Dokument: Effekte der Auswahl von Psychotherapiematerial auf Ergebnisse der Prozessforschung

Titel:Effekte der Auswahl von Psychotherapiematerial auf Ergebnisse der Prozessforschung
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20051221-001274-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Bonde, Ingo [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Dr. Tress, Wolfgang [Gutachter]
Prof. Dr. Dr. Schneider, Frank [Gutachter]
Stichwörter:Psychotherapieforschung, Kurzzeitpsychotherapie, SASB, Interventionen, Psychosomatik, DKZP, CMPStructural Analysis of Social Behavior, Cyclic Maladaptive Pattern, Psychotherapy
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:In der vorliegenden Arbeit wurden mit Hilfe der etablierten Psychotherapie-Forschungsinstrumente der Strukturalen Analyse Sozialen Verhaltens (Structural Analysis of Social Behavior, SASB) (nach Benjamin) und des Zyklisch-maladaptiven Musters (Cyclic maladaptive pattern, CMP) (nach Strupp und Binder, modifiziert nach Tress) ausgewählte Ausschnitte aus Psychotherapiestunden auf die Häufigkeit definierter SASB-Kategorien sowie definierter therapeutischer Interventionen hin untersucht.
Um die „funktionelle Histologie“ des psychotherapeutischen Prozesses schärfer abzubilden, wurde es notwendig, über die reine Beschreibung des CMP eines Patienten hinauszugehen und festzustellen, inwieweit die Interventionen des Therapeuten den CMP adressieren („focus adherence“), was zum Konzept der CMP-basierenden therapeutischen Interventionen führte. Methodischer Standard bisheriger Untersuchungen war es, die Analyse an ausgewählten Therapieausschnitten wie zum Beispiel der ersten beiden Therapiestunden in toto und den ersten zwanzig Minuten der 4., 8., 12. und jeder weiteren vierten Therapiestunde vorzunehmen. Es gibt jedoch starke Argumente, nicht nur eine Dynamik der Therapeut-Patient-Interaktion über den gesamten Therapieverlauf hinweg zu unterstellen, sondern eine solche ebenso für den Verlauf einer einzelnen Therapiestunde (in-session) zu postulieren (zum Beispiel die Herausbildung und Verdichtung eines Fokus innerhalb einer Therapiestunde). Unter dieser Voraussetzung wäre die ausschliessliche Analyse der ersten zwanzig Minuten in den späteren Therapiestunden methodisch kritikwürdig. Somit wurden als Leitfragen der vorliegenden Arbeit die (zweiseitigen) Fragestellungen formuliert:

I. Ist empirisch eine messbare und signifikante Veränderung in der Häufigkeitsverteilung von SASB-Clustern von Therapeut und Patient bzw. hinsichtlich der Verteilung der therapeutischen Interventionen im Verlauf einer einzelnen Therapiestunde zu konstatieren?
II. Ist empirisch ein signifikanter Unterschied in der Verteilung der SASB-Cluster von Therapeut und Patient bzw. hinsichtlich der Verteilung der therapeutischen Interventionen zwischen einer frühen (zum Beispiel Therapiestunde 4) und einer späten Therapiestunde (zum Beispiel Therapiestunde 20) festzustellen?

Für die SASB-Kategorien der Patienten-Cluster ergaben sich keine signfikanten Unterschiede zwischen den ausgewählten Therapieausschnitten. Es ist für die Patienten-Cluster festzuhalten, dass disaffiliative Kommunikationseinheiten (Codierung 1.6 oder 2.8) nur einen Bruchteil der „units“ ausmachten. Der überwiegende Anteil der Cluster (> 50 %) wurde durch die Codierungen 2.2 („sich öffnen, mitteilen, sich zeigen“) und 2.4 („sich vertrauensvoll verlassen auf, sich stützen auf“) ausgemacht. Dieses Codierungsmuster ist Anhaltspunkt für eine prinzipiell gelingende Kommunikation zwischen Therapeut und Patient. Im Gegensatz dazu wurden in der Analyse der „Gedankenunits“ des Therapeuten signifikante Unterschiede deutlich: So ist eine signifikante Abnahme des Clusters 1.2 („verstehen, bestätigen, ermutigen“) im Verlauf der 20. Therapiestunde hervorzuheben. Gleichzeitig fand sich eine tendenzielle Abnahme des Clusters 1.2 in der 4. Stunde, wie auch im Vergleich der Therapiestunden 4 und 20 und eine deutliche Zunahme des Clusters 1.4 („unterstützen, anleiten, bestärken“) in der 20. Therapiestunde. Entgegengesetzt dazu zeigte sich Trend des Clusters 2.2 in beiden Therapiestunden, in denen eine Zunahme des Clusters zu erkennen war. Für die therapeutischen Interventionen konnte gezeigt werden, dass die Arbeit am CMP zunahm, sowohl innerhalb einer Stunde als auch von Stunde 4 nach Stunde 20. Werden die Kategorien einzelnd betrachtet, so gilt dies innerhalb einer Sitzung für die Kategorien „Introjekt“, „Verhalten des Patienten“ und „therapeutische Beziehung“, wobei letztere auch von Stunde 4 nach Stunde 20 zunahm. Die Kategorie „Verhalten anderer“ wurde nicht vermehrt angesprochen, die Kategorien „Wünsche und Befürchtungen“ zu selten, um sie valide beurteilen zu können.

Insgesamt dokumentieren die Befunde, dass die Nullhypothese, das heisst die Annahme, dass keine signifikanten Unterschiede zwischen den ersten und den letzten zwanzig Minuten vorliegen, nicht aufrechterhalten werden konnte, und dass die Auswahl von Therapiematerial sehr bedeutsamen Einfluss auf die Ergebnisse haben kann.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:21.12.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:12.07.2005
Datum der Promotion:12.07.2005
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