Dokument: Darstellung der Hirnstrukturen bei der Bildung regulärer und irregulärer Verbformen mit der Positronen-Emissions-Tomografie: Ein Vergleich zwischen Einzel- und Gruppenanalyse.
Titel: | Darstellung der Hirnstrukturen bei der Bildung regulärer und irregulärer Verbformen mit der Positronen-Emissions-Tomografie: Ein Vergleich zwischen Einzel- und Gruppenanalyse. | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2707 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20040116-000707-7 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Sach, Miriam [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Langen, Karl-Josef [Gutachter] Prof. Dr. med. Seitz, Rüdiger J. [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Positronen-Emissions-Tomografie, PET, Sprache, Morphologie, Flektion, Frequenz, regulär, irregulär, Verb, Vergangenheitpositron emission tomography, PET, language, morphology, verb flection, frequency, regular, irregular | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | In der Psycholinguistik werden derzeit zwei konkurrierende Modelle zur Verarbeitung regelmäßiger und unregelmäßiger Vergangenheitsformen von Verben diskutiert. Das Ein-System-Modell vertritt die Vorstellung einer gemeinsamen Verarbeitung regelmäßiger und unregelmäßiger Verbformen in einem neuronalen Netzwerk. Das Zwei-System-Modell nimmt dagegen für reguläre Verben eine von ihrer Vorkommenshäufigkeit im Sprachgebrauch unabhängige Generierung anhand symbolischer Regeln der Grammatik an, während für irreguläre Verben eine in Form eines assoziativen Gedächtnisses vorhandene Speicherung der Wortstämme im Lexikon mit frequenzabhängigem Abruf des entsprechenden Verbs postuliert wird. Messungen des regionalen zerebralen Blutflusses (rCBF) mit der Positronen-Emissions-Tomographie (PET) bieten dabei die Möglichkeit, den Verarbeitungsmodus regulärer und irregulärer Vergangenheitsformen von Verben im Hinblick auf die Evaluierung dieser psycholinguistischen Modelle zu untersuchen: Bei dem Ein-System-Modell wäre eine Übereinstimmung neuronaler Aktivitäten bei regulärer und irregulärer Verbbildung zu erwarten, während eine Differenz neuronaler Aktivitäten eher das Zwei-System-Modell stützte. Bezüglich der Verhaltensdaten sprächen gleiche Reaktionszeiten bei regulärer und irregulärer Verbbildung eher für das Ein-System-Modell, deutlich unterschiedliche Reaktionszeiten mit erheblich verlangsamter Generierung und erhöhter Fehlerzahl seltener irregulärer Verben führten dagegen zur Annahme des Zwei-System-Modells. Bei zwölf gesunden Probanden wurde der rCBF während der Generierung regulärer und irregulärer Verben der Vergangenheit unterschiedlicher Frequenz im Vergleich zum Einsetzen bereits flektierter Verben gemessen und die Reaktionszeiten sowie Art und Anzahl der Fehler als Verhaltensdaten erhoben. Die Datenauswertung erfolgte durch eine Individualanalyse sowie als Gruppenanalyse mittels des Computerized Brain Atlas (CBA) und dem Software-Paket Statistical Parametric Mapping (SPM). Konsistente unterschiedliche Regionen als Hinweis auf eine getrennte Verarbeitung regulärer und irregulärer Verben wurden nicht nachgewiesen. Es zeigte sich vielmehr eine gemeinsame Verarbeitung in einem Netzwerk aus kortikalen und subkortikalen Arealen, welche die linksseitige Broca-Area, den rechten Nucleus lentiformis und Thalamus sowie das Cerebellum beinhalteten. Bezüglich der Einzel- und Gruppenauswertung wurden übereinstimmende neuronale Aktivierungen zwischen individueller Auswertung und Gruppenanalyse bei maximal der Hälfte aller Probanden gefunden. In der Einzelanalyse fiel eine große interindividuelle Variabilität bezüglich der neuronalen Aktivierungen auf. Die Übereinstimmung zwischen Einzel- und Gruppenanalyse stieg mit abnehmender Irrtumswahrscheinlichkeit des jeweiligen Analyseverfahrens an. Bezüglich der Reaktionszeiten erfolgte während der PET-Messung das einfache Einsetzen der vorgegebenen Verbform (Kontrollbedingung) am schnellsten, die Reaktionszeit war bei der Generierung regulärer Verben kürzer als bei der Bildung irregulärer. Dies galt gleichermaßen für häufige und seltene Verben. Hochfrequente Verben wurden schneller gebildet als niedrigfrequente, wobei die schnellere Verarbeitung häufiger Verben unabhängig von deren Regularität erfolgte. Beim Einsetzen war der Reaktionszeitunterschied zwischen häufigen und seltenen Verben am größten, während bei der Bildung regulärer und irregulärer Verbformen ein identischer Unterschied bestand, so dass bereits das Lesen seltener Verben mehr Zeit beanspruchte. Es bestand kein signifikanter Unterschied zwischen der Fehleranzahl regulärer und irregulärer Verben. Die Bildung seltener Verben erfolgte, unabhängig von der Regularität, fehlerhafter als die Produktion häufiger Verben. Die Fehler bei der Verbbildung bestanden u. a. aus fehlerhaften Assoziationen zu anderen, ähnlichen Wörtern. Bei der regulären Produktion traten dabei Wörter auf, die irregulären glichen. Reaktionszeiten, Fehleranalyse und anatomische Regionen bei den Gruppenanalysen favorisieren trotz teilweise auch dualistisch erklärbarer Aspekte eine gemeinsame Verarbeitung regulärer und irregulärer Verben in einem neuronalen Netzwerk.Psycholinguistic theories propose different theoretical models of inflectional processing of regular and irregular verbs. Dual mechanism models assume separate modules for regular and irregular verbs with lexical frequency sensitivity for irregular verbs, whereas connectionist models propose a unified process in a common neural network. We conducted a positron emission tomography (PET) study using a 2x2 design with the factors verb regularity (regular / irregular) and verb frequency (high / low frequency in spoken language). We found significantly shorter voice onset times for regular verbs and high frequency verbs irrespective of regularity. The PET data showed cerebral activations in inferior frontal gyrus (BA 45), nucleus lentiformis, thalamus, and superior medial cerebellum for both regular and irregular verbs but no dissociation for verb regularity. Our results support common processing components for regular and irregular verb inflection. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 16.01.2004 | |||||||
Dateien geändert am: | 12.02.2007 | |||||||
Promotionsantrag am: | 22.12.2003 | |||||||
Datum der Promotion: | 22.12.2003 |