Dokument: Individuelle Reaktionstendenzen der physiologischen Stressreaktion bei Lärmbelastung

Titel:Individuelle Reaktionstendenzen der physiologischen Stressreaktion bei Lärmbelastung
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20100305-112116-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Willemsen, Dirk [Autor]
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Dateien vom 02.03.2010 / geändert 02.03.2010
Beitragende:Prof. Dr. Schwarze, Sieglinde [Gutachter]
Prof. Dr. Schipke, Jochen D. [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:ABSTRACT
Dirk Willemsen
Individuelle Reaktionstendenzen der physiologischen Stress-reaktion bei Lärmbelastung
Lärm am Arbeitsplatz und in der Umwelt stellt für viele Menschen eine Gefahr für Gesundheit und subjektives Befinden dar. Obwohl Wirkungen von Lärm auf das Gehör gut untersucht sind, ist die berufliche Lärmschwerhörigkeit bis heute ein großes Problem der gesetzlichen Unfallversicherungen. Lärm wirkt aber nicht nur auf das Gehör, sondern beeinflusst über zentralnervöse Impulse den Gesamtor-ganismus. Gerade diese extraauralen Reaktionen sind bei der Beurteilung von Lärm im Umweltbereich von Bedeutung. Derzeit wird z. B. diskutiert, ob langjäh-rige Lärmexposition das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen erhöht.
Für die extraauralen Lärmwirkungen ist eine große interindividuelle Varianz ty-pisch. Die zentralen Fragen dieser Arbeit waren deshalb, ob es Menschen gibt, die physiologisch besonders (un-)empfindlich auf Lärm reagieren und ob Zusammenhänge zwischen dieser Stressreaktion und dem Vertäubungsrisiko bestehen. Im Schalllabor wurden 25 männliche Versuchspersonen (VPN) jeweils in sieben Einzelsitzungen mit Rosa Rauschen von 100 Sek. Dauer beschallt (Schallpegel 100-109 dB). Als abhängige Parameter wurden Adrenalin, Noradrenalin und Magnesium vor und nach dem Versuch im Plasma und im Urin bestimmt. Als Ver-gleichsgröße diente der mittlere individuelle Rang der Probanden. Dieser Wert kennzeichnet die Position des Probanden innerhalb der Gruppe über alle Einzel-versuche. Außerdem wurde vor- und nachher eine Tonaudiometrie durchgeführt.
Es fanden sich keine VPN, die systematisch über verschiedene Parameter auffäl-lig reagierten. Allerdings gab es VPN mit einzelnen signifikanten Reaktionsten-denzen. Eine VP zeigte im Mittel ausgeprägte Reaktionen für Adrenalin (Urin) und je eine VP für Magnesium im Urin bzw. Plasma. Der Anteil von 4%-12% empfind-licher VPN bestätigt ältere Schätzungen. Auch für eine Kovariation zwischen phy-siologischer Reaktion und Vertäubungsrisiko (TTS) finden sich Anhaltspunkte. Im logistischen Regressionsmodell steigt das Risiko für eine TTS mit der Abnahme von Noradrenalin und Magnesium im Plasma. Je größer der Rückgang dieser Pa-rameter nach der Exposition, desto höher war das Risiko einer TTS. Der auf diese Weise erklärte Varianzanteil ist mit 9% aber sehr gering und in seiner Bedeutung derzeit schwer einzuschätzen.
Der Kenntnisstand zur physiologischen Reaktion auf Lärm ist sehr heterogen. Die Forschungsergebnisse variieren z. B. mit Pegelhöhe, Dauer der Belastung und Lärmquelle. Die vorliegende Arbeit bestätigt die beeindruckende Variabilität indi-vidueller Reaktionen und zeigt auf, dass mit einem gewissen Anteil besonders lärmempfindlicher Menschen gerechnet werden muss. Dies scheint sowohl das Gehör als auch die Stress-Reagibilität und damit ein möglicherweise erhöhtes Herz-Kreislaufrisiko zu betreffen. Größer angelegte Studien könnten dazu beitra-gen, die Rolle individueller Reaktionsvoraussetzungen aufzuklären, damit diese in den entsprechenden präventiven Regelwerken zur Lärmexposition am Arbeits-platz und in der Wohnumwelt angemessen berücksichtigt werden können.

Prof. Dr. med. S. Schwarze
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:05.03.2010
Dateien geändert am:02.03.2010
Promotionsantrag am:04.08.2009
Datum der Promotion:29.01.2010
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