Dokument: Ist Geschlecht ein prognostischer Faktor beiSchenkelhalsfraktur?- Retrospektive Studie und Analyse der Literatur -

Titel:Ist Geschlecht ein prognostischer Faktor beiSchenkelhalsfraktur?- Retrospektive Studie und Analyse der Literatur -
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20060210-001330-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Deimling, Aune [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Ohmann, Christian [Gutachter]
PD Dr. Witte, Jürgen [Gutachter]
Stichwörter:Schenkelhalsfraktur, Mortalität, Geschlecht, Prognose, Überlebenhip fracture, femoral neck fracture, gender, sex, mortality, death, survival, review, gender-specific
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Die Schenkelhalsfraktur ist eine der bedeutendsten Folgeerkrankungen der Osteoporose und zieht eine hohe Morbidität und Mortalität nach sich. Prospektive Kohortenstudien widmen sich zahlreichen Risikofaktoren für eine erhöhte Mortalität nach Schenkelhalsfraktur. Dazu zählt der Faktor Geschlecht, der bisher noch kontrovers diskutiert wird. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Untersuchung, ob männliches Geschlecht bei gleichzeitiger Berücksichtigung anderer Risikofaktoren einen negativen prognostischen Faktor für den Verlauf nach Schenkelhalsfraktur darstellt. Dabei wurden zwei methodische Ansätze verfolgt. Im ersten Untersuchungsteil wurden Daten einer retrospektiven Studie („Sektorübergreifende Evaluation der Versorgungsqualität bei der Behandlung der Schenkelhalsfraktur“) analysiert. Im zweiten Teil wurde ein systematisches Literatur-Review im Hinblick auf die vorliegende Fragestellung mit anschließender Meta-Analyse durchgeführt. In der retrospektiven Studie wurden gepoolte Daten der AOK Westfalen-Lippe, des Medizinischen Dienstes der Krankenversicherung, sowie der Geschäftstelle Qualitätssicherung (Ärztekammer Westfalen-Lippe) von Patienten mit Schenkelhalsfraktur in bezug auf prognostische Faktoren nach Schenkelhalsfraktur uni- (Log rank Test) und multivariat (Cox proportional Hazard Modell) analysiert. Im zweiten Teil der Arbeit wurde die Literatur ab 1990 anhand standardisierter Kriterien gesichtet. Die identifizierten Publikationen wurden zur Durchführung der Meta-Analyse einem weiteren definierten Selektionsmechanismus unterzogen. Bei der Meta-Analyse wurde zur indirekten Schätzung von logHR (Hazard Ratio) und Standardfehler die Methodik nach Parmar et al., zur Modellierung der logHR ein Bayesianischer Ansatz mit Zufallseffekten angewandt.
In der retrospektiven Studie standen 1353 Patienten für die Analyse zur Verfügung. In der univariaten Analyse zeigte die Überlebenskurvenanalyse eine statistisch signifikant höhere Sterberate für Männer im Vergleich zu Frauen (30,7 % vs. 22,8 %). Mittels Cox proportional Hazard Modell konnte Geschlecht, höheres Lebensalter, ASA-Klassifikation, postoperative Komplikationen und Vorhandensein einer Pflegestufe vor der Schenkelhalsfraktur als unabhängige Prognosefaktoren für Mortalität ermittelt werden. Das Risiko an Schenkelhalsfraktur zu sterben war für Männer etwa um das 1,8fache erhöht. Die Sterberate im ersten Jahr nach Schenkelhalsfraktur lag mit 24,2 % über derjenigen der Allgemeinbevölkerung (bei gleicher Alters- und Geschlechtsverteilung) mit 11,3 %. Dies entspricht einem relativen Risiko von 2,14. Im zweiten Untersuchungsteil konnten zunächst mittels Datenbankrecherche 50 Publikationen als relevant für die vorliegende Fragestellung und nach weiterführender Selektion 20 Publikationen für die Meta-Analyse identifiziert werden. Es konnte eine gepoolte Hazard Ratio (HR) von 1.84937 ermittelt werden. Somit wurde sowohl in der retrospektiven Studie (RR 1,8) als auch in der Meta-Analyse männliches Geschlecht als Risikofaktor für Mortalität, mit einem annähernd doppelt so hohen Mortalitätsrisiko für Männer, nachgewiesen.
Die in der Metaanalyse untersuchten Patientendaten erlauben im Gegensatz zur retrospektiven Studie keine Einschätzung der Mortalität nach Schenkelhalsfraktur im Vergleich zur Normalbevölkerung oder Kontrollkollektiven. Aufgrund der unterschiedlichen Lebenserwartung von Männern und Frauen ist dieser Aspekt jedoch von besonderer Wichtigkeit. In Studien, die einen solchen Vergleich mit einer Normal- oder Kontrollbevölkerung durchgeführt haben, konnte nachgewiesen werden, dass das Mortalitätsrisiko nach Schenkelhalsfraktur, sowohl für Männer als auch Frauen, erhöht ist. Dabei besteht ein erhöhtes Risiko für jüngere Patienten und Männer. Bei der Betrachtung möglicher Risikofaktoren für die erhöhte Mortalität müssen Faktoren, die vor dem Frakturereignis (Lifestyle, Funktionalität, physiologische Reserve) bestehen, Faktoren, die direkt mit dem Frakturereignis (Frakturtyp, Behandlungsart) zusammenhängen und Ereignisse, die nach der Fraktur auftreten (Komplikationen), unterschieden werden. Multivariate Analysen zeigen, dass Geschlecht einen signifikanten Risikofaktor für Mortalität darstellt. Inwieweit jedoch die relevanten Faktoren (bzw. deren Interaktionen oder Confounding) adäquat berücksichtigt wurden, muss kritisch gesehen werden. Es gibt wenig aussagekräftige Studien, die eine Erklärung für das erhöhte Risiko von Männern versuchen. In einer Studie wird gemutmaßt, dass das Frakturereignis möglicherweise einen Einfluss auf die Verschlechterung der Immunfunktion bei männlichen Patienten hat. Insgesamt ist die Datenlage zum geschlechterspezifischen Vergleich als unzureichend einzustufen. Es bleibt weiterhin unklar, warum ein Zusammenhang zwischen männlichem Geschlecht und einer erhöhten Mortalitätsrate im Vergleich zu Frauen besteht. Hier bedarf es neuer und verbesserter Studien, die Kollektive mit ähnlichem Lebensstil und vergleichbarer physiologischer Reserve heranziehen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:10.02.2006
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:27.01.2006
Datum der Promotion:27.01.2006
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