Dokument: Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) mittels Cystatin C - und Kreatinin basierter Formeln im Vergleich zur 51 Cr-EDTA-Plasma Clearance (Referenzmethode) bei Patienten mit Kopf-Hals Tumoren

Titel:Bestimmung der glomerulären Filtrationsrate (GFR) mittels Cystatin C - und Kreatinin basierter Formeln im Vergleich zur 51 Cr-EDTA-Plasma Clearance (Referenzmethode) bei Patienten mit Kopf-Hals Tumoren
Weiterer Titel:Cystatin C - a fast and reliable biomarker for glomerular filtration rate in head-and-neck-cancer patients
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20120229-100514-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Pelzer, Maximilian [Autor]
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Dateien vom 22.02.2012 / geändert 22.02.2012
Beitragende:Prof. Dr. Bölke, Edwin [Gutachter]
Prof.Dr. Rump, L. Christian [Gutachter]
Stichwörter:Cystatin C, Kreatinin, Cis-Platin
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Zentraler Parameter bei der Beurteilung der Nierenfunktion ist die glomeruläre Filtrationsrate (GFR), dessen genaue Messung nur indirekt über die urinäre Clearance geeigneter exogener Markersubstanzen möglich ist (Inulin, Iothalamat, Iohexol, 99mTc-DTPA und 51Cr-EDTA).
Für die ambulante und klinische Routinediagnostik sind diese Referenzmethoden zu kosten-intensiv und zu aufwändig. Stattdessen werden zur Abschätzung der Nierenfunktion endo-gene, mit dem Blut zirkulierende Biomarker herangezogen, traditionell der Kreatininspiegel, in jüngeren Jahren auch zunehmend der Cystatin C-Spiegel. Anhand von empirischen For¬meln lässt sich dann aus diesen Werten die GFR berechnen bzw. abschätzen. Die Genauigkeit dieser Schätzmethoden, d.h. die Abweichung von der Referenzmethode ist mittels Bland-Altman-Statistik quantifizierbar. Die diagnostische Wertigkeit kann aus der Güte der Diskri-minierung zwischen den Stadien der Nierenerkrankung mittels ROC-Analyse bestimmt wer-den.
Bei Tumorpatienten ist die exakte Bestimmung der Nierenfunktion eine wichtige Vorausset-zung für die Behandlung mit Chemotherapeutika.
Die vorliegende Studie, die zwischen Februar 2007 und April 2009 in der Klinik und Polikli-nik für Strahlentherapie und Radioonkologie der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf durchgeführt wurde, schloss insgesamt 69 Konsekutivpatienten ein (Altersmittel: 57,4 J.; Be-reich: 22–86 Jahre; 40 Frauen / 29 Männer). 52 dieser Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren wurden mittels kombinierter Radiochemotherapie behandelt. Dabei handelte es sich um 30 Frauen und 22 Männer, das Al¬tersmittel betrug 58,0 Jahre (Bereich: 39 – 76 Jahre).
Die Lokalisation der Primärtumoren war bei 22 Patienten der Oropharynx, bei 10 Patienten der Larynx und bei 18 Patienten der Hypopharynx. Die histologische Untersuchung ergab 47 Plattenepithelkarzinome, 2 Adenokarzinome und 1 Mucodermoidkarzinom.
Bei allen Patienten wurde mittels 51Cr-EDTA Plasma Clearance die GFR gemessen (Refe-renzwert), die im Mittel 64,7 ± 27,1 ml/min/1,73 m2 betrug (Bereich: 16 – 105 ml/min/1,73 m2). Die Prävalenz niereninsuffizienter Patienten (GFR < 60 ml/min/1,73 m2) betrug insge¬samt 25 / 69, also 36,2%. Außerdem wurden die Serumspiegel von Cystatin C (MW: 1,39 ± 0,94 mg/L; Bereich: 0,63 – 4,47 mg/L) und Kreatinin (MW: 1,30 ± 1,12 mg/dl; Be¬reich: 0,50 – 7,20 mg/dl) gemessen.
Anhand verschiedener Literaturformeln sowie aus den eigenen Messdaten abgeleiteter For-meln wurden GFR-Werte (estimated GFR, eGFR) berechnet und deren Abweichung von den Referenzwerten nach der Bland-Altman-Methode untersucht. Für Cystatin C wurden die Formeln nach Hoek [26], Larsson [35] und Dade-Behring [38], für Kreatinin die Formeln nach Cockcroft-Gault [12], Wright [67] und die MDRD-Formel [40] herangezogen. Hinzu ka¬men zwei eigene Formeln, für Cystatin C:
eGFR [ml/min/1,73 m2] = 66,895 × Cystatin C [mg/L]-0,9489
und für Kreatinin:
eGFR [ml/min/1,73 m2] = 59,663 × Kreatinin [mg/dl]-0, 8352.
Die Cystatin C basierten Formeln wiesen insgesamt die geringsten mittleren Abweichungen (Bias) von der Referenz¬methode und die besten Intraklassen- und Konkordanzkorrelationsko-effizienten auf (ICC bzw. CCC). Alle Literaturformeln überschätzten die Filtrationsleistung geringfügig, die eigene Formel lag recht nahe am Idealwert, d.h. einem mittleren Bias von Null. Hinsichtlich der Güte der Formeln ergab sich folgende Rangfolge [Formel (Bias / ICC / CCC)]:
Eigene Formel (–1,03 / 0,911 / 0,910) > Hoek (7,63 / 0,873 / 0,871) > Dade-Behring (8,36 / 0,834 / 0,832 > Larsson (10,27 / 0,825 / 0,823).
Im Vergleich dazu wiesen die Kreatinin basierten Literaturformeln einen deutlich größeren mittleren Bias auf, die Überschätzung der Filtrationsleistung war z.T. erheblich. Die eGFR-Werte nach der eigenen Formel und der MDRD-Formel stimmten noch am besten mit der Referenzmethode überein. Es ergab sich folgende Rangfolge [Formel (Bias / ICC / CCC)]:
Eigene Formel (–1,88 / 0,828 / 0,838) > MDRD (15,91 / 0,701 / 0,698) > Cockcroft-Gault (19,12 / 0,604 / 0,670) > Wright (27,75 / 0,673 / 0,600).
Die ROC-Analyse konnte für alle Formeln beim jeweils optimalen eGFR-Cutoff (Youden-In-dex) eine gute bis sehr gute diagnostische Genauigkeit belegen. Diese variierte nur unwesent-lich, wenn statt des optimalen eGFR-Cutoff der klinisch relevante eGFR-Wert von ca. 60 ml/min/1,73 m2 als Cutoff gewählt wurde.
Festzuhalten bleibt, dass Serum-Cystatin C als Biomarker der Nierenfunktion Serum-Kreati¬nin generell überlegen war, zumindest bei der hier untersuchten Studienpopulation. Die sehr guten Ergebnisse der eigenen Formeln, insbesondere der Cystatin C-Formel, bedürfen der Validierung anhand einer weiteren, jedoch vergleichbaren Patientenpopulation. Darüber hin-aus wäre die Analyse der Genauigkeit dieser Formel bei grundsätzlich anderen Patientenenti-täten von Interesse.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:29.02.2012
Dateien geändert am:29.02.2012
Promotionsantrag am:19.07.2011
Datum der Promotion:08.02.2012
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