Dokument: Spin-verbotene photophysikalische Prozesse in organischen Molekülen: Entwicklung quantenchemischer Methoden und Anwendung auf Psoralene

Titel:Spin-verbotene photophysikalische Prozesse in organischen Molekülen: Entwicklung quantenchemischer Methoden und Anwendung auf Psoralene
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3402
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20060525-001402-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Tatchen, Jörg [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]3,80 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Marian, Christel M. [Gutachter]
Prof. Dr. Thiel, Walter [Gutachter]
Prof. Dr. Grimme, Stefan [Gutachter]
Stichwörter:Quantenchemie, Spin-Bahn-Wechselwirkung, Intersystem-Crossing, Phosphoreszenz, Franck-Condon-Faktoren, Konfigurationswechselwirkung, Dichtefunktionaltheorie, angeregte Zustände, Thiocarbonyle, Psoralenequantum chemistry, spin-orbit interaction, intersystem crossing, phosphorescence, Franck-Condon factors, configuration interaction, density functional theory, excited states, thiocarbonyl compounds, psoralens
Dewey Dezimal-Klassifikation:500 Naturwissenschaften und Mathematik » 540 Chemie
Beschreibung:Gegenstand dieser Arbeit ist die quantenchemische Behandlung von Phosphoreszenz und Intersystem-Crossing (ISC) in größeren organischen Molekülen. Vom Autor wurden Programme geschaffen, um die Raten dieser spin-verbotenen Prozesse bestimmen zu können. Einsatzmöglichkeiten und Leistungsvermögen der Programme wurden anhand numerischer Tests und praktischer Anwendungen demonstriert.

In die Phosphoreszenzrate geht das Matrixelement des elektrischen Dipoloperators zwischen den beteiligten spingemischten elektronischen Zuständen ein. Zunächst wurde ein Programm erstellt, um diese Matrixelemente in quasi-entarteter Störungstheorie (QDPT) zu berechnen. Daraufhin wurde ein Algorithmus implementiert, durch den Phosphoreszenzraten aus einem variationellen, der QDPT überlegenen Ansatz zugänglich sind. Diese methodische Neuerung macht Gebrauch vom Konzept der reduzierten Einteilchen-Übergangs-Dichtematrizen. Sie werden mit Wellenfunktionen aus dem Spin-Bahn-CI-Verfahren erzeugt, das jüngst in unserer Arbeitsgruppe entwickelt wurde.

Um ISC-Prozesse mit Fermis Goldener Regel zu beschreiben, ist neben dem Spin-Bahn-Matrixelement auch die Franck-Condon-(FC)-gewichtete Zustandsdichte erforderlich. Für ISC-Raten wurde ein Programm implementiert, mit dem die FC-gewichtete Zustandsdichte approximativ bestimmt werden kann. Das Programm sucht in einem benutzerdefinierten Energieintervall um das Ausgangsniveau i nach Niveaus { f } des Endzustands und berechnet die FC-Faktoren { |< i | f >|2 } in harmonischer Näherung. Dabei können auch Duschinsky-Effekte berücksichtigt werden. Um den mit der Niveaudichte im Endzustand stark ansteigenden Rechenaufwand zu begrenzen, kann die volle FC-gewichtete Zustandsdichte durch eine trunkierte approximiert werden. Dabei werden von allen Schwingungsmoden die voraussichtlich besten Akzeptormoden anhand von Verschiebungsparametern gezielt ausgewählt.

Erste Tests wurden an den Thiocarbonylverbindungen Pyranthion und Dithiosuccinimid durchgeführt. In sehr guter Übereinstimmung mit experimentellen Literaturwerten ergaben sich Phosphoreszenzlebensdauern von wenigen Zehntelmillisekunden (Hochtemperaturmittel). Anhand des ISCs T1S0 konnte die Praxistauglichkeit der Modenselektion gezeigt werden. Abweichungen vom Experiment werden für den Prozess T1S0 auf die Unzulänglichkeit der harmonischen Näherung bei großen elektronischen Energiedifferenzen zurückgeführt. Für das ISC S1T2 in Dithiosuccinimid wurde eine Rate der Größenordnung k ISC = 1010 s-1 berechnet, die mit der experimentell beobachteten hohen Triplettquantenausbeute sehr gut im Einklang steht.

Angewendet wurden die Methoden auf Psoralene, die in der PUVA-Therapie von Hautkrankheiten praktische Verwendung finden. Den Fokus bildete dabei das ISC S T . Für natürliches Psoralen wurden die Geometrien der unteren angeregten Zustände optimiert. Nach gründlicher Analyse der berechneten spektroskopischen Daten wurde die direkte Beteiligung von ( n → π*)-Zuständen am ISC ST ausgeschlossen, so daß zunächst nichts auf effizienten Populationstransfer in die Triplettmannigfaltigkeit hinzuweisen schien. Das ISC S1( π → π*) ⇝ T1( π → π*) kann aber als rascher Kanal in Betracht gezogen werden, wenn zusätzlich zur direkten Spin-Bahn-Wechselwirkung die vibronische Spin-Bahn-Wechselwirkung berücksichtigt wird. Die Quantifizierung der ISC-Rate unter Einbeziehung dieser Wechselwirkung steht allerdings noch aus. Für synthetische Thio- und Selenopsoralene konnte darüber hinaus aufgeklärt werden, wie die Spin-Bahn-Kopplung vom Substitutionsmuster abhängt. Ein umfassendes theoretisches Bild des ( S T )-ISCs in Psoralen und seinen synthetischen Heteroanaloga rückt so in greifbare Nähe.


Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Chemie
Dokument erstellt am:25.05.2006
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:10.04.2006
Datum der Promotion:10.04.2006
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen