Dokument: Struktur-Funktionsbeziehungen in der menschlichen Inselrinde

Titel:Struktur-Funktionsbeziehungen in der menschlichen Inselrinde
Weiterer Titel:Structure-function relationships within the human insular cortex
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=15402
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20100701-114742-8
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Kurth, Florian [Autor]
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Dateien vom 21.06.2010 / geändert 21.06.2010
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:In der vorliegenden Arbeit wurde die funktionelle Organisation der Inselrinde untersucht, das Ergebnis mit der anatomischen Organisation der hinteren Inselrinde verglichen und in einer funktionellen Studie überprüft. Hierbei wurde die Arbeitshypothese verfolgt, dass die Inselrinde funktionell differenziert ist. Weiter wurde angenommen, dass der posteriore Bereich der Inselrinde durch eine eigene Zytoarchitektonik und eine bevorzugte somatosensorische Verarbeitung charakterisiert ist und sich dadurch von den vorderen Bereichen abgrenzen lässt.

Im ersten Teil der Arbeit wurde eine Metaanalyse funktioneller Bildgebungsstudien durchgeführt. Dazu wurden 1768 Experimente aus 13 funktionellen Kategorien mittels einer neuen, modifizierten Activation Likelihood Estimation (ALE) Analyse untersucht und auf der Inselrinde kartiert. Es zeigte sich eine Differenzierung der Inselrinde in eine sensomotorische, eine limbische, eine olfakto-gustatorische und eine kognitive Domäne. Die sensomotorische Domäne war im mid-posterioren Anteil lokalisiert. Die genaue Ausdehnung und eine mögliche Lateralisierung der somatosen¬sorischen Verarbeitung waren jedoch nicht eindeutig interpretierbar. In der anterior-dorsalen Inselrinde wurden eine Überlagerung und damit eine potentielle Integration zwischen den untersuchten funktionellen Domänen gefunden.

Im zweiten Teil wurden Lage, Größe und histologischer Aufbau von drei zytoarchitektonisch definierten Arealen (Ig1, Ig2 und Id1) in einer Stichprobe von zehn post-mortem Gehirnen beschrieben. Es konnten zwei granuläre (Ig1 und Ig2), sowie ein dysgranuläres Areal (Id1) in der hinteren Inselrinde abgegrenzt werden. Die Areale reichten in keinem Fall bis in den Sulcus centralis insulae, der in klassischen Karten als die Grenze zwischen der hinteren und der vorderen Insel beschrieben wurde. Im Vergleich mit den Ergebnissen des ersten Teils konnte den kartierten granulären Arealen der hintern Inselrinde zwar eine Rolle in der Schmerzverarbeitung, aber nicht in der Verarbeitung somatosensorischer Stimuli zugewiesen werden.

Im dritten Teil der Arbeit wurde die Lokalisierung von somatosensorischen und sensomotorischen Prozessen auf der Inselrinde untersucht und mit den Ergebnissen der ersten beiden Teile verglichen. Die somatosensorische Verarbeitung wurde eindeutig bilateral und anterior zu den kartierten Arealen der hinteren Inselrinde lokalisiert. Hierdurch konnte die Hypothese endgültig widerlegt werden, dass die posterioren (granulären) Areale der Inselrinde an einer somatosensorischen Verarbeitung beteiligt sind. Es wurde darüber hinaus deutlich, dass Somatosensorik und sensomotorische Integration auf der Inselrinde benachbart verarbeitet werden und motorische Aktivität bei somatosensorischer Testung zu einer Verzerrung und möglichen Lateralisierung des Ergebnisses führt.

Die Inselrinde ist somit eine funktionell und strukturell stark differenzierte Region, die in verschiedene funktionelle Domänen unterteilt werden kann und zumindest in ihrem posterioren Anteil eine weitergehende und feinere Differenzierung aufweist als es bisher angenommen wurde. Zusätzlich zur gefundenen Differenzierung wurde die anterior-dorsale Inselrinde als mögliche Integrationsstation zwischen sensorischen Systemen, Emotionen und kognitiver Verarbeitung identifiziert. Die Kombination verschiedener funktioneller Bildgebungsstudien mit moderner Neuroanatomie begründet damit eine neue, differenziertere Sicht auf die Rolle der menschlichen Inselrinde.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » C. u. O. Vogt-Institut für Hirnforschung
Dokument erstellt am:01.07.2010
Dateien geändert am:21.06.2010
Promotionsantrag am:29.10.2009
Datum der Promotion:17.06.2010
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