Dokument: Mikroklima und Musterbildungsprozesse - komplexe Interaktionen in
der Flechtenvegetation entlang eines Transekts der maritimen Antarktis

Titel:Mikroklima und Musterbildungsprozesse - komplexe Interaktionen in
der Flechtenvegetation entlang eines Transekts der maritimen Antarktis
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20020201-000248-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Romeike, Judith [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Ott, Sieglinde [Gutachter]
Prof. Dr. Jahns, Hans-Martin [Gutachter]
Stichwörter:Antarktis, Flechten, Mikroklima,Interaktionen, Trebouxia, Photobiont, Mycobiont, Symbiose, Besiedlung,TransektAntarctica, Lichen, Microclimate, Colonization, Photobiont,Mycobiont, Interaction, Symbiosis, Interaction, Transect
Dewey Dezimal-Klassifikation:500 Naturwissenschaften und Mathematik » 570 Biowissenschaften; Biologie
Beschreibung:Die eisfreien Gebiete der Antarktis gelten als Extremgebiet der Erde, das
nur wenigen Lebensformen ein Bestehen ermöglicht. Besiedler von
Extremgebieten müssen entweder eine sehr breite (Kosmopoliten) oder sehr
enge ökologische Amplitude (Endemiten) aufweisen. Bislang ist es nur zwei
höheren Pflanzen gelungen sich erfolgreich in der Antarktis anzusiedeln,
ihnen gegenüber haben sich bis heute 427 verschiedene Flechtenarten dort
etabliert. Als Symbioseorganismus aus Myco- und Photobiont können die
Flechten als kleines Ökosystem interpretiert werden. Ihre Fähigkeit zur
Poikilohydrie macht sie zu Pionieren extremer Lebensräume. In der
Antarktis ist die Vegetationsperiode auf wenige Monate im Jahr beschränkt.
Innerhalb dieser Vegetationsperiode wechseln die abiotischen Faktoren wie
Licht, Wind und Temperatur. Um ihr unterschiedliches Einwirken auf die
Flechtenvegetation an verschiedenen Mikrostandorten zu erfassen, wurden
entlang eines Transekts von der nördlichen maritimen Antarktis (Livingston
Island, Süd Shetland Inseln) über die südliche maritime Antarktis (Lagoon
Island, Adelaide Island) hin zur bereits vom Kontinent beeinflussten
Antarktis (Mars Oasis, Alexander Island) mikroklimatische Messungen an
endemischen und kosmopolitisch verbreiteten Arten durchgeführt. An den
einzelnen Standorten wurden die Transekte von der Küste landeinwärts
gelegt. Durch den erstmaligen Einsatz der Thallusfeuchtigkeitsmessung in
situ in der Antarktis konnten Feuchtigkeitsverlaufskurven der Flechten
über mehrere Wochen erfasst werden. Höhenunterschiede bis zu 80m üNN
zeigten an den Mikrostandorten der nördlichen maritimen Antarktis,
entgegen den Hochgebirgen von Skandinavien, keinen Unterschied.
Es konnte gezeigt werden, dass bei der Besiedlung
antarktischer Böden neben den Wasserquellen die Stabilität des Substrats
eine wichtige Rolle spielt. Polygonböden, die regelmäßige durch
Gefrier-Tau-Zyklen umgelagert werden, weisen an ihren inneren
Randbereichen erste Stadien von Flechtenbesiedlung auf. Initialstadien der
Besiedlung können Mustern aufweisen, die nicht nur horizontal ausgebildet
sind, sondern die auch stockwerkartige Komplexe bilden. Während sich in
gemäßigten Klimaten häufig Sukzessionen in der Vegetationsabfolge zeigen,
konnte an den südlichsten Standorten eine Stagnation der
Besiedlungsabfolgen sowie das stetige Vorkommen von Pionierarten
festgestellt werden. Die Arten befinden sich in einem Fließgleichgewicht,
in dem sie sich partiell überwachsen ohne jedoch eine Art zu verdrängen.
Während die bisher untersuchten Flechteninteraktionen der südschwedischen
Insel Gotland häufig aggressive Vorgehensweisen bei der Besiedlung neuer
Standorte aufweisen, beschränken sich die Interaktionen in der Antarktis
weitgehend auf mutualistische Veziehungen. Diese Art der Beziehung
ermöglicht den Flechten durch die verbesserte Wasserspeicherkapazität
eine optimale Nutzung der nur begrenzt zur Verfügung stehenden Ressourcen.
Für das Verständnis der heutigen Besiedlung der Antarktis muss neben der
räumlichen Entfernung der einzelnen Flechtenstandorte die Verbreitungsart
und der Transportmechanismus der Fortpflanzungsstrukturen berücksichtigt
werden. Die genetische Diversität sowie die Selektivität der einzelnen
Bionten wurden hierzu exemplarisch an verschiedenen Arten der Gattung
Umbilicaria untersucht. Entgegen den bisher untersuchten Arten der Gattung
Physcia zeigten alle untersuchten Arten von Umbilicaria eine geringe
Selektivität bei der Wahl ihres Photobionten. Die Untersuchungen haben
gezeigt, dass die Mycobionten der Umbilicaria Arten die gleiche
morphologische Struktur mit vier verschiedenen Photobionten vom Typ
Trebouxia entwickeln können. Die unterschiedlichen Eigenschaften der
Photobionten erweitern wahrscheinlich die ökologische Amplitude der Arten.
Des weiteren geben die unterschiedlichen Kombinationen der Bionten
Aufschluss über die Besiedlungsgeschichte der Antarktis.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Biologie
Dokument erstellt am:01.02.2002
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:01.02.2002
Datum der Promotion:01.02.2002
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