Dokument: Psychophysiologische Reaktionsmuster von Bruxisten im Vergleich zu Nicht-Bruxisten unter affektneutral-kognitiver Belastung und affektinduktivem Stress mit besonderer Berücksichtigung des Masseter-Elektromyogramms

Titel:Psychophysiologische Reaktionsmuster von Bruxisten im Vergleich zu Nicht-Bruxisten unter affektneutral-kognitiver Belastung und affektinduktivem Stress mit besonderer Berücksichtigung des Masseter-Elektromyogramms
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3052
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20050228-001052-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Görtz, Achim [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Franz, Matthias [Gutachter]
Prof. Dr. Dr. Fritzemeier, Claus Udo [Gutachter]
Stichwörter:Bruxismus, Stress, Zähneknirschen, EMG, Masseter, Frontalis, Zähne, Kaumuskulatur, Angst, Bruxisten
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Einleitung: Unter Bruxismus versteht man die unwillkürlichen, parafunktionellen Knirsch- und Pressbewegungen der Zähne gegeneinander. Etwa 30% der Bevölkerung knirschen mit den Zähnen, wobei eine Häufung der Symptomatik zwischen dem 20. und 40 Lebensjahr zu beobachten ist. Zähneknirschen führt zu Schäden an den Zähnen, dem Zahnhalteapparat, der Muskulatur, der Kiefergelenke und zu Schmerzen im Kopf-/Gesichtsbereich. Die Ätiologie ist als multifaktoriell anzusehen, wobei Stress als ein wesentlicher ätiologischer Faktor angesehen wird. Psychometrisch zeigen Bruxisten höhere Werte für Stressbelastungen. Ebenso wurden höhere Konzentrationen von Adrenalin und Dopamin im Urin bei Bruxisten nachgewiesen. Experimentelle Studien unter verschiedenen kognitiven Belastungsbedingungen konnten bisher keine spezifische Reaktion der Kaumuskulatur mittels EMG-Messungen nachweisen. In der vorliegenden Arbeit wurde daher zwischen einer kognitiven und emotionalen Belastungsbedingung differenziert. Da in vorangegangenen Studien die Ruhebedingungen relativ kurz gehalten wurden, erfolgte nun eine Ausdehnung der Ruhebedingungen auf 20 Minuten Länge, um eine mögliche zeitversetzte Reaktion auf die Stressbedingungen zu untersuchen.

Methoden: 38 Bruxisten und 27 Nicht-Bruxisten wurden einer kognitiven (Reiz-Reaktionstest) und einer emotionalen (emotional aversive Videosequenzen) Belastung ausgesetzt. Dabei wurden das Masseter- und Frontalis-EMG (mittlere Amplitude [V]), die Hautleitfähigkeit [S] und Herzfrequenz [n/min] abgeleitet. Die emotionale Wertigkeit der Reize wurde durch die Differentielle Affekt Skala (DAS) untersucht. Alle Daten wurden varianzanalytisch ausgewertet.

Ergebnisse: Die Hautleitfähigkeit und Herzfrequenz waren unter beiden Belastungsbedingungen signifikant erhöht. Die DAS-Werte für „Angst“ und „Ekel“ waren als Reaktion auf die emotionale Belastung signifikant höher als auf den Reaktionstest, wobei die Bruxisten signifikant höhere Werte aufwiesen als die Nicht-Bruxisten. Von Geschlecht oder Bruxismusdauer abhängige Ausgangslagenunterschiede im Masseter-EMG konnten nicht nachgewiesen werden. Die mittlere Amplitude des Masseter-EMG war insgesamt bei den Nicht-Bruxisten signifikant höher als bei den Bruxisten, wobei dieser Effekt hauptsächlich in der Ruhebedingung nach den Stressbelastungen zu beobachten war. Die Bruxisten zeigten tendenziell höhere Werte im Frontalis-EMG insbesondere während der emotionalen Belastungsbedingung. Ein signifikanter Unterschied zwischen den Belastungsbedingungen (kognitiv versus emotional) konnte sowohl für das Masseter- als auch für das Frontalis-EMG nicht nachgewiesen werden.

Diskussion: Die Ergebnisse lassen auf eine erfolgreiche Belastungsinduktion unterschiedlicher Reizqualitäten (kognitiv versus emotional) schließen. Die Nicht-Bruxisten wiesen höhere Masseter-EMG-Werte insbesondere während der Ruhebedingungen auf. Die Ergebnisse sind ein Hinweis darauf, dass Bruxisten nicht unmittelbar auf eine Belastungssituation reagieren, sondern eine Stressverarbeitung verzögert in Form von nächtlichem Zähneknirschen erfolgt, während bei den Nicht-Bruxisten eine unmittelbare Stressverarbeitung in Form eines erhöhten Muskeltonus stattfindet. Der Unterschied zum Frontalis-EMG lässt sich mit einer stärker emotional geprägten (kaumuskelspezifischen) Reaktion der Bruxisten auf Basis der Theorie der individualspezifischen Reaktion erklären. Eine unterschiedliche Reaktion der Kaumuskulatur abhängig von der Reizqualität (kognitiv versus emotional) konnte nicht nachgewiesen werden. Zukünftige Studien sollten die EMG-Messungen zeitlich ausdehnen bzw. in der folgenden Nacht durchführen, bei der Stichprobenbildung auch Krankheitsbilder wie TMD (Temporomandibuläres Dysfunktions-Syndrom) berücksichtigen und evtl. zusätzliche Muskelpartien ableiten.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:28.02.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:12.02.2005
Datum der Promotion:12.02.2005
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