Dokument: Semantische Aktivierung in Abhängigkeit von der Wortverarbeitungstiefe

Titel:Semantische Aktivierung in Abhängigkeit von der Wortverarbeitungstiefe
Weiterer Titel:Semantic activation as a function of depth of word processing
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=10095
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20090114-111331-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Küper, Kristina [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]617 KB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 11.01.2009 / geändert 11.01.2009
Beitragende:Prof. Dr. Heil, Martin [Gutachter]
Prof. Dr. Buchner, Axel [Gutachter]
Stichwörter:Automatische Semantische Aktivierung, Semantische Bahnung, Priming, letter search, N400, Stroop-Effekt
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Semantische Aktivierung galt lange Zeit als automatischer Prozess, der schnell, unwillkürlich, unbewusst und ohne Aufmerksamkeits-Ressourcen zu belasten, abläuft (Neely & Kahan, 2001). Diese Definition stützt sich auf zahlreiche Forschungsergebnisse zum semantischen Bahnungs- und dem Stroop-Paradigma. Als semantischen Bahnungseffekt bezeichnet man die verbesserte Verarbeitung von Probewörtern, denen ein assoziiertes Primewort vorangeht. Dieser Effekt tritt auch dann auf, wenn nur eine kurze Stimulus Onset Asynchronie (SOA) zwischen Prime und Probe liegt (Neely, 1976) oder wenn sich die Probanden der assoziativen Prime-Probe Beziehung (Fischler, 1977) oder sogar des bloßen Vorhandenseins des Primes (Draine & Greenwald, 1998) nicht bewusst sind. Ähnlich soll der Stroop-Effekt, d.h. eine im Vergleich zu neutralen Worten verschlechterte Farbbenennungsleistung für inkongruente Farbworte (z.B. das Wort „rot“ in grüner Farbe gedruckt) auf die obligatorische und unwillkürliche semantische Analyse des Wortes zurückgehen (Klein, 1964). Zweifel an der Definition semantischer Aktivierung als automatischer Prozess kamen allerdings auf, als gezeigt werden konnte, dass beide Effekte durch Manipulationen der Verarbeitungstiefe, die Aufmerksamkeit auf einen Einzelbuchstaben des Wortes lenken, eliminiert werden (Friedrich et al., 1991; Besner et al., 1997).
Die vorliegende Arbeit umfasst drei Experimentalreihen, die demonstrieren, dass das Ausbleiben dieser Verhaltenseffekte nicht mit dem Ausbleiben der zugrundeliegenden semantischen Aktivierung gleichgesetzt werden kann. Die Experimente 1a bis 1c zeigten, dass eine oberflächliche Verarbeitung des Primes im Rahmen einer Buchstabensuchaufgabe den semantischen Bahnungseffekt in lexikalischen Entscheidungszeiten für den Probe eliminierte. In Benennungslatenzen für den Probe, die weniger durch kontrollierte Verarbeitungsprozesse moduliert werden, blieb der Effekt allerdings erhalten. In ähnlicher Weise konnte in den Experimenten 2a und 2b das Fehlen von Bahnungseffekten in lexikalischen Entscheidungszeiten repliziert werden. Gleichzeitig fanden sich aber unabhängig von der Verarbeitungstiefe und auch bei einem sehr kurzem Prime-Probe SOA erhaltene semantische Bahnungseffekte für die Modulation der N400, dem elektrophysiologischen Korrelat semantischen Zugriffs. Experiment 3 konnte schließlich zeigen, dass Einzelbuchstaben-Manipulationen keinen Einfluss auf die Verarbeitung inkongruenter Stroop-Reize haben, sondern stattdessen die Verarbeitung neutraler Reize verlangsamen. Die Verminderung des Stroop-Effekts ist deshalb nicht auf das Ausbleiben semantischer Aktivierung, sondern auf eine Verlangsamung der Farbverarbeitung zurückzuführen.
In allen Experimenten dieser Arbeit finden sich somit eindeutige Belege dafür, dass es trotz oberflächlicher Wortverarbeitung zur Aktivierung der Wortbedeutung kommt. Zudem wird diese semantische Aktivierung in einem Verhaltensmaß offensichtlich, das weniger stark durch kontrollierte Prozesse moduliert wird (Experimente 1a und 1b), und erweist sich außerdem als schnell (Experiment 2b) und unwillkürlich (Experiment 3). Die festgestellte semantische Aktivierung genügt somit den Anforderungen an einen automatischen Prozess, wie sie von Neely und Kahan (2001) postuliert werden.

Semantic activation, i.e. access to word meaning, has long been considered an automatic process in that it is fast-acting, capacity-free and occurs without intention and conscious awareness (Neely & Kahan, 2001). This definition is supported by a large body of research from the semantic priming and the Stroop paradigm. The semantic priming effect, i.e. faster and more accurate processing of a probe word that is preceeded by a related prime word, occurs at very short stimulus onset asynchronies (SOAs) between prime and probe (Neely, 1976) and when subject are unaware of the asscociative prime-probe relationship (Fischler, 1977) or even of the mere presence of the prime (Draine & Greenwald, 1998). Similarly the Stroop-Effect, i.e. slower and more error-prone color-naming for incongruent color words (e.g. the word “red” printed in green) as compared to neutral words, is thought to be due to the obligatory and involuntary semantic analysis of the word stimulus (Klein, 1964). Yet both effects have been shown to be absent when depth of word processing was manipulated by focusing attention on a single letter within the word (Friedrich et al., 1991; Besner et al., 1997), thus calling the automaticity of semantic activation into question.
In the present thesis three series of experiments are described which illustrate that the absence of these overt behavioral effects is not tantamount to the absence of the underlying semantic activation. Experiments 1a to 1c demonstrated that a shallow prime processing task such as letter search reduced the semantic priming effect only in probe lexical decision times but left it unaffected in probe naming times, which are modulated to a lesser extent by controlled processing strategies. In Experiments 2a and 2b, lexical decision priming effects were even eliminated under shallow processing conditions. The modulation of the N400, the event-related potential correlate of semantic access, however, revealed preserved semantic priming irrespective of depth of prime processing and at a very short SOA. Finally, Experiment 3 demonstrated that single letter manipulations lengthened reaction times to neutral Stroop stimuli but did not affect the processing of incongruent stimuli. The reduction of the Stroop effect did thus not reflect an impediment of semantic access but was due to a slowing of color processing.
The present thesis hence presents conclusive evidence that shallow word processing does not impede semantic activation. Specifically, semantic access becomes apparent in a behavioral measure for which the influence of controlled processes is reduced (Experiments 1a and 1b) and is shown to be fast-acting (Experiment 2b) and involuntary (Experiment 3) thus meeting the criteria of an automatic process as postulated by Neely and Kahan (2001).
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Allgemeine Psychologie
Dokument erstellt am:14.01.2009
Dateien geändert am:11.01.2009
Promotionsantrag am:19.11.2008
Datum der Promotion:12.12.2008
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen