Dokument: Untersuchungen zum Gedächtnis - Intrakranielle Ableitungen im menschlichen Temporallappen
Titel: | Untersuchungen zum Gedächtnis - Intrakranielle Ableitungen im menschlichen Temporallappen | |||||||
Weiterer Titel: | Memory processes studied with intracranial recordings in the human mediotemporal lobe | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=12853 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20090928-142727-8 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Ludowig, Eva [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Stoerig, Petra [Betreuer/Doktorvater] Prof. Dr. Heil, Martin [Gutachter] Prof. Dr. Markowitsch, Hans [Gutachter] | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie | |||||||
Beschreibungen: | Das deklarative Gedächtnis ermöglicht die Erinnerung an vergangene Erlebnisse und an gelernte Fakten. Im Gehirn ist diese Funktion eng an den medialen Temporallappen gebunden.
In der vorgestellten Arbeit wurden Gedächtnisprozesse mit Hilfe intrakranieller Ableitungen bei Patienten mit unilateralen Temporallappenepilepsien untersucht. Diesen Patienten wurden im Rahmen der prächirurgischen Diagnostik Elektroden implantiert, die entlang des rhinalen Kortex und der Längsachse des Hippokampus lokalisiert waren. Im Rahmen der Arbeit sollten Zielreizentdeckung, erfolgreiche Gedächtnisenkodierung und Abruf sowie erfolgreiches Vergessen von Informationen untersucht werden. In einem visuellen Oddball-Paradigma wurden seltene Zielreize unter häufigen Standardreizen präsentiert. Sobald ein Zielreiz erschien, sollte der Proband eine Taste betätigen. Die Zielreizentdeckung wurde von einer großen Negativierung begleitet, die vom anterioren zum posterioren Hippokampuskörper linear an Größe zunahm. Im rhinalen Kortex lösten Zielreize und Standardreize ein negatives ereigniskorreliertes Potential (EKP) aus, welches eine kürzere Latenz als das hippokampale EKP zeigte. Im Rahmen eines kontinuierlichen Wortwiederholungsparadigmas sollten die Probanden entscheiden, ob ein Wort zum ersten Mal präsentiert wurde, oder ob es sich um eine Wiederholung handelte. EKP Effekte, die in früheren Studien mit der erfolgreichen Gedächtniseinspeicherung und Wiedererkennung assoziiert wurden, waren größer im posterioren als im anterioren Hippokampuskörper. Nur im Hippokampuskopf zeigte sich eine größere Aktivierung auf neue als auf alte Wörter. Dies spricht für eine Rolle des anterioren Hippokampus bei der Erkennung von neuen Reizen. Prädiktoren für die erfolgreiche Wortenkodierung im kontinuierlichen Wortwieder-holungsparadigma wurden zusätzlich mit Hilfe von Frequenzanalysen untersucht. Hier zeigte sich, dass eine Kombination aus rhinaler und hippokampaler Inter-Trial-Phasenkopplung in verschiedenen Frequenzbändern, sowie eine rhinal-hippokampale Phasensynchronisation im Gamma-Frequenzbereich am zuver¬lässigsten den Erfolg der Enkodierung vorhersagten. Die präzise zeitliche Abfolge mediotemporaler Prozesse scheint daher kritisch für die erfolgreiche Gedächtnis¬einspeicherung zu sein. Im Rahmen eines Paradigmas zum Instruierten Vergessen sollte untersucht werden, ob Vergessen lediglich das Resultat von zu schwachen Gedächtnisspuren ist, oder ob späteres Vergessen auch durch eine aktive Hemmung der Gedächtnisenkodierung verursacht werden könnte. Die Instruktion, ein Wort zu vergessen, löste im rhinalen Kortex eine lang anhaltende Negativierung aus. Falls das dazugehörige Wort später tatsächlich nicht wiedererkannt wurde, war die Instruktion zudem mit einer reduzierten hippokampalen Aktivierung assoziiert. Dies kann als Hinweis für eine Unterdrückung der hippokampalen Gedächtniseinspeicherung interpretiert werden. Der rhinale Kortex scheint an dieser Unterdrückung aktiv beteiligt zu sein. Elektrophysiologische Unterschiede zwischen rhinalem Kortex und Hippokampus haben sich demnach in allen Studien gezeigt. Im Vergleich zum Hippokampus reagiert der rhinale Kortex mit kürzerer Latenz und geringerer Selektivität auf die Reize. Dies steht in Einklang mit der Annahme eines hierarchisch organisierten mediotemporalen Gedächtnissystems.Declarative memory enables the recollection of past events and facts. Anatomically, this memory function is strongly linked to the medial temporal lobe. In the present study, memory processes were examined via intracranial recordings in patients with unilateral temporal lobe epilepsy. Multicontact depth electrodes were implanted along the rhinal cortex and longitudinal axis of the hippocampus as part of the presurgical evaluation. The aim of the study was to evaluate differences between the rhinal cortex and hippocampus in target detection, successful encoding and retrieval, as well as successful forgetting. In a visual oddball paradigm, rare target stimuli and frequent standard stimuli were presented. Subjects had to respond to the target stimuli by pressing a button. Target detection resulted in a large hippocampal negativity, which increased linearly from anterior to posterior hippocampal body. In the rhinal cortex, target and standard stimuli elicited an early negativity. In a continuous word recognition paradigm, subjects had to indicate whether words were new or already previously presented. ERP effects, previously associated with successful encoding and retrieval, were larger in the posterior than anterior hippocampal body. These findings suggest a predominant posterior hippocampal involvement in both verbal encoding and retrieval. Additionally, only the hippo-campal head showed a larger response to new than old stimuli, indicating a role of this region in novelty detection. Successful word encoding in the continuous word recognition paradigm was additionally evaluated by frequency analyses. A combination of early rhinal and hippocampal inter-trial phase-locking in different frequency ranges and rhinal-hippocampal gamma-synchronisation turned out to be the best predictors of subsequent memory. This result implies that the precise chronology of early mediotemporal processes is crucial for memory encoding. In a directed forgetting paradigm, we investigated whether forgetting is merely the result of weak memory traces or whether it can also be caused by active suppression of memory encoding. The instruction to forget a previously presented word elicited a prolonged rhinal positivity, and in case of subsequent forgetting, it was further associated with a decreased hippocampal activity. These findings support the view that memory encoding in the hippocampus is inhibited by the instruction to forget and that the rhinal cortex is actively involved in this suppression. All studies showed differences in electrophysiological responses between the rhinal cortex and the hippocampus. As compared to the hippocampus, the rhinal cortex responded with shorter latency and smaller selectivity to the stimuli. This is in line with hierarchical memory processing within the mediotemporal lobe. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Experimentelle Biologische Psychologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 28.09.2009 | |||||||
Dateien geändert am: | 25.09.2009 | |||||||
Promotionsantrag am: | 07.10.2008 | |||||||
Datum der Promotion: | 16.01.2009 |