Dokument: Charakterisierung und Verlauf der
autonomen Neuropathie HIV-infizierter Patienten mittels
kardiovaskulärer Funktionstests

Titel:Charakterisierung und Verlauf der
autonomen Neuropathie HIV-infizierter Patienten mittels
kardiovaskulärer Funktionstests
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20020222-000403-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Görlach, Ivo [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. med. Häussinger, Dieter [Gutachter]
Prof. Dr. med. Frieling, Thomas [Gutachter]
Prof. Dr. med. Wettstein, Matthias [Gutachter]
Stichwörter:HIV, AIDS, Neuropathie, Autonome Neuropathie,kardiovaskulär, gastroenterologisch, Herzfrequenzvariation,Infektiologie, Neurologie, HerzfrequenzvariationsanalyseHIV, AIDS,immunodeficiency, neuropathy, cardiovascular, autonomic nervousdysfunction
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Aufgrund des deutlichen Neurotropismus des Human-Immunodeficiency-
Virus Typ 1 [HIV 1] zählen virusassoziierte neurologische
Störungen zu häufigen und bedeutsamen Komplikationen bei
HIV-infizierten Patienten aller Erkrankungsstadien. Die in diesem
Zusammenhang auftretende autonome Neuropathie [ANP] äußert sich
durch den Befall multipler Organsysteme mittels einer Vielzahl von
Symptomen, bis hin zu vital bedrohlichen Formen. Zur Untersuchung von
Charakteristik und Verlauf der ANP HIV-infizierter Patienten wurden 56
HIV-positive Patienten (52 männlich, 18-61 Jahre, Median 36 Jahre)
sowie 29 gesunde Probanden (26 männlich, 24-64 Jahre, Median 33
Jahre) im Rahmen einer prospektiven Quer- und
Längsschnittuntersuchung untersucht. Nach einem Zeitraum von 6 bis 16
Monate (Median 10,5 Monate) erfolgte die Nachuntersuchung von 22 der 56
Patienten (21 männlich, 25-54 Jahre, Median 34,5 Jahre). Mit Hilfe
eines computergestützten Elektrokardiogramms wurden 15
standardisierte Parameter der Herzfrequenzvariabilität [HFV] in Ruhe
und unter definierter Kreislaufbelastung ermittelt. Darüber hinaus
wurden mittels eines standardisierten Fragebogens Symptome der ANP erfragt
und in Form eines hierzu entwickelten Symptomen-Scores dargestellt. HIV-
positive Patienten der CDC- Stadien (Centers for Disease Control, Atlanta,
USA) A1, A2, B1, B2 [='vor-AIDS'] unterschieden sich bezüglich
ihrer HFV nicht signifikant von gesunden Kontrollen (p > 0,017),
während HIV- Patienten der CDC Stadien A3, B3 und C1-3 [='AIDS'] in
14 von 15 Parametern (93%) gegenüber gesunden Kontrollen und in 10
von 15 Parametern (67%) gegenüber 'vor-AIDS'- Patienten eine
verminderte HFV zeigten (jeweils p > 0,017). Die Nachuntersuchung von
22 HIV-Patienten zeigte im Vergleich zur Erstuntersuchung einen
signifikanten Anstieg und damit eine Zunahme der HVF bei 4 von 15
Testparametern (p < 0,05). 12 von 15 Testparametern korrelierten
dagegen negativ mit dem fortschreitenden CDC-Stadium von A1 bis C3 (p <
0,05). Für die Herzfrequenz in Ruhe fand sich eine negative
Korrelation zu allen 15 Testparametern der HFV (p < 0,05), beim
Vergleich der einzelnen Studienuntergruppen zeigten sich hingegen keine
Unterschiede (p > 0,05). Bei allen Patientengruppen konnte ein
gegenüber der Kontrollgruppe signifikant erhöhter klinischer
Symptomen-Score ermittelt werden (p < 0,001). AIDS-Patienten mit
[='potentielles risiko'] und solche ohne weitere neurotoxische
Risikofaktoren neben der Infektion mit HIV [='kein risiko']
unterschieden sich hinsichtlich ihrer HFV nicht signifikant voneinander (p
> 0,05). Die Infektion mit dem HI-Virus spielt eine eigenständige
ätiologische Rolle bei der Entstehung der kardiovaskulären ANP
und ist unabhängig von weiteren neurotoxischen Risikofaktoren. Die
prospektive Betrachtung zeigte, daß sich über den
Beobachtungszeitraum von 6 bis 16 Monaten (Median 10,5 Monate) die
kardiovaskuläre autonome Funktion nicht signifikant verschlechterte,
sondern tendenziell verbesserte. Demgegenüber konnte gleichzeitig
eine positive Korrelation zwischen CDC-Stadium und Ausmaß der
kardiovaskulären ANP nachgewiesen werden. Diese Beobachtungen
können als Ausdruck einer langsamen Krankheitsprogression mit
diskontinuierlichem Verlauf und intermittierender Remission gelten. Die
vorliegende Studie zeigte, daß eine erhöhte Ruhe-Herzfrequenz
bei HIV-Patienten trotz ihrer engen Korrelation zur HFV keinen
verläßlichen Parameter zur Einschätzung der autonomen
Funktion darstellt. Zahlreiche Symptome, sowie der gleichzeitige Befall
mehrerer Organsysteme, sprechen für das Vorliegen einer autonomen
Störung. Ein Symptomen-Score aus anamnestischen Angaben könnte
als ergänzendes Hilfsmittel Anwendung finden. Entgegen den
Ergebnissen früherer Studien, welche die Wirksamkeit von Zidovudin im
Rahmen der Therapie der HIV-assoziierten Neuropathie nachgewiesen hatten,
spricht das hier beobachtete Fehlen von signifikanten Unterschieden
zwischen Patienten mit und ohne Zidovudin-Medikation hinsichtlich ihrer
kardiovaskulären autonomen Funktion gegen einen positiven
Einfluß von Zidovudin (p > 0,05). Zusammenfassend ergibt sich,
daß Inzidenz und Ausprägung der ANP mit dem Fortschreiten der
HIV-Infektion zunehmen und im Endstadium AIDS der Erkrankung klinische
Relevanz gewinnen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:22.02.2002
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:22.02.2002
Datum der Promotion:22.02.2002
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