Dokument: Differentialdiagnose von Tumoren und tumorähnlichen Läsionen des Knochens mittels historischer Skelettpräparate

Titel:Differentialdiagnose von Tumoren und tumorähnlichen Läsionen des Knochens mittels historischer Skelettpräparate
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20040808-000916-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Moslener, Gregor-Alexander [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:PD Dr. Jantea, Christian [Gutachter]
PD Dr. Huckenbeck, Wolfgang [Gutachter]
Stichwörter:Knochentumor, Skelett, Differentialdiagnose, historisch, Osteosarkom, Sarkom, Knochenmetastase, Skelettmetastase, Knochenzyste,
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Problematik: Untersuchungen an historischen Skeletten können zahlreiche Informationen über Erkrankungen früherer Kulturen und Gesellschaften aufzeigen. Sind zusätzlich auch noch medizinische Dokumentationen erhalten geblieben, kann außerdem ein Eindruck des zeitgenössischen, medizinischen Wissensstandes erlangt werden. Knochentumore und andere mit einer Substanzvermehrung des Knochens einhergehende Prozesse stellen hier eine wichtige Erkrankungsgruppe dar, da sie durch die Haltbarkeit des Skelettsystems auch noch lange Jahre nach dem Tod des Individuums nachweisbar sind.

Ziel der Studie: Es stellte sich die Frage, wie sich bestimmte Knochentumore aus medizinhistorischen Sammlungen am von organischen Materialien befreiten Knochen darstellen und ob unter Zuhilfenahme von ermittelbaren Patientendaten, Rückschlüsse zur weiteren Differenzierung dieser Knochentumore, bezugnehmend auf das heutige Wissen, möglich sind. War eine historische Diagnose vorhanden, so sollte diese durch die Arbeit überprüft und somit bestätigt oder revidiert werden.

Material und Methode: In der Arbeit wurden 62 in einem medizinhistorischen Museum archivierte, historische Skelettteile der Extremitäten und des Beckens mit tumorösen Veränderungen untersucht. Jedes Präparat wurde fotografisch dokumentiert. Anhand des Erscheinungsbildes des Tumors und den zum Teil vorhandenen Museumsunterlagen wurden für jeden Knochen Skelettteil, Patientenalter, Geschlecht des Patienten, Tumorlokalisation und die historische Diagnose mit Jahresangabe erfasst. Diese Daten wurden dann mit aktuellen Daten aus der Literatur verglichen um so die wahrscheinlichste Diagnose für den jeweiligen Tumor zu ermitteln und die historische Diagnose zu aktualisieren.

Ergebnisse: Folgende Knochentumore und tumorähnliche Läsionen konnten in abnehmender Häufigkeit diagnostiziert werden: 18 Osteosarkome, 9 Knochenmetastasen, 8 Frakturen, 5 Knochenzysten, 4 Osteomyelitiden, 3 Lues, 3 kartilaginäre Exostosen, 2 Periostitiden, 2 Myositis ossificans, 2 Morbus Paget, eine Knochentuberkulose, ein Chondrosakom, ein Brodie-Abszess, ein Riesenzelltumor, ein nicht ossifizierendes Fibrom und eine Osteonekrose. Die Diagnosen dieser Arbeit stammen aus den Jahren 1813 bis 1994. Differentialdiagnostisch war es umso schwieriger zu einer neuen, aktualisierten Diagnose zu kommen, je weniger biographische bzw. anamnestische Daten zu einem Patienten bekannt waren, da diese durch einen Vergleich mit der Literatur zu der Diagnose führen konnten, welche mit der höchsten Wahrscheinlichkeit zutraf. Das makroskopische Erscheinungsbild allein war für eine sichere Diagnostik unzureichend. Wenn zusätzlich andere, insbesondere chronisch entzündliche Prozesse, auftraten konnten sich die Tumore makroskopisch am trockenen Skelettpräparat sehr ähneln.

Schlussfolgerungen: Krankheiten sind Prozesse, die keiner historischen Veränderung unterliegen, wobei der Betrachter sich in der Diagnostik und Interpretation am aktuellen Wissensstand der Medizin orientiert. Daneben ist die Wahrnehmung des Arztes auch von seinen persönlichen gesellschaftlichen und religiösen Vorstellungen, Werthaltungen, Vorurteilen und Erfahrungen seiner Epoche geprägt. Daher sind einige historische Krankheitsbezeichnungen in der modernen Medizin nicht mehr gebräuchlich.
Eine systematische Aufarbeitung einer historischen Präparatesammlung, wie in dieser Arbeit, leistet somit einen wertvollen medizinhistorischen Beitrag. Sie kann einerseits eine wichtige Hilfestellung bei der Interpretation von historischen Präparaten und archäologischen Skelettfunden sein und andererseits wertvolle Einblicke in den medizinhistorischen Wissensstand verschiedener Epochen geben.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:08.08.2004
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:08.07.2004
Datum der Promotion:08.07.2004
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