytoseaktivität der Peritonealmakrophagen stieg nach Bik./Lak.-Behandlung signifikant an (p < 0,05). Eine deutliche Reduktion der IL-6- und der AGEs-Konzentration im Auslaufdialysat (beide p<0,05) war in der Bik./Lak.-Gruppe zu verzeichnen. Das CA 125 als ein Indikator der Mesothelzellintegrität war bereits nach 1monatiger Therapie mit der Bik./Lak.-Lösung signifikant erhöht (p < 0,05). Weiterhin gaben die Patienten deutlich reduzierte Einlaufschmerzen unter Verwendung der neutralen gegenüber der konventionellen Lösung an (p < 0,05).

Zusammenfassung:
In der frühen Equilibrationsphase beobachteten wir unter Behandlung mit Laktat gepufferter Lösung eine mit der Therapiedauer zunehmende effektive Membranoberfläche bei ansteigendem niedermolekularem Stofftransport. Nach 5monatiger Therapie mit der Bikarbonat/Laktat Lösung war der Stofftransport niedermolekularer Solute dagegen rückläufig. Der Aquaporinkanal vermittelte freie Wassertransport lag bei der sauren Lösung höher, möglicherweise bedingt durch eine vermehrte peritoneale Vasodilatation. Unsere Ergebnisse geben erstmals Hinweise auf einen die Hyperpermeabilität bremsenden Effekt der neutral gepufferten Bik./Lak. Lösung unter APD. Auch in Punkto Biokompatibilität zeigt eine neutral gepufferte Lösung Vorzüge gegenüber konventionellen Dialysaten an der APD – vor allem bezüglich Zellvitalität und Infektabwehrparametern peritonealer Zellen. Längerfristige Untersuchungen müssen zeigen, ob sich die hier gefundenen Entwicklungen positiv auf das technische Systemüberleben und die Patientenprognose an der PD auswirken.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:28.05.2006
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:26.04.2006
Datum der Promotion:26.04.2006
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