Dokument: Medizinische Versorgung von Kindern als Gewaltopfer in Düsseldorf
Titel: | Medizinische Versorgung von Kindern als Gewaltopfer in Düsseldorf | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=18582 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20110713-092507-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Gölz, Annika [Autor] | |||||||
Dateien: |
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Beitragende: | PD Dr. med. Graß, Hildegard [Gutachter] Prof. Dr. Höhn, Thomas [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Kindesmisshandlung; Rechtsmedizin; Gewaltopfer | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Hintergrund:
Um die medizinische Versorgung von Gewaltopfern zu verbessern und um weitere sinnvolle Angebote für die Opferbetreuung erarbeiten zu können, bedarf es neben der konkreten Vernetzung von Hilfeangeboten vor Ort auch einer vertiefenden Kenntnis über die Zusammenhänge von häuslicher Gewalt, deren Erscheinungsformen und Folgen und insbesondere deren möglichen Besonderheiten im Zugang auf das und in der Inanspruchnahme des medizinischen Hilfeangebotes. Für die Erhebung solcher Daten bieten sich verschiedene Methoden an. Im Auftrag der Bundesregierung wurde beispielsweise eine Repräsentativ-Befragung durchgeführt. Aus dem europäischen und außereuropäischen Ausland liegen ebenfalls derartige Unter-suchungen vor. Eine detaillierte Datenlage – insbesondere für Deutschland - ist aber bisher nicht vorhanden. Daher sind weitere Projekte aus unterschiedlichen Perspektiven sinnvoll, um die Facetten der Gewalt speziell in ihrer jeweiligen Repräsentanz auch im Gesundheitswesen erfassen zu können. Die vorliegende Studie erstellt eine Ist-Stand-Erhebung zur Qualität der medizinischen Versorgung im Jahre 2004 in Düsseldorf, und zwar hinsichtlich Diagnosestellung, Befunddokumentation, akutmedizinischer Versorgung und Vermittlung der Betroffenen an weitere qualifizierte Hilfemaßnahmen. Methode: Retrospektive Fallanalyse von Patientenakten der Kinderklinik des UKD (UKD) und der Kinderschutzambulanz des EVK (KSA) aus dem Jahr 2004 anhand eines elektronischen Datenerfassungsbogens/Fragebogens. Erfragt werden u. a. Basisdaten zu Opfer und Tatverdächtigen (Geschlecht, Alter), Gewalt-hergang, Verletzungen, Befunddokumentation und Opfernachsorge. Die so erstellte Datenbank wurde mit Hilfe deskriptiver Statistik ausgewertet. Ergebnisse: 2004 wurden an der Kinderklinik des UKD 10 Kinder mit gesicherter Diagnose Kindesmisshandlung stationär betreut, von der KSA konnten 88 Fälle in diese Studie aufgenommen werden. 50% der Kinder des UKD waren 7-14 Jahre alt, (7 w., 3 m.). Häufigste Gewaltform war hier Körperliche Misshandlung (7 x). 63% der KSA-Opfer waren zwischen 7-14 Jahren alt, ungefähr gleichviel männliche und weibliche Opfer (41:47). An der KSA waren häufigste Gewaltformen: seelische Gewalt (30%), Körperliche Gewalt (28%), sexueller Missbrauch (23%) und Vernachlässigung (19%). Die Verletzungslokalisationen und das Alter der Schädiger deckten sich mit Angaben der Literatur. Gewalt fand zu 85% in häuslicher Umgebung statt und wurde zu 96% von dem Opfer bekannten Personen begangen (57% Verwandte). Häufigste Motive waren Überforderung und sexuelle Motive. Die Befunddokumentation variierte von Fall zu Fall. Die Erhebung von Risikofaktoren unterlag stark der Anamneseform des aufnehmenden Arztes. 78% der Kinder wurden einer Opfernachsorge zugeführt. Schlussfolgerung: 2004 befand sich die medizinische Auseinandersetzung mit Kindesmisshandlung noch in Teilen in den „Kinderschuhen“. Die Qualität der Beschreibung der erlittenen Gewalt ist im Wesentlichen abhängig von der Ausführlichkeit der Anamnese und den Kenntnissen des aufnehmenden Arztes über Kindesmisshandlung. Es zeigten sich deutliche Defizite in der Befunddokumentation durch Ärzte der Kinderklinik. Mehr Fortbildung der Ärzteschaft und Aufnahme in das ärztliche Ausbildungscurriculum sind für die Erkennung von Misshandlungsfällen vonnöten. Die Kompetenzen der Rechtsmediziner sollten regelmäßig, auch im Verdachtsfall, zur Hilfe gezogen werden. Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung sollte eine Kinderschutzgruppe am UKD gegründet werden. Diese sollte wissenschaftlich begleitet werden. Eine Einbindung der KSA und die Einrichtung einer klinischen Kinderschutzgruppe erscheinen sinnvoll. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 13.07.2011 | |||||||
Dateien geändert am: | 13.07.2011 | |||||||
Promotionsantrag am: | 21.12.2010 | |||||||
Datum der Promotion: | 01.06.2011 |