Dokument: Der Einfluss von Angstträumen auf das Verhalten im Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen, dem Konzept der dünnen Grenzen und habitueller Stressverarbeitung

Titel:Der Einfluss von Angstträumen auf das Verhalten im Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen, dem Konzept der dünnen Grenzen und habitueller Stressverarbeitung
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20110125-095140-8
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Köthe, Martina [Autor]
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Dateien vom 18.01.2011 / geändert 18.01.2011
Beitragende:Prof. Dr. Pietrowsky, Reinhard [Gutachter]
Prof. Dr. Pause, Bettina [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Die bisherige Alptraumforschung hat vielfach das Auftreten von Alpträumen im Zusammenhang mit Persönlichkeitsmerkmalen und Stress untersucht.
Obwohl Alpträume in der Allgemeinbevölkerung relativ häufig vorkommen (5% der Allgemeinbevölkerung berichten über gegenwärtig vorkommende Alpträume) und das Traumerlebnis oft einen deutlichen Leidensdruck verursacht, gibt es wenige wissenschaftliche Untersuchungen, die die Auswirkungen von Alpträumen auf das Verhalten erforschen.
Die vorliegende Arbeit hatte das Ziel, mögliche Einflüsse von Alpträumen zu erforschen. Das Verhalten sollte in verschiedenen Dimensionen wie Befindlichkeit, Emotionen, Kognitionen und handlungsorientierten Verhaltensweisen erfasst werden. Ein weiteres Ziel der ersten Studie war, herauszufinden, ob bestimmte Persönlichkeitsmerkmale im Zusammenhang mit dem Verhalten nach einem Alptraum stehen. Bei den Probanden handelte es sich um 41 Personen mit Alpträumen in der Vorgeschichte, aber ohne psychiatrische Diagnose. Die Persönlichkeitsmerkmale der Probanden wurden eingangs mit dem FPI-R erhoben.
In einer weiteren Studie wurden 30 gelegentliche und 30 häufige Alpträumer untersucht. Die Fragestellung war, ob sich gelegentliche und häufige Alpträumer in dem Persönlichkeitsmerkmal „dünne Grenzen“ unterscheiden. Es handelt sich dabei um eine Persönlichkeitsstruktur, die mit den Merkmalen Sensitivität, Vulnerabilität und Offenheit einhergeht. Ein weiteres Ziel dieser Studie bestand darin, herauszufinden, ob das Persönlichkeitsmerkmal „dünne Grenzen“ einen Einfluss auf das Verhalten nach einem Alptraum hat. Das Persönlichkeitsmerkmal dünne vs. dicke Grenzen wurde eingangs über den Boundary Questionnaire erhoben.
In einer dritten Studie sollte ermittelt werden, ob sich gelegentliche und häufige Alpträumer bezüglich habitueller Stressbewältigung unterscheiden. Ein weiteres Ziel war, Zusammenhänge zwischen habitueller Stressbewältigung und dem Verhalten nach Alpträumen zu erforschen. Bei den Probanden handelte es sich um 30 gelegentliche und 30 häufige Alpträumer. Zur Erfassung der habituellen Stressverarbeitung diente der Stressverarbeitungsfragebogen (SVF).
Alle Untersuchungen erfolgten prospektiv über einen Zeitraum von vier Wochen. Im Untersuchungszeitraum wurde täglich die Befindlichkeit mittels Fragebogen (BSKE) gemessen. Trat in der Nacht ein Alptraum auf, wurde das Verhalten infolge dieses Alptraums durch einen Fragebogen erfasst, der für die vorliegende Untersuchung entwickelt wurde.
Es zeigten sich am Morgen nach einem Alptraum erwartungsgemäß signifikant erhöhte Ängstlichkeit und beinträchtigstes Befinden im Vergleich zu den Tagen ohne vorausgegangenen Alptraum. Es konnte gezeigt werden, dass bestimmte Persönlichkeitsmerkmale im Zusammenhang standen mit dem Verhalten nach Alpträumen. Lebensunzufriedene, Beanspruchte und emotional Labile wurden auf den meisten Ebenen durch einen Alptraum beeinflusst. Sie fühlten sich durch den Traum an ein bestimmtes Problem erinnert, zeigten am häufigsten Beeinträchtigungen in der Stimmung und versuchten, den Traum zu deuten.
Die weiteren Ergebnisse zeigten, dass häufige Alpträumer über signifikant dünnere Grenzen (höherer Sumbound) verfügten. Dünne Grenzen standen im Zusammenhang mit einer negativen morgendlichen Befindlichkeit. Personen mit dünnen Grenzen fühlten sich am Morgen nach einem Alptraum verstärkt missgestimmt und feindselig und beurteilten sich tagsüber als nervöser, unruhiger und gestresster. Sie verspürten bei der Erinnerung an den Alptraum mehr Angst und sahen in dem Traum eher eine wichtige Botschaft.
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass häufige Alpträumer im Vergleich zu seltenen Alpträumern in belastenden Situationen ein größeres Ausmaß an stressvermehrenden Bewältigungsstrategien aufweisen. Häufige Alpträumer wenden in belastenden Situationen eher Negativstrategien als gelegentliche Alpträumer. Es zeigten sich deutliche Zusammenhänge zwischen habitueller negativer Stressbewältigung und einer schlechteren Befindlichkeit am Morgen nach einem Alptraum und vor allem mit emotionalen und physiologischen Konsequenzen des Alptraums.
Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit sprechen dafür, dass das Ausmaß der Belastung nach einem Alptraum durch Persönlichkeitsmerkmale (Emotionalität, Lebenszufriedenheit, dünne Grenzen) bestimmt wird. Häufige Alpträume können bei bestimmten Personen mit ungünstigen Stressverarbeitungsstrategien zu emotionalen und psychischen Beeinträchtigungen führen.
Letztendlich ist nicht geklärt, inwieweit das Verhalten nach Alpträumen durch Persönlichkeitsmerkmale, ungünstige Stressverarbeitung oder andere Variablen (u.a. Trauminhalt) determiniert wird.

Many previous nightmare research studies have investigated the occurrence of nightmares in connection with personality traits and stress.
Although nightmares occur relatively frequently in the general population (5% of the general population report currently occurring nightmares) and although the experience of nightmares often causes clear psychological strain, few scientific studies have investigated the effects of nightmares on behaviour.
The goal of the present study was to investigate certain possible effects of nightmares. Behaviour was measured in various dimensions such as mental state, emotions, cognitions and action-oriented behaviour. A further goal of the study was to find out whether particular personality traits are correlated with post-nightmare behaviour. The participants were comprised of 41 individuals, all having a case history of nightmares, though without psychiatric diagnosis. The participants’ personality traits were assessed at the beginning of the study using the
FPI-R.
In a further study, 30 participants experiencing nightmares occasionally and 30 experiencing nightmares frequently were studied. The question posed was whether there is a distinction between those who occasionally experience nightmares and those who frequently experience nightmares in terms of “thin boundaries”. This concerns a personality structure attended by the traits of sensitivity, vulnerability and openness. A further goal of this study consisted in finding out whether the personality trait of “thin boundaries” has an impact on post-nightmare behaviour. The personality trait thin vs. thick boundaries was assessed at the beginning of the study via the boundary questionnaire. The aim of a third study was to ascertain whether there is a distinction between individuals who occasionally experience nightmares and individuals who frequently experience nightmares with regard to habitual stress management mechanisms. A further goal was to investigate the connection between habitual stress management mechanisms and post-nightmare behaviour. The participants were comprised of 30 individuals occasionally experiencing nightmares and 30 frequently experiencing nightmares. The assessment of habitual stress management mechanisms took place via the stress management mechanism questionnaire (Stressverarbeitungsfragebogen SVF).
All research took place prospectively over a period of four weeks. The mental state of the participants was measured using a questionnaire (BSKE) daily throughout the study period. If a nightmare occurred during the night, the participant’s behaviour following this nightmare was assessed using a questionnaire developed for the study.
In accordance with expectations, significantly higher anxiety and negatively affected mental state were reported in the mornings following a nightmare, in comparison with the days which were not preceded by nightmares. It was shown that particular personality traits were correlated with post-nightmare behaviour. Those who lacked a sense of well-being, were subject to strain and emotionally unstable were affected on most levels by nightmares. They felt reminded of a particular problem by the dream, manifested most commonly a disturbed mood, and attempted to interpret the dream.
Further results showed that those who frequently experienced nightmares had significantly thinner boundaries (higher SumBound). Thin boundaries were correlated with a negative morning mental state. Individuals with thin boundaries felt, on the morning following a nightmare, more strongly distempered and hostile and judged themselves to be more nervous, agitated and stressed during the day. They experienced greater anxiety at the memory of the nightmare and more often saw in the dream an important message.
It was further shown that participants frequently experiencing nightmares, in contrast with those seldom experiencing nightmares, exhibited a higher degree of management strategies which increased stress in demanding situations. Individuals frequently experiencing nightmares generally apply more negative strategies than those experiencing nightmares occasionally. Clear correlations were observed between habitually negative stress management mechanisms and a poorer mental state in the morning following a nightmare and, in particular, the emotional and physiological consequences of the nightmare.
The results of this study suggest that the degree of strain following a nightmare is conditioned by personality traits (emotionality, well-being, thin boundaries). In certain individuals with disadvantageous stress management strategies, frequent nightmares can result in negative emotional and mental effects.
Finally, it remains unclear to what extent post-nightmare behaviour is determined by personality traits, disadvantageous stress management strategies or other variables (among others, dream content).
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Klinische Psychologie
Dokument erstellt am:25.01.2011
Dateien geändert am:25.01.2011
Promotionsantrag am:01.09.2010
Datum der Promotion:12.01.2011
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