Dokument: Dynamische Magnetresonanztomographie zur Beurteilung der Knochenmarksmikrozirkulation und anti-angiogenetischer Therapieeffekte bei malignen hämatologischen Erkrankungen

Titel:Dynamische Magnetresonanztomographie zur Beurteilung der Knochenmarksmikrozirkulation und anti-angiogenetischer Therapieeffekte bei malignen hämatologischen Erkrankungen
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20040212-000757-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation
Medientyp:Text
Autor: Scherer, Axel Jens [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Mödder, Ulrich [Gutachter]
Prof. Dr. Haas, Rainer [Gutachter]
Prof. Dr. Krauspe, Rüdiger [Gutachter]
Stichwörter:dynamische Magnetresonanztomographie, Angiogenese, Osteomyelofibrose, Multipes Myelom, Myelodysplastische Syndrome, Thalidomid
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:In der vorliegenden Arbeit wurde die Wertigkeit der dynamischen kontrastverstärkten MRT-Bildgebung (d-MRT) der Lendenwirbelsäule untersucht. Dieses neue Verfahren wurde bei 20 Probanden, 46 Patienten mit Myelodysplastischen Syndromen (MDS), 18 Patienten mit Multiplem Myelom (MM) und 14 Patienten mit Osteomyelofibrose (OMF) zur Beurteilung der Knochenmarksmikrozirkulation eingesetzt. Durch Verlaufsuntersuchungen lagen insgesamt 202 d-MRT Untersuchungen zur Auswertung vor. Klinischer Hintergrund dieser Untersuchungen war die Frage, ob die d-MRT eine zuverlässige Beurteilung der Knochenmarksmikrovaskularisation und deren Veränderungen unter anti-angiogenetischer Therapie mit Thalidomid erlaubt.
Grundlage für die Berechnung von Mikrozirkulationsparametern aus Signalintensitäts-Zeit-Kurven der d-MRT ist ein linearer Zusammenhang zwischen der ermittelten Signalintensität und der Kontrastmittelkonzentration. Durch 25 Messungen an einem Kontrastmittelkonzentrationsphantom wurde dieses Verhältnis für die verwendete Fast- Low-Angle-Shot-Gradientenechosequenz bewiesen.
Als mathematisches Rechenverfahren wurde das Zwei-Kompartimente-Modell von Brix [52] angewendet, welches die Kinetik der Signalerhöhung unter Kontrastmittelapplikation durch die Parameter Amplitude A und Austauschratenkonstante k21 beschreibt. Da die Berechnung dieser Perfusionsparameter bei der d-MRT auf ?Region-of-interest (ROI)?-Messungen beruht wurde die Ergebnisvarianz der Meßwerte durch wiederholte ROI-Analysen (insgesamt 1200) überprüft. Es konnte nachgewiesen werden, daß eine durchschnittliche Abweichung der Perfusionswerte von 4,63% vom Mittelwert resultiert. Die Streuung der Werte unterschied sich statistisch nicht signifikant bei unterschiedlicher Lokalisation, Größe und Form der ROI. Die Amplitude zeigte eine geringere Ergebnisstreuung als die Austauschratenkonstante und ist damit ein validerer Meßparameter. Die Ergebnisvarianz nahm bei höheren Perfusionswerten signifikant zu und zeigte bei einem geringen Prozentsatz (2,25%) eine Streunung >15% vom Mittelwert der Messung. Diese meßtechnischen Einflußgrößen müssen berücksichtigt werden und dürfen insbesondere bei Verlaufsbeurteilungen der Mikrovaskularisation nicht als Therapieeffekt fehlgedeutet werden. Bei den durchgeführten Patientenstudien wurden deshalb jeweils 3 Messungen gemittelt.
Bei den Patienten wurden im Vergleich zu den Normalpersonen durchschnittlich höhere Amplituden (Normalpersonen: 14,4 a.u. ± 5,2; MDS: 24,8 a.u. ± 8,2; OMF: 35,9 a.u. ± 4,4; MM: 23,3 a.u. ± 3,7) und Austauschratenkonstanten (Normalpersonen: 0,124 min-1 ± 0,042 min-1; MDS: 0,136 min-1 ± 0,036; OMF: 0,145 min-1 ± 0,068; MM: 0,131 min-1 ± 0,034) gemessen. Der Unterschied war bei der Amplitude statistisch hochsignifikant (p<0,001). Eine pathologisch erhöhte Knochenmarksmikrozirkulation ist demnach mit der dynamischen MRT meßbar.
Nach einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von 4,8 Monaten mit Thalidomid wurde bei 17 MDS-, 8 MM- und 7 OMF-Patienten eine Verlaufskontrolle der Perfusionswerte durchgeführt. Bei 11 MDS-, 4 MM- und 5 OMF-Patienten konnte eine signifikante Reduktion der Perfusionsparameter in der d-MRT nachgewiesen werden. Durchschnittlich fielen die Perfusionsparameter um 32,9% vom Ausgangswert ab. Klinisch zeigten sämtliche dieser Patienten eine partielle oder komplette Krankheitsremission. Bei einem minimalen Therapieansprechen wurden in 4 Fällen unveränderte bzw. leicht reduzierte Perfusionsparameter ermittelt, bei 2 Patienten stieg einer der Parameter an. Bei den Patienten mit einem Progreß der Grunderkrankung zeigten 5 von 6 Patienten stark ansteigende Perfusionswerte. Zusammenfassend konnte unter anti-angiogenetischer Therapie eine signifikante Reduktion der d-MRT-Parameter parallel zu einer Abnahme der Krankheitsaktivität nachgewiesen werden. Diese Daten unterstützen den Einsatz der d-MRT zur Evaluation und Verlaufsbeurteilung der Mikrozirkulation bei Patienten mit malignen hämatologischen Erkrankungen vor und im Verlauf einer Thalidomidtherapie. Eventuell kann in Zukunft die d-MRT eine Bestimmung der Mikrogefäßdichte aus Knochenmarkbiopsien ersetzen.
Hinsichtlich der Detektion frakturgefährdeter Wirbelkörper mit der d-MRT bei MM-Patienten belegen die durchgeführten Messungen signifikant höhere Amplituden von Lendenwirbelkörpern, die in Verlaufsuntersuchungen eine Fraktur aufwiesen (33,1 a.u. ±8,2) im Vergleich zu den im Verlauf nicht frakturierten Lendenwirbelkörpern (16,7 a.u. ±4,2). Anhand der Amplitude konnte in allen Fällen der Untersuchungsserie eine Fraktur fehlerfrei vorhergesagt werden. Die d-MRT hat demnach prognostische Wertigkeit in Hinblick auf die Detektion frakturgefährdeter Wirbelkörper bei Myelompatienten. Damit wäre das dynamische Verfahren den konventionellen MRT-Sequenzen in dieser klinisch hochrelevanten Fragestellung überlegen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:12.02.2004
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:17.10.2002
Datum der Promotion:17.10.2002
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