Dokument: Wertigkeit von Fremd- und Selbstbeurteilungsskalen in der Diagnostik der Hepatischen Enzephalopathie
Titel: | Wertigkeit von Fremd- und Selbstbeurteilungsskalen in der Diagnostik der Hepatischen Enzephalopathie | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=16384 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20101021-090125-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Ritschel, Ellen [Autor] | |||||||
Dateien: |
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Beitragende: | Prof. Dr. med. Häussinger, Dieter [Gutachter] Prof. Dr. Schnitzler, Alfons [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Hepatische Enzephalopathie | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Von Januar 2007 bis Juli 2007 wurden 56 konsekutive Patienten mit Leberzirrhose der Stadien HE0 sowie mHE – HE2 in die Studie eingeschlossen. Während bei 54 Patienten eine äthyltoxische Leberzirrhose vorlag, wurde bei 2 Patienten eine primär biliäre Leberzirrhose diagnostiziert. Es wurden klinische Parameter, das CHILD-Pugh-Stadium und die West Haven Kriterien erfasst. Zusätzlich erfolgte bei allen Patienten eine computerpsychometrische Testung mittels des Wiener Testsystems, wonach unter gleichzeitiger Berücksichtigung der West Haven Kriterien eine Zuordnung zu den Stadien der Hepatischen Enzephalopathie (HE) erfolgen konnte. Weiterhin wurde bei allen Patienten eine Flimmerfrequenzanalyse, eine Fremdbeurteilung durch die Gottfries-Brane-Steen-Skala und eine Eigenbeurteilung durch die Eigenschaftswörterliste 60s und die Münchner Lebensqualitäts-Dimensionsliste MLDL durchgeführt.
Ziel der vorliegenden Arbeit war ein Vergleich von Patienten mit und ohne HE hinsichtlich emotionaler und sozialer Aspekte sowie kognitiver und motorischer Fähigkeiten. Weiterhin sollte die diagnostische Wertigkeit von Selbstbeurteilungs-fragebögen wie der Münchner Dimensionsliste (MLDL) bzw. der Eigenschafts-wörterliste (EWL 60s) und einer Fremdbeurteilungsskala (Gottfries-Brane-Steen-Skala [GBS-Skala]) überprüft werden. Die wichtigste daraus resultierende Fragestellung war, ob durch Kombination der Flimmerfrequenzanalyse mit Eigen- oder Fremdbeurteilungsskalen eine vergleichbare Sensitivität beim Screening der HE erzielt werden kann wie durch komplexe computer-psychometrische Testverfahren. Im vorliegenden Kollektiv litten jeweils annähernd ein Drittel der Patienten (33,9%; n=19) an einer mHE oder einer HE Stadium 1, während bei 16,1% (n=9) eine HE Stadium 0 und bei 16,1% (n=9) eine HE Stadium 2 vorlag. Die bekannte diagnostische Wertigkeit des Wiener Testsystems konnte in der Studie nachvollzogen werden, wobei sich signifikante Unterschiede zwischen den Stadien der HE bei folgenden Einzeltests zeigten: Cognitrone (mittlere Zeit), motorische Leistungsserie (Aiming Gesamtdauer, Liniennachfahren Fehler und Fehlerdauer), Reaktionstest (Reaktionszeit und motorische Zeit), Linienverfolgungstest und der tachistoskopische Verkehrsauffassungstest (richtige Antworten). In der Flimmerfrequenzanalyse wurden hochsignifikante Unterschiede zwischen den Stadien der HE dokumentiert (p<0,001). Verwendet man als Cut-off eine Flimmerfrequenz von 39 Hz, so beträgt bei der Diagnostik der manifesten HE die Sensitivität 77,7% bei einer Spezifität von 87,5%, während die Sensitivität der Diagnose einer mHE mit 44,4% bei einer Spezifität von 87,5% schlechter ist. Die Gottfries-Brane-Steen-Skala als Fremdbeurteilungsverfahren ergab einen Gesamtscore mit großen Unterschieden zwischen den HE-Stadien zwischen 2,9±2,7 Punkten bei HE0 bis 29,6±29,2 Punkten bei HE2. Wählt man einen Cut-off von < 8 vs. ≥ 8 Punkten, besteht für das Gesamtkollektiv hinsichtlich der Identifizierung der HE im Gesamtkollektiv eine Sensitivität von 70,5% bei einer Spezifität von 100%, während für die mHE eine Sensitivität von 72,7% bei einer Spezifität von 100% nachweisbar ist. Die Münchner Lebensqualitäts-Dimensionsliste (MLDL) zeigte in der Subanalyse Lebenszufriedenheit im Teilbereich Alltagsleben zwischen den HE-Stadien einen signifikanten Unterschied und eine grenzwertige Signifikanz im Gesamtscore (p=0,056), während sich in der Subanalyse Wichtigkeit lediglich im Teilbereich Soziales ein signifikanter Unterschied berechnen ließ. Bei der Eigenschaftswörterliste (EWL) bestanden in allen Einzeltests keine signifikanten Unterschiede zwischen den HE-Stadien. Insgesamt waren viele Teilbereiche nicht plausibel, so dass der EWL keine diagnostische Wertigkeit bei der HE zugesprochen werden kann. In einer gemeinsamen Auswertung der GBS-Skala und der Flimmerfrequenz wurde nachgewiesen, dass zwischen den beiden Parametern eine geringe Korrelation besteht (r= -0,34; p=0,014), was einen Anhalt für die Verschiedenheit beider Messgrößen gibt, da beide Tests unterschiedliche Qualitäten messen. Kombiniert man die Scores der Flimmerfrequenzanalyse (Cut-off: 39 Hz) und GBS-Skala (Cut-off: 8 Punkte) miteinander zu einem neuen Score und definiert diesen bei pathologischem Befund einer der beiden Tests als positiv für das Vorliegen einer HE, so wird für die Diagnose einer HE im Gesamtkollektiv eine Sensitivität von 92,7% bei einer Spezifität von 85,7% erzielt. Für die mHE wird eine Sensitivität von 82,3% bei einer Spezifität von 85,7% erreicht. Bei der ROC-Analyse entspricht dies einer AUC von 0,891. Zusammenfassend zeigt sich als Ergebnis der Studie, dass bei der Diagnostik der HE die EWL keine und die MLDL allenfalls mäßige Bedeutung hat. Die Flimmerfrequenzanalyse und die GBS-Skala stellen sich als diagnostisch wertvoll heraus. Durch die Kombination der beiden Tests mit Ermittlung eines neuen Scores konnten sehr hohe Sensitivitäten bei der Identifizierung der HE und mHE erreicht werden. Die klinische Wertigkeit des neuen Scores ist in dieser Studie nicht abschließend zu bewerten und sollte in einer prospektiven Studie evaluiert werden. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 21.10.2010 | |||||||
Dateien geändert am: | 08.10.2010 | |||||||
Promotionsantrag am: | 04.07.2010 | |||||||
Datum der Promotion: | 17.09.2010 |