Dokument: Inter-Individuelle Unterschiede in der räumlichen Lern- und Navigationsleistung bei adulten und alten Ratten:
behaviorale und neurochemische Korrelate

Titel:Inter-Individuelle Unterschiede in der räumlichen Lern- und Navigationsleistung bei adulten und alten Ratten:
behaviorale und neurochemische Korrelate
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3167
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20050715-001167-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Topic, Bianca [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]1,14 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Huston, Joseph P. [Gutachter]
PD Dr. Wolf, Oliver T. [Gutachter]
Stichwörter:inter-individuelle Unterschiede, Alterung, Wasserlabyrinth, räumliches Lernen, Extinktion, Thigmotaxis, Offenfeld, Neurotransmitter, Prädisposition, Elevated Plus Mazeaging, individual differences, water maze, spatial learning, extinction, thigmotaxis, open field, neurotransmitter, predisposition, elevated plus maze
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibung:Das Morrische Wasserlabyrinth ist eines der am häufigsten verwendeten Verhaltensparadigmen zur Evaluation räumlicher Lern- und Navigationsleistungen in der tierexperimentellen Forschung. In seiner Standardprozedur wird dabei die durchschnittliche gezeigte Leistung, wie die benötigte Suchzeit oder Schwimmstrecke bis zum Erklimmen einer unsichtbaren Plattform, über verschiedene Akquisitionstage hinweg als Indikator für räumliches Lernen, das als hippocampal-mediiert betrachtet wird, verwendet. Verschiedene Forschungslinien allerdings weisen darauf hin, dass das räumliche Lernen ein komplexes Konstrukt umschreibt, dessen Verhaltensexpression keine einheitliche Entität darstellt, durch eine Vielzahl verschiedener Determinanten beeinflusst und unterschiedlicher Gehirnstrukturen moduliert werden kann. Focus der vorliegenden Arbeit war die detaillierte Evaluation inter- individueller Unterschiede in der räumlichen Lern- und Navigationsleistung von adulten und alten Wistar-Ratten in dieser Aufgabe und seiner behavioralen und neurochemischen Korrelate.
Auf einer ersten Ebene wurde dazu das Lernverhalten von alten und adulten Wistar-Ratten im Rahmen einer detaillierten Analyse in verschiedenen Phasen des Wasserlabyrinthes erfasst. Auf Basis ihrer gezeigten Lernleistung, indiziert durch die durchschnittlich benötigte Suchzeit bis zum Auffinden der unsichtbaren Plattform während der Akquisition, wurden beide Altersgruppen in Sub-Gruppen mit unterschiedlicher Lernleistung, nach superior, moderat und inferior klassifiziert. Die Ergebnisse lieferten eine Reihe von aufschlussreichen Informationen über Alternativerklärungen für eine veränderte Lernleistung. Unter anderem zeigte sich, dass sowohl bei alten als auch adulten Tieren die Lernleistung in einem engen Zusammenhang mit der Präferenz, sich in der Peripherie des Wasserbeckens auf zu halten, steht. Inferiore alte und adulte Tiere wiesen einen höheren Grad an Thigmotaxis auf als die entsprechenden superioren Tiere. Die Konsistenz dieses Befundes bei beiden Altersklassen über verschiedene Phasen der Aufgabe hinweg deutet darauf hin, dass die Tendenz zur Thigmotaxis Ausdruck einer Prädisposition sein könnte, und verschiedene Ausprägungen dieser Prädisposition die räumliche Lernleistung mit determinieren invariant über verschiedene Altersstufen hinweg.
In einem zweiten Schritt wurden die Tiere einer Reihe von weiteren Verhaltenstests unterzogen, um die Verhaltensfunktion der im Wasserlabyrinth erhobenen Variablen auf zu schlüsseln. Die Testung im Offenfeld und der Objektexploration konnte aufzeigen, dass die inter-individuellen Unterschiede in der Lernleistung im Wasserlabyrinth unterschiedlicher Altersklassen mit individuellen Unterschieden im Offenfeldverhalten und der Objektexploration einhergingen. Die Korrelationsanalyse offenbarte, dass das exploratorische Verhalten im Offenfeld und der Objektexploration insbesondere einen engen Zusammenhang zum thigmotaktischen Verhalten im Wasserlabyrinth aufwies. Auch hier waren die Befunde konsistent für beide Alterklassen und deuten darauf hin, dass die Thigmotaxis im Wasserlabyrinth einer exploratorischen Funktion unterliegen könnte und diese Verhaltensweisen Manifestationen ein und derselben Prädisposition darstellen. Da Thigmotaxis oftmals aber auch mit Emotionalität in Verbindung gebracht wird und auch das Wasserlabyrinth eine aversive Komponente besitzt, wurden die Tiere zusätzlich verschiedenen Emotionalitätstests unterzogen. Entsprechend der Annahme konnten keine übereinstimmenden individuelle Unterschiede in der Emotionalität im Elevated Plus-Maze gefunden werden, die in einem engen Zusammenhang zur Thigmotaxis im Wasserlabyrinth standen. Obwohl es zu Sub-Gruppenunterschieden bei den adulten Tieren auch in der gezeigten Ängstlichkeit kam, so stand dies eher mit Parametern der Wasserlabyrinthakquisition im Zusammenhang, die eher die Veränderungsrate der Lernleistung beschreiben. Interessanterweise konnte die Korrelationsanalyse auch hier aufzeigen, das exploratorische Verhaltensweisen während der Testung auf Emotionalität bei beiden Altersgruppen mit der Thigmotaxis im Wasserlabyrinth korrelierten.
In einem letzten Schritt wurden die erhobenen Variablen in Beziehung zu verschiedenste neurophysiologische Parameter gesetzt, bei denen es sich unter anderem um den Transmittergehalt von Serotonin und Acetylcholin in definierten Gehirnstrukturen, denen eine Beteiligung an Lern- und Gedächtnisprozessen zugesprochen wird, handelte. Darüber hinaus wurden diverse relative Anteile der Transmitterkonzentrationen bestimmt und mit den erhobenen Verhaltensvariablen zur Aufdeckung möglicher Interaktionen korreliert. Die Ergebnisse wiesen bei beiden Altersgruppen auf individuelle Unterschiede im serotoninergen Konzentrationsverhältnis zwischen dem Hippocampus und dem Neostriatum hin. Interessanterweise zeigte die Korrelationsanalyse, dass weniger der alleinige Transmittergehalt mit den erhobenen Variablen korrelierte, sondern zumeist die berechneten Konzentrationsverhältnisse zwischen verschiedenen Gehirnstrukturen. Diese Daten unterstreichen die Bedeutung multipler neuronaler Gedächtnissysteme an der gezeigten Leistung im Wasserlabyrinth.
Insgesamt lieferten die Ergebnisse einen tiefen Einblick in die Komplexität der Wasserlabyrinthaufgabe sowie seiner behavioralen und neuronalen Korrelate. Sie bilden die Grundlage für die Entwicklung weiterer Hypothesen zur Evaluation der Interaktion multipler Gedächtnissysteme an der Lernleistung und seiner altersabhängigen Veränderungen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie
Dokument erstellt am:15.07.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:24.05.2005
Datum der Promotion:24.05.2005
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen