Dokument: Orts- und phasenabhängige Gliaaktivierung nach fokaler Ischämie des Rattenhirns

Titel:Orts- und phasenabhängige Gliaaktivierung nach fokaler Ischämie des Rattenhirns
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20050105-001001-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation
Medientyp:Text
Autor: Schroeter, Michael [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Hartung, Hans-Peter [Gutachter]
Prof. Dr. Reifenberger, Guido [Gutachter]
Prof. Dr. Zilles, Karl [Gutachter]
Stichwörter:ZNS, Ischämie, Mikroglia, Astroglia, Inflammation, Ratte, Spreading Depression, Zytokine, Makrophagen, MRT
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Die fokale Hirnischämie induziert eine komplexe inflammatorische Reaktion. In drei pathogenetisch unterschiedlichen Modellen fokaler Ischämie wurden die Expression von Aktivierungsmarkern und Zytokinen auf Mikroglia und Astrozyten analysiert und den Veränderungen nach KCl-induzierter Spreading Depression gegenübergestellt. Während die Gliaaktivierung in der ischämischen Hirnläsion direkte Folge des ischämischen Ereignisses ist, hat sich die NMDA-Rezeptor vermittelte Spreading Depression als ideales Modell läsionsferner Gliaaktivierung im intakten ipsilateralen Kortex erwiesen. Daneben kommt es mit deutlicher zeitlicher Verzögerung zur Mikrogliaaktivierung in sekundär degenerierenden subkortikalen Fasertrakten und Kerngebieten.
Gliareaktionen einer Infarktfrühphase, die die ersten 48-72 Stunden nach Infarktinduktion umfasst, sind von Veränderungen einer Infarktspätphase 72 Stunden bis 7 Tage nach Ischämiebeginn sowie einem sich anschließenden chronischen Infarktstadium abzugrenzen.
Mikroglia ist die primär auf den ischämischen Reiz reagierende nichtneuronale Zellpopulation. Die Mikrogliaaktivierung ist abhängig vom Grad der eintretenden Gewebeschädigung räumlich und zeitlich differenziert und heterogen: eine rasche und vollständige Aktivierung zu phagozytosefähigen Zellen im pannekrotischen Infarktkern steht einer inkompletten und möglicherweise frustranen Mikrogliaaktivierung in Bereichen mit selektivem neuronalen Untergang sowie einer transienten Mikrogliaaktivierung durch Spreading Depression gegenüber.
Mit einer Verzögerung von Tagen tritt eine astrogliale Aktivierung und die Infiltration hämatogener Zellen auf. Es findet sich eine anisomorphe Astrogliose im Infarktrand, dagegen eine isomorphe Gliose in Arealen mit inkompletter ischämischer Zellschädigung, sowie eine transiente Astrozytenaktivierung durch Spreading Depression im exofokalen ipsilateralen Kortex.
In der Infarktspätphase infiltriert eine gemischte Mikroglia/Makrophagenpopulation wallartig den Infarktrand, die durch verschiedene immunozytochemische Aktivitätsmarker gekennzeichnet ist. Die in den vorgelegten Arbeiten erstmals beschriebene Expression von CD8 auf einer Makrophagensubpopulation ist charakteristisch für die ischämische (Pan-) Nekrose.
In Assoziation zu der heterogenen glialen Aktivierung führt die fokale Ischämie zu einer differenziellen Induktion proinflammatorischer Zytokine im Infarkt, aber auch im gesamten ipsilateralen Kortex. In der Infarktfrühphase induzieren Spreading Depression die Expression von TNF- und IL-1 auch außerhalb der Infarktregion, während in der Infarktspätphase die Expression von IL-18 zusammen mit seinem bioaktivierenden Enzym, Caspase-1, auf den Infarktkern beschränkt bleibt.
In der chronischen Infarktphase kommt es nach flächiger Phagozyteninfiltration des Infarktes zur pseudozystischen Degeneration und Defektbildung sowie Ausbildung einer astrozytären Narbe.
Mittels multimodaler Kernspintomographie ist es möglich, die genannten Infarktstadien, nicht jedoch einzelne Aspekte der inflammatorischen Veränderungen nicht-invasiv darzustellen.

Die vorgelegten Arbeiten geben Einblick in ein komplexes Netzwerk inflammatorischer Reaktionen nach fokaler Ischämie. Diese Reaktionen laufen noch über Tage nach Eintreten des Infarktes ab und verändern dynamisch den Infarkt selbst, haben aber auch ausgedehnte Effekte auf nicht infarziertes Gewebe. Die beschriebenen glialen Reaktionen könnten zu einer sekundären Gewebsschädigung führen, aber auch Regeneration und Plastizität fördern sowie Ischämietoleranz für weitere Insulte vermitteln. Gelänge es, selektiv zytotoxische Effekte zu unterdrücken, aber Zytoprotektion und Regeneration zu fördern, eröffnete dies neue Perspektiven bei der Behandlung des menschlichen Schlaganfalls in einem Zeitfenster, in dem heute keine therapeutische Option zur Verfügung steht.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:05.01.2005
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:23.11.2003
Datum der Promotion:23.11.2003
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