Dokument: Komorbidität Psychose und Sucht
Titel: | Komorbidität Psychose und Sucht | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=14014 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20100222-131529-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Dr. Schnell, Thomas [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Pietrowsky, Reinhard [Gutachter] PD Dr Daumann, Jörg [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Psychose, Sucht, Prävalenz, Kognition, Craving | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie | |||||||
Beschreibung: | Komorbidität Psychose und Sucht
Die vorliegende Arbeit integriert drei Untersuchungen, die in der Zusammenschau eine Rechtfertigung und eine theoretische Basis für die Entwicklung spezifischer therapeutischer Interventionen für die Subgruppe Cannabis konsumierender schizophrener Patienten (SCH+CAN-Patienten) darstellen: Cannabiskonsum ist bei Patienten mit Schizophrenie weit verbreitet und stellt aufgrund des ungünstigen Einflusses des Konsums auf den Verlauf der Psychose ein klinisch-therapeutisch äußerst relevantes Problem dar. Der klinische Eindruck lässt über die letzten Jahre zudem einen Anstieg komorbider Suchterkrankungen bei schizophrenen Patienten vermuten, die Studienlage präsentiert sich jedoch inkonsistent und lückenhaft. Die erste Untersuchung dieser Arbeit aktualisiert den Wissensstand zur Prävalenz komorbiden Substanzmissbrauchs bei Patienten mit Psychosen, indem eine große Anzahl an Patienten diesbezüglich untersucht wurde. Die Komorbiditätsraten lagen hierbei im mittleren Bereich der verfügbaren Literatur (Lebenszeitprävalenz = 29,4%); Alkohol und Cannabis waren die am häufigsten konsumierten Substanzen. Ein weiterer Prädiktor für den Krankheitsverlauf der Psychose ist neben dem Substanzkonsum das Ausmaß kognitiver Defizite, welche regelhaft im Verlauf der Psychose auftreten. Der Konsum von Cannabis führt bei ansonsten gesunden Konsumenten zu kognitiven Einschränkungen, die zeitlich die Akuteffekte der Substanz überdauern. Es liegt nahe, bei schizophrenen Patienten additive negative Effekte des Konsums zu den ohnehin bestehenden krankheitsbedingten kognitiven Defiziten anzunehmen. Allerdings ergaben Befunde mehrerer kleiner Studien Hinweise auf Gegenteiliges: SCH+CAN-Patienten zeigten gleich gute und teils sogar bessere Leistungen als abstinente Patienten (SCH-Patienten). Dieser Befund konnte in der zweiten Untersuchung dieser Arbeit repliziert werden. Von den bisherigen Interpretationen ähnlicher Befunde erscheint uns die Hypothese der Neuroprotektion am plausibelsten, welche neuroprotektive Eigenschaften von Cannabinoiden auf zellulärer Ebene vermutet. Noch plausibler erscheint uns aber eine bislang noch nicht in Betracht gezogene Spekulation: da zwischen Cannabinoiden und der Vulnerabilität für Schizophrenie komplexe krankheitsbedingende Interaktionseffekte diskutiert werden, wäre es denkbar, dass Cannabis bei einigen SCH+CAN-Patienten eine entscheidende Rolle in der Ätiologie der schizophrenen Erkrankung spielte. Diese Subgruppe wäre möglicherweise ohne den Konsum von Cannabis nicht schizophren erkrankt, was auf eine geringere Vulnerabilität relativ zum Durchschnitt der SCH-Patienten hinweisen würde. Da das Ausmaß der Vulnerabilität mit der Höhe des kognitiven Leistungsvermögens assoziiert ist, würde sich die durchschnittlich geringere Vulnerabilität der SCH+CAN-Patienten in besseren kognitiven Leistungen widerspiegeln. Dies wäre hinsichtlich der Entwicklung neuer und anspruchsvoller Therapiekonzepte für SCH+CAN-Patienten von Bedeutung, da diese Patienten möglicherweise in besonderem Maße davon profitieren könnten, sofern es ihnen gelänge, den Substanzkonsum einzuschränken. Ein wesentlicher Prädiktor für die Aufrechterhaltung von Substanzkonsum ist der so genannte Suchtdruck („Craving“), d.h. das Verlangen nach der Substanz. Trotz hoher klinischer Relevanz ist das Konstrukt bislang jedoch nur unscharf konzeptualisiert und operationalisiert worden; hinsichtlich des Craving nach Cannabis existierte bislang lediglich ein englischsprachiges Instrument. Die dritte Untersuchung der vorliegenden Arbeit widmete sich der Entwicklung und Evaluation eines deutschsprachigen Instruments zur Erfassung von Cannabis-Craving (CCS-7) auf Grundlage der Originalversion. Mittels faktorenanalytischer Untersuchungen entstand eine zeitökonomisch anwendbare 7-Item-Version des Instruments mit zwei unabhängigen Faktoren. Die Faktoren lassen sich inhaltlich den aktuell häufig diskutierten Konzepten des so genannten Belohnungs- und Vermeidungscraving zuordnen. Erkenntnisse über differenzielle Ausprägungen des Craving bei SCH+CAN-Patienten sollen in weiteren Untersuchungen dazu beitragen, bestehende therapeutische Konzepte für diese Patientengruppe bedarfsgerecht anzupassen. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 22.02.2010 | |||||||
Dateien geändert am: | 03.02.2010 | |||||||
Promotionsantrag am: | 01.10.2008 | |||||||
Datum der Promotion: | 26.01.2010 |