Dokument:
Krankenhaus und lokale Politik um 1800. Das Beispiel
Düsseldorf 1770-1850
Titel: | Krankenhaus und lokale Politik um 1800. Das Beispiel Düsseldorf 1770-1850 | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2304 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20020205-000304-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Dross, Fritz [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Dr. Labisch, Alfons [Gutachter] Prof. Dr. Molitor, Hansgeorg [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Düsseldorf, Armenwesen, Gesundheitswesen,Hospital, Krankenhaus, Sozialgeschichte der Medizin, Geschichte 1750-1850Duesseldorf, poor relief, medical care, health care, hospital, socialhistory of medicine, history 1750-1850 | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 900 Geschichte und Geografie | |||||||
Beschreibungen: | Die Perspektive der Dissertation über Krankenhaus und lokale Politik um 1800 zielt auf die historischen Umstände, unter denen neue Formen der Heilbehandlung gesellschaftlich und politisch akzeptabel wurden. Im Mittelpunkt stehen die Verhandlungen, die zur Einrichtung des ersten Armenkrankenhauses in Düsseldorf um 1800 führten. Der Kranke allein ist arm - so formulierte der Berliner Arzt Christoph Wilhelm Hufeland im Jahr 1809 ein lange Zeit gültiges Paradigma der öffentlich finanzierten Krankenpflege. Armut sei relativ, Krankheit absolut; Maßnahmen zur heilenden, Krankheiten möglichst bald beendenden Krankenpflege seien demnach vom modernen Staat zugunsten seiner Untertanen bedingungslos zu fordern. Über die strukturelle und individuelle Qualifikation Armer zum Empfang öffentlich finanzierter Unterhaltsleistungen sowie über deren Art und Umfang wird gestritten, seit Armenpflege als öffentliche Aufgabe verstanden und betrieben wird. Der Anspruch eines ernsthaft Erkrankten auf eine im Zweifelsfall öffentlich finanzierte Heilbehandlung wird dagegen kaum angezweifelt. Als modernen (westlichen) Industriegesellschaften typische Institution rationalisierter Heilbehandlung kann das Krankenhaus angesehen werden, das als Ausdruck hochtechnisierter Medizin schlechthin gilt. Das Krankenhaus wird als historische Institution diskutiert, die der möglichst effizienten Wiederherstellung von Arbeitsfähigkeit und damit der konkreten Armenpflege gewidmet ist. Die Untersuchung setzt mit dem ersten bekannten Versuch in den 1770er Jahren ein, eine neuartige Form der Krankenbehandlung, die als Krankenhaus interpretiert werden kann, in Düsseldorf einzuführen. Sie endet in den 1850er Jahren, als die Notwendigkeit eines Allgemeinen Krankenhauses nicht mehr debattiert wurde. Es wird eine Perspektive gewählt, die nicht einen Krankenhausgründungsakt als Startlinie begreift, sondern Momente aufspürt, welche die Erfindung des Krankenhauses nahelegten. Ein zentrales Interesse der Studie betrifft nicht realisierte Versuche, ein Krankenhaus in Düsseldorf zu gründen. Lokale Politik wird als Verhandlungsrahmen begriffen, innerhalb dessen die Errichtung eines Krankenhauses in Düsseldorf diskutabel war. Dabei ist von besonderem Interesse, daß dieser Verhandlungsrahmen im Zeitalter von Aufklärung, Französischer Revolution und Etablierung preußischer Herrschaft am Rhein einem fundamentalen Wandel unterlag. Er unterwarf Stadt und Land schnell wechselnden Staatlichkeiten, Herrschern und politischen Gremien und machte sie mit neuen Ideen von politischer Teilhabe und Verantwortung sowie dem Entstehen einer (politischen) Öffentlichkeit bekannt. Am Beispiel der Verhandlungen zum Thema Krankenhaus wird die sattelzeitliche Genese des Politischen in seiner modernen, bürgerlichen Form diskutiert. Während der epistemologische Wandel der Medizin die Geburt der Klinik (Michel Foucault) plausibel erklärt, stehen in der Dissertation die Übersetzungsprozesse zwischen Medizin und Gesellschaft im Mittelpunkt. Diese haben eine Institution zum Gegenstand, welche Armut bekämpfen helfen könne, indem sie Erkrankten die Fähigkeit zurückgebe, ihren Lebensunterhalt durch als Leistung interpretierte Erwerbsarbeit unabhängig von öffentlichen Unterstützungen zu verdienen. Regierungsbehörden, Beamte, Ärzte und eine frühe bürgerliche Öffentlichkeit stehen sich als Verhandlungspartner gegenüber. Unter der Maßgabe, diese Verhandlungen als das Einüben einer Vorstellung zu verstehen, diskutiert die Studie Medikalisierung als zentralen Teil sattelzeitlicher Prozesse sozialer Disziplinierung.The thesis on hospitals and local policy around 1800 explores the historical circumstances, which generated demand for and acceptance of new forms of public welfare. Special attention is given to the negotiations preceding the establishment of the first hospital for the poor and sick in Düsseldorf. Central government, local authorities and a bourgeois public argued about the best way to combat mendicancy and empoverishment forced by sickness. The career of the idea of the modern hospital depended on widely shared opinions on the causes of social poverty and hence the correlation between health care provision, poor relief and public welfare. Only the sick are poor - this long time valid paradigm concerning publicly financed nursing was formulated by Christoph Wilhelm Hufeland in 1809. Measures to cure sickness and diseases as soon as possible were therefore unconditionally expected of the modern state. The thesis discusses the hospital as a historical institution dedicated to the most efficient re-creation of the ability to work of the (labouring) poor. The investigation chronologically covers the period between mid 18th and mid 19th century. Beginning with the first attempt to introduce a new form of health care provision in the 1770s it ends in the 1850s, when the necessity to establish a general hospital was not discussed any more. While the epistemological change of medicine led to the Birth of the Clinic (Michel Foucault), the processes of translation between medicine and society are focussed on in this study. The discussion about changed functions of nursing the poor tries to point out situations which suggested the invention of the modern hospital. Local policy is understood as a framework of negotiations in which the establishment of a hospital was considerable. This framework underwent fundamental changes in the age of the atlantic revolution, the development of a public sphere and the establishment of Napoleonic, then Prussian rule over the Rhenish territories. Government authorities, officials, physicians and an early civil public, the hospital administration, the hospital priests and of course the hospital patients, faced each other as partners in negotiations. These can serve as an example of the genesis of politics in its modern meaning as a public competition of private and group-related interests and opinions. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Sonstige Einrichtungen/Externe | |||||||
Dokument erstellt am: | 05.02.2002 | |||||||
Dateien geändert am: | 12.02.2007 | |||||||
Promotionsantrag am: | 05.02.2002 | |||||||
Datum der Promotion: | 05.02.2002 |