Dokument: Risikofaktoren des Typ 1-Diabetes im Vorschulalter
- eine Fall-Kontrollstudie mit Umgebungskontrollen –

Titel:Risikofaktoren des Typ 1-Diabetes im Vorschulalter
- eine Fall-Kontrollstudie mit Umgebungskontrollen –
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3341
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20060228-001341-6
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Kaiser, Peter Heinz [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Giani, Guido [Gutachter]
Prof. Dr. Ranft, Ulrich [Gutachter]
Stichwörter:Typ 1-Diabetes, Diabetes mellitus, Stilldauer, Flaschennahrung, Kuhmilchkonsum, Familiärer Typ 1-Diabetes, Sozioökonomischer Status, Kaffeekonsum, Rauchen,
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Der Typ 1-Diabetes mellitus ist eine Erkrankung des endogenen Pankreas mit Verlust der Inselzellfunktion und Störung des Glukosestoffwechsels. Zur Behandlung wird Insulin substituiert, aber eine Heilung im Sinne einer Wiederherstellung der Zellfunktion ist nicht bekannt. Hinsichtlich der Krankheitsentstehung befindet sich die Hypothese zur Autoimmunreaktion bei genetischer Prädisposition im besonderen Fokus des Forschungsinteresses. Einige Autoren favorisieren die Säuglingsernährung mit Kuhmilchproteinen als einen bedeutsamen Trigger der Autoimmunreaktion.
In einer retrospektiven Fall-Kontroll-Studie mit Umgebungskontrollen wurden mit der klinikbasierten Erhebungseinheit für seltene pädiatrische Erkrankungen in Deutschland (ESPED) neuerkrankte Kinder, deren Typ 1-Diabetes sich vor dem fünften Geburtstag manifestierte im Zeitraum 07.1992 bis 12.1995, erfasst. Die Erhebung fand in der Periode von 07.1992 bis 03.1996 statt. Jeder teilnehmenden Fall-Familie wurden 2 Fragebögen zur Weitergabe an zwei Kontroll-Familien gegeben. An der Studie nahmen 760 Fall-Familien und 630 Kontroll-Familien teil. Zur Auswertung der Fragebögen wurden mittels univariater, deskriptiver Analysen Häufigkeiten der Risikofaktoren für die Fall- und Kontrollgruppe berechnet. Zur Beurteilung der Relevanz von Expositionsfaktoren für das Diabetesrisiko wurden in logistischen Regressionsmodellen Odds ratios geschätzt. Aus den 20 untersuchten Einflussfaktoren wurden mittels eines schrittweisen Selektionsprozesses zwei multivariate Modelle generiert. Die Odds ratios der multivariaten, logistischen Regressionsanalysen sind geschlechts- und altersadjustiert. Unter Berücksichtigung des Inzidenz-Erfassungsgrades (85%) und des Fragebogenrücklaufes (71,1%) wurden in dieser deutschlandweiten Studie im Erfassungszeitraum bei ca. 60% der neu erkrankten Typ 1-Diabetiker unter 5 Jahren die Daten erfasst. Von den ausgegebenen Fragebögen für Kontrollfamilien betrug der Rücklauf 45%. Das Risiko für Typ 1-Diabetes war im multivariaten Modell um 28-29% vermindert, wenn die Stilldauer oder das Alter bei Einführung von Flaschennahrung (Milchersatznahrung) mindestens fünf Monate betrug. Im univariaten Modell war bereits eine Stilldauer von mindestens 7 Wochen ein signifikanter, protektiver Faktor, dagegen betrug das Alter bei Einführung von Flaschennahrung mindestens fünf Monate, um protektiv mit Typ 1-Diabetes assoziiert zu sein. Die Signifikanz der Trendanalyse hinsichtlich einer Dosis-Wirkungsbeziehung unterstützte die Hypothese bezüglich des protektiven Einflusses einer längeren Stilldauer auf die Entwicklung eines Typ 1-Diabetes. Ein Kuhmilchkonsum von mindestens 200ml pro Tag vor der Krankheitsmanifestation war in der univariaten Analyse ein protektiver Faktor. Das Risiko war um 31% reduziert. Auch hier wies die signifikante Trendanalyse auf einen möglichen Wirkungszusammenhang hin. Im univariaten Modell war ein weiterer protektiver Faktor, wenn das Kind bei Einführung fester Nahrung mindestens fünf Monate alt war. Dieser Faktor reduzierte das Risiko um 32%. Ein besonderer Risikofaktor war es, einen Verwandten (Eltern, Großeltern, Geschwister) mit Typ 1-Diabetes in der Familie zu haben. In diesem Fall war das Risiko für eine weitere Typ 1-Diabetes-Erkrankung im uni- und im multivariaten Modell um mehr als das 11-fache erhöht. Die Analyse zum sozialen Status ergab ebenfalls in beiden Modellen ein signifikantes Ergebnis. Ein höherer sozialer Status war mit einem geringeren Typ 1-Diabetes-Risiko assoziiert. Weil ein Selektionseffekt nicht ausgeschlossen werden konnte, wurde dieser Faktor nur als Confounder interpretiert. War das Alter der Mutter bei Geburt des Kindes 21-25 Jahre oder weniger als 20 Jahre, dann war das Alter im univariaten Modell ein Risikofaktor (Odds ratio: 1,3 und 1,9), der mit einem erhöhten Diabetes-Risiko verbunden war. Lag das Alter des Vaters zwischen 21 und 25 Jahren erhöhte sich das Risiko im univariaten Modell um den Faktor 1,5. Ein weiterer Risikofaktor im univariaten Modell war das aktuelle Rauchen des Vaters. Wenn der Vater rauchte, dann war das Risiko für einen Typ 1-Diabetes um das 1,3-fache erhöht.
Insgesamt unterstützt die vorliegende Untersuchung die Hypothese, dass eine Stilldauer von mindestens fünf Monaten einen protektiven Faktor hinsichtlich des Typ-1Diabetesrisikos darstellt und dass ein bereits vorhandenes Familienmitglied mit Typ 1-Diabetes einen relevanten Risikofaktor darstellt, im Sinne einer genetischen Prädisposition.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:28.02.2006
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:02.02.2006
Datum der Promotion:02.02.2006
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