Dokument: Reaktionsmuster und morphogenetisches Potential isolierter
Mycobionten (Flechtenpilze) und die Bedeutung für den
Symbioseorganismus Flechte

Titel:Reaktionsmuster und morphogenetisches Potential isolierter
Mycobionten (Flechtenpilze) und die Bedeutung für den
Symbioseorganismus Flechte
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2101
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20011220-000101-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:Dr. Etges, Sabine [Autor]
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Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Ott, Sieglinde [Gutachter]
Prof. Dr. Jahns, Hans-Martin [Gutachter]
Stichwörter:Symbiose, Flechte, Mycobiont, Pilz, Mycel, Hyphe, Morphogenese,Kohlenhydrate, Ultrastruktur, Lichenisierung
Dewey Dezimal-Klassifikation:500 Naturwissenschaften und Mathematik » 570 Biowissenschaften; Biologie
Beschreibung:Die hoch differenzierten vegetativen und generativen Strukturen komplex gebauter Flechtenthalli entstehen ausschließlich durch den interaktiven Kontakt von Pilzhyphen und Photobionten. Man vermutet, daß die Thallusmorphogenese durch ein multifaktorielles System gesteuert wird, dessen Einzelheiten noch weitgehend unbekannt sind. Die Ontogenese der Flechten muß jedoch auf genetisch verankerten Prinzipien beruhen, die den beiden Symbiosepartnern prinzipiell inhärent sind. Deshalb wurde das Wachstums- und Entwicklungsverhalten von isolierten, axenisch wachsenden Mycobionten untersucht und mit den Eigenschaften freilebender Pilze verglichen. Hierdurch wurden Rückschlüsse auf Steuerungsprozesse im Flechtenthallus möglich.
Die Mycobionten von Flechten (Baeomyces rufus, Xanthoria parietina, Physcia tenella, Physconia distorta und Anaptychia ciliaris) aus verschiedenen Verwandtschaftsbereichen wurden aus Ascosporen isoliert. Aus der Ordnung der Peltigerales konnte erstmals der Mycobiont von Peltigera didactyla unter axenischen Bedingungen zur Mycelbildung angeregt werden. An allen isolierten Mycobionten wurden das Keimungsverhalten, Reaktionen der Hyphenfilamente und Mechanismen der Mycelbildung untersucht. Es hat sich gezeigt, daß die Flechtenpilze neben einigen flechtenspezifischen Eigenschaften vor allem eine Auswahl bestimmter Reaktionsmuster für die Entwicklung des Thallus nutzen, die auch bei nicht-lichenisierenden, filamentös wachsenden Mycota vorhanden sind. Hierzu zählen Interaktionen zwischen benachbarten Hyphen durch Anastomosen und Verzweigungsbildung in Abhängigkeit von den verfügbaren organischen Nährstoffen. Hohe Verzweigungsfrequenzen schon bei geringen Nährstoffkonzentrationen, ein extrem langsames Wachstum und die Bildung ?Interner Hyphen? führen zu der typischen, kompakten Kulturform der Flechtenpilze. Die Bildung ?Interner Hyphen? kann auch dem lichenisierten Mycobionten eine zusätzliche Nahrungsquelle im langsam wachsenden Thallus erschließen. Die Abhängigkeit des Wachstumsverhaltens von der Nährstoffkonzentration hat eine besondere Bedeutung für die Morphogenese des Flechtenthallus und für den Kontakt mit dem stationär vorhandenen Photobionten, denn in der Symbiose werden die Photobionten durch den Pilzpartner dazu angeregt, verstärkt Kohlenhydrate abzugeben.
Die Morphologie der isolierten Mycelien weist artabhängige Charakteristika auf und wird sowohl durch die physikalischen Eigenschaften des Substrats, als auch durch Phytohormone und die Kohlenhydrate Ribitol und Glukose in unterschiedlicher Weise beeinflußt. Bei einem Kontakt der Mycelien mit Photobionten reagieren nur die direkt beteiligten Hyphen, während entferntere Hyphen durch weiteres Wachstum Kontakt mit anderen Algenzellen aufnehmen können.
Freilandversuche mit isolierten Mycobionten haben erstmalig gezeigt, daß Flechtenpilze dort langfristig im unlichenisierten Zustand überleben können. Relichenisierung mit freilebenden Algen ist noch nach längeren aposymbiotischen Wachstumsperioden möglich. Die Mycobionten besitzen also insgesamt eine große morphogenetische Plastizität und zu ihrem Entwicklungszyklus können auch nicht-lichenisierte Phasen gehören.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Biologie
Dokument erstellt am:20.12.2001
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:20.12.2001
Datum der Promotion:20.12.2001
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