Dokument: Vorwärtsmodelle und die Vorhersage des
Bewegungsverlaufs - Ein Beitrag zur Erforschung interner motorischer
Modelle

Titel:Vorwärtsmodelle und die Vorhersage des
Bewegungsverlaufs - Ein Beitrag zur Erforschung interner motorischer
Modelle
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20010628-000110-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Richter, Stefanie [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Kalveram, K.-Th. [Gutachter]
Prof. Dr. Pietrowsky, Reinhard [Gutachter]
Prof. Dr. Konczak, J. [Gutachter]
Stichwörter:Interne motorische Modelle,Vorwärtsmodelle, Lernen, Generalisierung, Kinematik, DynamikInternalmotor models, forward models, learning, generalization, kinematics,dynamics
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Aktuelle Befunde sprechen dafür, daß neuronale Bewegungskontrolle
durch sogenannte interne Modelle (IM) - inverse Modelle und
Vorwärtsmodelle - realisiert wird. Inverse Modelle transformieren
gewünschte Bewegungsziele in erforderliche Efferenzen und ermöglichen
Bewegungssteuerung. Experimentelle Studien zeigen, daß sie durch Übung an
veränderte Umweltbedingungen adaptierbar und auf ähnliche Bewegungen
generalisierbar sind, d.h. die Eigenschaften z.B. des Arms im Sinne einer
Regel repräsentieren. Vorwärtsmodelle transformieren efferente Kommandos
in zu erwartende sensorische Konsequenzen und dienen der Prädiktion des
Bewegungsverlaufs. Sie können z.B. dazu verwendet werden, ein zugehöriges
inverses Modell zu trainieren, oder die Aktivitäten verschiedener
Effektoren zu koordinieren. Experimentelle Studien konzentrierten sich
bislang auf inverse Modelle. In der vorliegenden Untersuchungsreihe wurden
daher Eigenschaften von Vorwärtsmodellen des Arms untersucht. Die
Fragestellungen umfassen die Adaptation und Generalisierbarkeit von
Vorwärtsmodellen, die Effizienz verschiedener Lernmechanismen, die
Integration von Information über den Bewegungsverlauf und die dabei
wirkenden Kräfte, sowie den Einfluß visueller Information über den
Ausgangspunkt der Bewegung. Untersucht wurden Beugebewegungen des rechten
Unterarms mit konstantem Ausgangspunkt. Der Arm lag auf einem beweglichen
Manipulandum und war für die Probanden nicht sichtbar. Sie saßen vor einem
Schirm, auf den die Position des Hebels als Laserpunkt projiziert werden
konnte. Durchzuführen waren Bewegungen über verschiedene, zufällig
gewählte Distanzen (Experiment 1a und 2); in Experiment 1b war die
Bewegungsweite vorgegeben. Die Dynamik des Arm-Hebel-Systems wurde über
eine geschwindigkeitsabhängige Kraft modifiziert. Die Probanden sollten -
nach unterschiedlichen Übungsphasen - in einer Testphase
Positionsschätzungen vornehmen. Als abhängige Variable diente der
Schätzfehler (Differenz zwischen geschätzter und tatsächlicher Endposition
des Arms). Experiment 1a (Adaptation): Die Probanden erhielten in der
Übungsphase entweder direkt visuelle Rückmeldung über den
Bewegungs-Endpunkt (Auto-Imitation), sollten zuerst ihre Armposition
schätzen und erhielten dann eine Rückmeldung (Fehler-Lernen), oder sie
erhielten keine visuelle Rückmeldung (Kontrolle). Zusätzlich wurde die
visuelle Rückmeldung des Ausgangspunktes der Bewegung variiert. In der
Übungsphase von Experiment 1b (Generalisierung) wurden
Positionsschätzungen bei Bewegungen mittlerer Weite geübt, in der
Testphase sollten die Probanden Positionsschätzungen bei kurzen oder
weiten Bewegungen durchführen. In Experiment 2 (Einfluß des sensorischen
Kanals) sollten die Probanden Positionsschätzungen nach einer Übungsphase
mit 'verschobener' oder korrekter visueller Rückmeldung durchführen. Die
Ergebnisse von Experiment 1a liefern experimentelle Evidenz für die
Adaptation von Vorwärtsmodellen des Arms; Probanden können lernen,
Endpositionen unter veränderten dynamischen Bedingungen zu schätzen. Es
konnte nicht nachgewiesen werden, daß Fehler-Lernen dabei effektiver ist
als Auto-Imitation. Eine genaue Spezifikation des Ausgangspunktes der
Bewegung durch visuelle Information führte nicht zu einer besseren
Schätzleistung. Es fanden sich zudem nur relativ schwache Hinweise für die
Generalisierbarkeit der Übungserfahrung (Experiment 1b). Das heißt, es ist
nicht ausgeschlossen, daß die Vorhersage von Endpositionen mit Hilfe einer
look-up-table realisiert wurde und daher nicht auf einer Repräsentation
von Regeln beruht. Experiment 2 zeigte, daß sich Probanden von
verschobener visueller Rückmeldung fehlleiten lassen. Dies spricht dafür,
daß kinematische und dynamische Eigenschaften des Arms in ein
Gesamtkonzept integriert werden.

Recent research suggests that neural motor control is realized
through so-called internal motor models - inverse models
and forward models. Inverse models transform desired movement targets into
required efferent motor commands and thus enable motor control.
Experimental studies show that these models are adaptable and
generalizable to other movements, i.e. they represent the inherent
characteristics of the arm in a rule-based manner. Forward models
transform efferent commands in expected sensory consequences and therefore
serve movement prediction. They can be used to train an associated inverse
model or to coordinate several effectors. Hitherto, experimental studies
concentrated on inverse models. Therefore, in the present study forward
models of the arm were investigated. The experimental questions addressed
comprise the adaptation and generalization of forward models, the
efficiency of different learning mechanisms, the integration of
information about the movement course course und the forces acting during
movement, and finally the influence of visual information about the
initial position of the movement. Investigated were flexion movements of
the right forearm with constant initial position. The subjects\' forearm
lay on a manipulandum and was prevented from view through a styroform
plate. Subjects sat in front of a screen, the position of the manipulandum
could be projected on. They were asked to perform movements over different
distances (experiment 1 and 2); in experiment 1b movement distance was
prescribed. The dynamics of the arm-manipulandum-system was influenced
through a velocity-dependent force. Subjects were asked to perform
estimations of the endposition of their movements after different learning
phases. The dependent variable was the estimation error (difference
between estimated and actual endposition of the arm). Experiment 1a
(adaptation): Subjects were given direct visual feedback about the
endposition (auto-imitation), or they were asked to first estimate their
endposition and then informed through visual feedback (error-learning), or
they had no visual information at all (control). In addition, visual
information about the initial position of the arm was varied. In the
learning phase of experiment 1b (generalization), position estimations
were learned in movements of medium amplitude. In the testing phase,
subjects were asked to estimate endpositions of small and large movements.
In experiment 2 (influence of the sensory channel) subjects performed
estimations of their movement endposition after a learning phase with
'shifted' or correct visual feedback. The results of experiment 1a
supply experimental evidence for the adaptation of forward models of the
arm; subjects were able to learn to estimate endpositions under changed
dynamic conditions. It could not be shown that error learning is more
effective than auto-imitation. A precise specification of the initial
position through visual information did not lead to an increased
estimation performance. There were only weak hints for the generalization
of learning experience (experiment 1b). That is, it cannot be excluded
that the prediction of endpositions is accomplished by means of a
look-up-table and is thus not based on the representation of rules.
Experiment 2 showed that subjects were significantly influenced in their
estimations by shifted visual feedback in the learning phase. This is
evidence that kinematic and dynamic features of the arm are integrated in
a model comprising both aspects in a comprehensive model.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie
Dokument erstellt am:28.06.2001
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:28.06.2001
Datum der Promotion:28.06.2001
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