Dokument: Das Stillverhalten von Akademikerinnen in der Zeit von 1950 bis 1990
Titel: | Das Stillverhalten von Akademikerinnen in der Zeit von 1950 bis 1990 | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=32813 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20141203-104451-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Dr. Freiin Teuffel von Birkensee, Antonia Charlotte [Autor] | |||||||
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Stichwörter: | Stillen, Familie, Geschichte, Oral History | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | I Zusammenfassung
Muttermilch ist, laut aktuellem Wissensstand, die beste Ernährungsweise für den Säugling. Die World Health Organization (WHO) und die UNICEF raten weltweit zum ausschließlichen Stillen von sechs Monaten, auch die deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe empfiehlt in ihren aktuellen Leitlinien: „Muttermilch ist die beste Ernährung für das Neugeborene.“ Stillempfehlungen und Ursachenforschung aufgrund der niedrigen Stillraten werden weltweit von Expertengremien untersucht und sind ein globales gesundheitspolitisches Thema. Gleichwohl sind die Stillquoten offensichtlich von einer Vielzahl von Faktoren abhängig, die sich zudem über die Zeit ändern. Die vorliegende Dissertation ‚Stillverhalten bei Akademikerinnen in der Zeit von 1950 bis 1990’ untersucht das Stillverhalten einer homogenen Gruppe – die der Akademikerinnen – retrospektiv und eruiert, ob und inwiefern unterschiedliche Einflussparameter die Entscheidung über die Säuglingsernährung beeinflusst haben und kann so eine Darstellung zeitlich einhergehender Veränderungen über eine Zeitspanne von vierzig Jahren aufzeigen. Die drei zentralen Fragestellungen der Arbeit lauten konkret: In welchem Umfang gab es Entscheidungen zugunsten des Stillens, welche Determinanten fundierten den Entscheidungsprozess und wie sah das Stillverhalten aus. Für diese historische Studie zur Säuglingsernährung zwischen 1950 und 1990 wurde die Methode der Oral History gewählt, da es hierdurch möglich ist, einen authentischen Einblick in das Stillverhalten ab der Mitte des 20. Jahrhunderts zu erlangen. Für diesen Untersuchungsbereich waren bislang lediglich Lehrmeinungen von Interesse, wobei den individuellen Reflexionen der Mütter und dem gesellschaftlichen Niederschlag kaum Aufmerksamkeit entgegengebracht wurde. Bei diesem Studiendesign wird davon ausgegangen, dass mündlich geführte Gespräche den Informationsgehalt vergrößern, da mithilfe der Methode der Oral History auch subjektive Sichtweisen dargestellt werden können. Die Befragung wurde in Form von Telefoninterviews bei 100 Akademikerinnen von 2009 bis 2010 am Institut der Geschichte der Medizin der Heinrich Heine Universität im Rahmen eines größer angelegten Oral History Projektes durchgeführt. Zusammenfassend ergibt sich ein Wandel von anfänglichen hohen Stillraten in den 1950er Jahren (84%), die vor allem durch die Armut der Nachkriegszeit und die Nachwirkungen der nationalsozialistischen Mutterideologie bedingt waren. In den 1960er und 1970er Jahren sanken die Stillraten (56%), als Wissenschaft und Technologie eine gesellschaftliche Bedeutungshoheit erlangten, die auch das Stillverhalten der befragten Mütter beeinflusste. In den 1980er kam es zu einer stillfreundlichen Auflockerung (96%), bei der das Kind mit seinen Bedürfnissen in den familiären Mittelpunkt rückte. Aus der qualitativen Auswertung wird ein Prozess von soziokulturellen Veränderungen ersichtlich wie die Emanzipation der traditionellen Mutter- und Vaterrollen, die sukzessive Modifikation weg von einer Still-Tabuisierung hin zu einer gesellschaftlichen Akzeptanz im Laufe der studienrelevanten Jahrzehnte sowie zeittypische Trends wie der Glaube der Studienteilnehmerinnen an die Wissenschaft oder die Natur. Die resultierenden Beeinflussungen pro bzw. kontra Stillen, die unter anderem von objektiv vorherrschenden Anschauungen geprägt wurden, können in Relation zur Stillprävalenz gesetzt werden. Determinanten wie ein stillbefürwortendes soziales Umfeld sowie die Zunahme von Informationen durch Ratgeberliteratur korrelieren mit einer positiven Stillentscheidung. Am einflussreichsten erscheint während des gesamten Untersuchungszeitraums aber die Beratung durch medizinisches Personal. Es lässt sich schlussfolgern, dass eine fachbezogene medizinische Beratung, über die Effizienz des Stillens und die Prävention von Stillproblemen, sich stillförderlich auswirkt. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin | |||||||
Dokument erstellt am: | 03.12.2014 | |||||||
Dateien geändert am: | 03.12.2014 | |||||||
Promotionsantrag am: | 12.11.2013 | |||||||
Datum der Promotion: | 03.11.2014 |