Dokument: Ethnomedizinische Untersuchungen bei emigrierten Burmesen über die menschliche Anatomie und Krankheiten
- Kognitionsstrukturen und Kulturwandel

Titel:Ethnomedizinische Untersuchungen bei emigrierten Burmesen über die menschliche Anatomie und Krankheiten
- Kognitionsstrukturen und Kulturwandel
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2632
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20031004-000632-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Reichwald, Catrin [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:PD Dr. Kohnen, Norbert [Gutachter]
Prof. Dr. Alberti, Luciano [Gutachter]
Stichwörter:Ethnomedizin, Kognition, Burma, Anatomie, Krankheit, traditionelle Medizin, Myanmar
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Die vorliegende ethnomedizinische Arbeit stellt die Forschungsergebnisse über Wahrnehmung und Kognition von 30 emigrierten Burmesen im Hinblick auf die menschliche Anatomie und Krankheiten mittels standardisierter Verfahren dar. Die Daten des Kollektivs wurden 1995 in Deutschland und Frankreich erhoben und teilweise mit anderen, bereits untersuchten Kulturen verglichen. Hierbei galt es, vor allem kulturspezifische Besonderheiten im kognitiven Klassifikationsschema (KKS) herauszuarbeiten.
Zur Auswertung der Ähnlichkeitsdaten aus qualitativen und quantitativen Interviews wurden als Methoden die Multidimensionale Skalierung (MDS) und Clusteranalyse (beide aus dem SPSS-Programm) eingesetzt.
Das kognitive Klassifikationsschema der untersuchten emigrierten Burmesen ist durch die Grunddimensionen innen ? außen und oben ? unten strukturiert. Nach diesen werden die standardisierten Anatomie-Begriffe im KKS geordnet.
Auswertungen verschiedener Literaturquellen, qualitativer Interviews und transkultureller Vergleiche ergaben, dass die Positionen der Begriffe Kopf und Gehirn gegenüber allen anderen Körperteilen im KKS der emigrierten Burmesen eine besonders herausgehobene Stellung einnehmen. Dem Gehirn wird eine Schlüsselfunktion als Mittler zwischen der irdischen und spirituellen Welt als ?meditativem Geist? zugesprochen, der nach Ansicht der Burmesen einzig und allein den Weg ins Nirwana ermöglicht.
Darüber hinaus stellte sich bei der Untersuchung der Gewichtung einzelner Dimensionen im KKS mittels einer individuellen Skalierung (INDSCAL) heraus, dass die innen ? außen ? Dimension besonders ausgeprägt ist bei den emigrierten Burmesen als Ausdruck für ihren Individualitätssinn, der sich allein schon durch die Emigration aus dem Heimatland zeigt.
Das KKS der Krankheitsbegriffe ist bei den untersuchten Burmesen nach den Grund-dimensionen innen ? außen und behandlungsbedürftig ? nicht behandlungsbedürftig geordnet. Eine weitere kognitive Ordnung wird nach Symptomkomplexen vorgenommen (erkältungsähnliche Krankheiten, Kreislaufschwäche, narbengewächsartige Erkrankungen und Frauenkrankheiten, Erkrankungen der Sinnesorgane, Hundebiss und psychoaffektive Erkrankungen, abdominelle Erkrankungen, infektiöse Krankheiten sowie exogen verursachte Erkrankungen).
Beim Vergleich des KKS von Krankheitsbegriffen zwischen emigrierten Burmesen und den Singhalesen, deren KKS von allen im Projekt in unserer Arbeitsgruppe KKK untersuchten Gruppen den Burmesen wegen ihrer religiösen Anschauung am nächsten steht, konnten außer der weltweit verbreiteten Dimension innen ? außen keine weiteren Parallelen aufgezeigt werden.
Durch die INDSCAL-Methode wurde eine Graphik erstellt, die die Gewichtung verschiedener Wahrnehmungsdimensionen im Hinblick auf die Anatomiebegriffe bei den emigrierten Burmesen im Vergleich mit dem von KOHNEN untersuchten deutschen Kollektiv wiedergeben. Es wurde nachgewiesen, dass keine deutliche Anpassung des KKS der Burmesen in Richtung auf das KKS der Deutschen stattgefunden hat.
Bei der Untersuchung des KKS der Anatomiebegriffe gemessen an der Aufenthaltsdauer der Burmesen im Vergleich zu den Deutschen weisen die jung emigrierten Burmesen (bis 5 Jahre Auslandsaufenthalt) am ehesten eine Ähnlichkeit mit der Dimensionsgewichtung der deutschen Probanden auf, bei denen die Dimensionen innen ? außen und allgemein ? besonders dominieren. Die länger emigrierten Burmesen (über 5 Jahre Auslandsaufenthalt) hingegen zeigen eine deutliche Gewichtung der Dimension oben ? unten. Diese Abweichung in der Gewichtung der Dimensionen bei anatomischen Begriffen überdauerten bei den untersuchten Burmesen den kulturellen Wandel und verstärkten sich sogar.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:04.10.2003
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:14.07.2003
Datum der Promotion:14.07.2003
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