Dokument: Die Rolle des Prion Proteins (PrP(C) im Säugergebiß

Titel:Die Rolle des Prion Proteins (PrP(C) im Säugergebiß
Weiterer Titel:Role of Prion Protein (PrP(C)) in the Mammalian Dentition
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20100625-140739-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Englisch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Schneider, Kurt [Autor]
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Dateien vom 02.06.2010 / geändert 02.06.2010
Stichwörter:Prion Protein, PrPC, Dentition
Dewey Dezimal-Klassifikation:500 Naturwissenschaften und Mathematik » 570 Biowissenschaften; Biologie
Beschreibungen:Transmissible Spongiforme Enzephalopathien (TSEs) sind eine Gruppe
von Erkrankungen, die Mitglieder einiger Säugerordnungen befallen und
unweigerlich innerhalb kurzer Zeit zum Tode führen. Das Besondere
an diesen Krankheiten ist die Tatsache, daß der Erreger ein
fehlgefaltetes Protein ist, das als 'Prion' bezeichnet wird.

Prionen entstehen aus einem zellulären Protein (zelluläres
Prion Protein, PrP(C)), dessen physiologische Funktion noch
immer unklar ist. Im Laufe der Erkrankung ändert PrP seine
Faltung unter Beibehaltung seiner Aminosäuresequenz. Dadurch
entsteht das scrapie-assoziierte Prion Protein (PrP(Sc)).

Obwohl PrP(C) nahezu in jedem Gewebe exprimiert wird,
machen sich Ausfälle, die im Laufe der Erkrankung auftreten,
besonders im Zentralnervensystem bemerkbar. Dennoch gibt es auch
Hinweise darauf, daß ein Zusammenhang zwischen PrP(C)
und dem Gebiß von Säugetieren besteht. Zum einen wird PrP(C)
im Laufe der Embryogenese in dentalem Gewebe exprimiert. Zum
anderen ist Zähneknirschen ein wichtiger Marker bei der
Diagnose von TSEs.

Die Beschreibung der Entdeckung von PrP mRNA in Nagerembryonen
war der Anlaß für eine Suche nach PrP(C) in dentalen Geweben.

Beim Vergleich der Zähne von Wildtyp, PrP-knockout und PrP
überexprimierenden Mäusen wurden auffällige Unterschiede
in der Dentinstruktur gefunden. Während Wildtypmäuse eine
mittlere Variabilität in der Anzahl und Größe ihrer
Dentintubuli zeigen, sind diese Strukturen bei PrP-knockout
Mäusen variabler, größer und in geringerer Zahl vorhanden.
PrP-überexprimierende Mäuse andererseits haben mehr
und kleinere Tubuli, derer Variabilität geringer ist.

Aus Zellen dentalen Gewebes menschlichen Ursprungs wurde RNA
extrahiert, die revers transkribiert und mittels PCR amplifiziert
wurde. Bei Pulpazellen, Zellen des Periodontalligaments und
Ektomesenchymzellen wurde eine Expression von PrP nachgewiesen.
Diese Befunde erweitern die Beschreibungen in Nagerembryos auf
adulte humane Gewebe dentalen Ursprungs.

Extrahierte menschliche Zähne wurden für den Nachweis von
PrP(C) auf Proteinebene verwendet. Erwartungsgemäß
fand sich PrP Expression in Nervenfasern. Interessanterweise
waren die einzigen anderen dentalen Zellen, die PrP positiv
waren, solche, die für die Biomineralisation verantwortlich
sind: Odontoblasten, Cementoblasten und die epithelialen Reste
von Malassez (ERM).

Es war seit langem bekannt, daß PrP(C) die Fähigkeit
hat, Kupfer- und Manganionen zu binden. Infolgedessen wurden Molaren von
Wildtyp, PrP-knockout und PrP überexprimierenden Mäusen
auf Ihren Kupfer- und Mangangehalt hin untersucht. Während sich
die Zähne nicht im Mangangehalt unterschieden, zeigten die Molaren
der PrP-knockout Mäuse einen um ein Drittel geringeren Kupfergehalt
verglichem mit Zähnen von Wildtyp Mäusen. Die Zähne der PrP
überexprimierenden Mäuse hatten einen vergleichsweise
leicht erhöhten Kupfergehalt.

Die Befunde dieser Studie legen, ohne es beweisen zu können,
einen Zusammenhang zwischen der Kupferbindungsfähigkeit von
PrP und der Aktivität kupferbindender collagenvernetzender Enzyme
nahe. Da Collagen ein wichtiger Bestandteil des Prädentins
und der desmodontalen Fasern ist, kann man von einer veränderten
Collagenprozessierung erwarten, daß sie Einfluß auf dessen
Struktur und Widerstandsfähigkeit hat. Der verringerte Kupfergehalt
in Zähnen von PrP-knockout Mäusen könnte zu einer verringerten
Stabilität des Dentins führen, was die Unregelmäßigkeiten
erklären könnte, die in den rasterelektronenmikroskopischen
Aufnahmen zu erkennen waren.

Da PrP(C) noch nie in funktionellen Zusammenhang mit
der Zahnentstehung gebracht wurde, sind unsere Befunde schwierig
einzuordnen. Trotz dieses Hindernisses könnte sich PrP(C)
eines Tages als wichtiger Bestandteil eines Cocktails erweisen,
der Zahnärzten ermöglicht, eine dritte Generation von Zähnen
wachsen zu lassen, die - genau wie Milch- und bleibende Zähne
bisher - durchbrechen und als Kauwerkzeug dienen können.

Transmissible Spongiform Encephalopathies (TSEs) are a group
of disorders affecting members of several orders of mammals
and inevitably leading to death within short periods of time.
These ailments stand out in that the causative agent is a
malformed protein referred to as 'prion'.

The raw material for the generation of prions is a cellular
protein (cellular prion protein, PrP(C)), the physiological
function of which is still obscure. In the course of the disease,
PrP keeps its amino acid sequence while adopting an
alternative folding, resulting in scrapie associated prion protein
(PrP(Sc)).

Although PrP(C) is expressed nearly ubiquitously,
the central nervous system is the organ mostly affected by
defects developing during pathogenesis. Nevertheless, there
are pointers to a link between PrP(C) and the
mammalian dentition. Not only is PrP(C) expressed
in dental tissues during embryogenesis, but teeth grinding
is also an important diagnostic marker for TSEs.

Prompted by the descriptions of others about the detection of
PrP mRNA in rodent embryos, a search for PrP(C) in
dental tissues was conducted.

By comparing teeth of wild-type,
PrP-knockout and PrP overexpressing mice, prominent differences
in the dentin structure were found. While wild-type mice have
a mean variability of the number and size of dentin tubules,
these structures are more variable, greater in size and less
in number in PrP knockout mice. Teeth of PrP overexpressing mice,
on the other hand, have more and smaller tubuli, the variability
of which is less.

Cultured human dental cells were used to extract RNA, which
was reverse transcribed and amplified by PCR. Pulpal cells, cells
from the periodontal ligament and ectomesenchymal cells were
found to express PrP, thus extending the findings in rodent
embryos to adult human dental tissues.

Extracted human teeth were used to detect PrP(C) at
the protein level. As expected, nerve fibers were PrP positive.
Strikingly, the only other dental cells which turned out to be
PrP positive were those engaged in biomineralization: odontoblasts,
cementoblasts and epithelial rests of Malassez (ERM).

It has long been known that PrP(C) has copper and manganese binding
capability. Therefore, molars of wild-type, PrP knockout and PrP
overexpressing mice were subject to a determination of their copper
and manganese contents. While there were no differences in manganese
concentration, molars of PrP knockout mice had one third less copper
content than teeth of wild-type mice. Teeth of PrP overexpressing
mice had a slightly elevated copper content compared with teeth of
wild-type mice.

The findings of this study suggest (but cannot prove) a link between
PrP's copper binding capability and the activity of copper binding
enzymes in crosslinking collagen. As collagen is an important
constituent of predentin as well as of desmodontal fibers, an
alteration of its processing can be expected to have influence upon
its structure and durability. The lowered contents of copper in
teeth of PrP knockout mice could lead to a decreased stability of
dentin, thus explaining its crowded structure that could be observed
in SEM figures.

Our findings are hard to classify because never before has PrP(C)
been associated functionally with dentinogenesis. This problem
notwithstanding, in days to come PrP(C) may possibly
turn out to be an important constituent of a cocktail that
enables dental practitioners to evoke a third generation of
teeth to grow, erupt and serve as a tool for mastication just
as deciduous and permanent teeth are so far.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Dekanat
Dokument erstellt am:25.06.2010
Dateien geändert am:02.06.2010
Promotionsantrag am:20.04.2010
Datum der Promotion:28.05.2010
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