Dokument: Evaluierung eines autologen Thrombozytengels zur prophylaktischen Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Hochrisikopatienten in der Herzchirurgie
Titel: | Evaluierung eines autologen Thrombozytengels zur prophylaktischen Behandlung von Wundheilungsstörungen bei Hochrisikopatienten in der Herzchirurgie | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=15414 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20100623-085443-9 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Philipp, Christian [Autor] | |||||||
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Beitragende: | PD Dr. Litmathe, Jens [Gutachter] Prof. Dr. med. Hohlfeld, Thomas [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | APG Risikopatienten Thrombozytengel Herzchirurgie Wundheilungsstörungen | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Über 60.000 Menschen in Deutschland müssen sich pro Jahr einem Eingriff am offenen Herzen unterziehen. Der Großteil dieser Eingriffe entfällt auf isolierte und kombinierte Koronar- und Klappenoperationen.
Als wichtigste unabhängige Einflussfaktoren für drohende Wundheilungsstörungen (WHST) haben sich hierbei Diabetes Mellitus, Insulinpflichtigkeit, Adipositas, Rauchen, NYHA Klasse ≥ III und paVK, aber auch allogene Bluttransfusionen und Nierenfunktionsstörungen herauskristallisiert. Nach Bypassoperationen schlagen sich die tief greifenden molekularbiologischen Funktionsstörungen bei Diabetikern in einer zwei- bis fünffach größeren Prävalenz von WHST nieder. Adipöse Patienten weisen ein verdoppeltes bis verdreifachtes Risiko eine WHST zu erleiden auf; bei adipösen Diabetikern ist die Gefahr einer leichten sternalen WHST nahezu verfünffacht, die für eine schwere sternale WHST fast verachtfacht. Insgesamt schwanken die Angaben zur Inzidenz von WHST nach offenen Herzoperationen zwischen 2,1 und 16 Prozent und besonders die sekundäre Entwicklung einer Mediastinitis oder Sepsis beeinträchtigt die Prognose der Patienten zusätzlich massiv. Derartig signifikante Risikozunahmen erfordern zwingend die Entwicklung neuer Methoden, diese gefährlichen Komplikationen bei Hochrisikopatienten zu verhindern: Die Klinik für Thorax- und Kardiovaskuläre Chirurgie des Universitätsklinikums Düsseldorf hat in diesem Zusammenhang eine prospektive, randomisierte Doppelblindstudie an 44 Hochrisikopatienten durchgeführt, von denen 22 Personen konventionell und 22 mit einem neuen, streng autologen Thrombozytengel (APG) behandelt wurden. Dieses Gel wurde mit Hilfe des MagellanTM Autologous Platelet Separator® (Fa. Medtronic, Düsseldorf, Deutschland) hergestellt und dem Patienten intraoperativ auf die Wundränder und das Sternum aufgetragen. Die direkt in das Wundgebiet applizierten Thrombo- und Leukozytenkonzentrate sezernieren große Mengen Wachstumsfaktoren und Zytokine. Dadurch sollen eine schnellere und effektive Wundheilung gefördert, sowie WHST reduziert werden. Postoperativ erfolgte die engmaschige Fotoprotokollierung und Dokumentierung der Wundheilung. Die APG- und die konventionell behandelte Gruppe setzten sich mit einem nahezu identischen mittlerem BMI von 32,3 kg/ m² und einem Durchschnittsalter von 65 Jahren zu gleichen Teilen aus Diabetikern (je 100 %), insulinpflichtigen (je etwa 50 %), adipösen (70 %) und Rauchern (32 %) zusammen. Bei den perioperativen Ergebnissen wurden zwei statistisch signifikante Unterschiede zwischen beiden Gruppen registriert: Die Studiengruppe wies längere Operationszeiten auf und deren Drainagen wurden später entfernt. Im Wund- und Knochenheilungsverlauf, sowie bei den verzeichneten Schmerzereignissen konnten weder Signifikanzen, noch deutliche Trends ermittelt werden. Der Wundheilungsprozess war in der konventionell therapierten Gruppe geringfügig beschleunigt. In der APG-Gruppe wurde unmittelbar postoperativ ein minimal größerer Anteil an sternal schmerzfreien Patienten verzeichnet. Die postoperativen Verweilzeiten im Krankenhaus waren in beiden Gruppen identisch. Bei den WHST zeigten sich zwar leichte Tendenzen, diese erreichten aber kein statistisch signifikantes Niveau. Unsere Ergebnisse können eine Überlegenheit des APG über die konventionelle Therapie weder bestätigen noch widerlegen, obwohl teils trendmäßige, teils statistisch signifikante Resultate aus verschiedenen Teilgebieten der Chirurgie den Nutzen des APG bezüglich der Reduktion von WHST weiterhin erhoffen lassen. Gemäß diesen vorangegangenen Studien ist die Wirkung des Thrombozytengels auf die Frühphase der Wundheilung beschränkt, und histologische Effekte lassen sich lediglich in den ersten 14 Tagen nachweisen. Unter dieser Wirkungslimitierung scheint das Gel zumindest seinen antiinfektiösen Ansprüchen gerecht geworden zu sein. Unter Umständen sind auch die Reduktion von schweren WHST am Sternum, intensivmedizinischer Behandlungsdauer und dezent der postoperativen Schmerzen in der Studiengruppe auf die Wirkung des APG zurückzuführen. Während des Evaluationszeitraums beobachteten wir eine extrem hohe Inzidenz von Wundheilungsstörungen (21). Diese Häufigkeiten – vor allem die der schweren WHST am Sternum (9,8 %) und die der WHST an den Beinen (Venenextraktionsstelle; 31,7 %) – liegen weit über den in früheren herzchirurgischen Studien beschriebenen Inzidenzen. Die Patienten unserer Studie wiesen allerdings eindeutig das höhere Risikoprofil und im Durchschnitt mehr Risikofaktoren für eine WHST auf als die Probanden früherer Erhebungen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Störeinflüsse der Risikokrankheiten, vor allem der Hochrisikokrankheiten, bei unseren Patienten so schwerwiegend in den Wundheilungsmechanismus eingreifen, dass sie durch die antiinfektiösen und wundheilungsfördernden Fähigkeiten des Gels nicht vollständig kompensiert werden können. Leider lässt sich durch die klinischen Ergebnisse nicht eindeutig ableiten, welche Risikofaktoren in welcher Weise und in welchen Umfang die Wirksamkeit des APG beeinträchtigen. Um verbindliche Aussagen treffen zu können, bedarf es I. weiterer klinischer Studien an Hochrisikopatienten beispielsweise als multizentrische Erhebungen, die einen größeren Populationsumfang zulassen, und II. Experimente zu den Einflüssen der einzelnen und kombinierten Risikofaktoren auf die APG-Physiologie. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 23.06.2010 | |||||||
Dateien geändert am: | 22.06.2010 | |||||||
Promotionsantrag am: | 01.07.2008 | |||||||
Datum der Promotion: | 09.06.2010 |