Dokument:
Psychophysik willkürlicher Bewegungen:
Kinästhesie der Geschwindigkeit. Eine neuartige Methode zur erstmaligen
Erhebung von Unterschiedsschwellen in der kinästhetischen Wahrnehmung der
Geschwindigkeit von willkürlich ausgeführten Armbewegungen.
Titel: | Psychophysik willkürlicher Bewegungen: Kinästhesie der Geschwindigkeit. Eine neuartige Methode zur erstmaligen Erhebung von Unterschiedsschwellen in der kinästhetischen Wahrnehmung der Geschwindigkeit von willkürlich ausgeführten Armbewegungen. | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2135 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20011126-000135-6 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Müller, Stefan [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Wist, E.R. [Gutachter] Prof. Dr. Buchner, Axel [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Kinästhesie der Geschwindigkeit, aktive Psychophysik,Unterschiedsschwelle, Gliedmaßenbewegung, Eigenbewegung, monetäreVerstärkung, Muskelspindel, Somatosensorik, Wahrnehmungkinesthesis,velocity, active psychophysic, difference threshold, active limb movement,monetary reward, reinforcement, muscle spindle, somesthesis, perception | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 500 Naturwissenschaften und Mathematik | |||||||
Beschreibung: | Wie gut werden Unterschiede in der Geschwindigkeit der eigenen Gliedmaßenbewegungen wahrgenommen? Die Kinästhesie der Geschwindigkeit als eigenständige Sinnesleistung fand trotz sowohl diesbezüglicher neurophysiologischer Kenntnisse als auch der phänomenologischen Trennbarkeit der Wahrnehmung einer Bewegung von der Stellung der Gliedmaßen durch Reizung der Muskelspindelrezeptoren bislang keine psychophysische Beachtung. Ein Grund liegt darin, daß die Rolle sensorischer Afferenzen für die Wahrnehmung von Gliedmaßenbewegungen bis heute umstritten ist. Ein weiterer Grund ist, daß kinästhetische Schwellen nur mit willkürlichen Bewegungen sinnvoll zu bestimmen sind, da die Empfindlichkeit der verantwortlichen Muskelspindelrezeptoren über die intrafusale Muskulatur efferent gesteuert wird. Klassische psychophysische Verfahren sind folglich nicht anwendbar. Vorgestellt wird eine in drei aufeinander aufbauenden Experimenten entwickelte Methode 'aktiver Psychophysik', mit der die Versuchspersonen (Vpn) gleichzeitig als 'Stimulusgenerator' und als 'Beurteiler' dienten und mit der erstmals kinästhetische Unterschiedsschwellen für die Geschwindigkeit von Gliedmaßenbewegungen erhoben wurden. Aufgezeichnet wurden einfache Extensionsbewegungen des Unterarms, die rein kinästhetisch kontrolliert, d. h. ohne taktile, visuelle, auditive oder anderweitige Rückmeldung, mit einer konstanten Geschwindigkeit ausgeführt, eine vorgegebene Zielgeschwindigkeit so exakt wie möglich treffen sollten ('efferente Aufgabe'). Im Anschluß an jede Bewegung beurteilten die Vpn die soeben produzierte Geschwindigkeit im Vergleich zur Zielgeschwindigkeit ('afferente Aufgabe'). In Experiment 2 und 3 wurden nach dem Urteil die produzierte und die Zielgeschwindigkeit in Form von Steigungsgeraden auf einem Monitor dargeboten. Der visuelle Vergleich der beiden Steigungsgeraden diente als Rückmeldung über die Bewegungsgeschwindigkeit und die Richtigkeit des Urteils. Die mittlere 75 %-Unterschiedsschwelle für die 12 Vpn aus Experiment 3 stieg linear mit der Zunahme der Zielgeschwindigkeit von 1,15 cm/s (10 cm/s), auf 1,71 cm/s (20 cm/s) und 2,36 cm/s (30 cm/s) an. Die entsprechenden Weber-Quotienten betrugen 0,12, 0,09 und 0 Die Ergebnisse von Experiment 1 und 2 schienen die weit verbreitete Auffassung zu bestätigen, daß die Geschwindigkeit von Gliedmaßenbewegungen kinästhetisch nur sehr begrenzt unterscheidbar ist. Entscheidend für den Erfolg in Experiment 3 ist ein 'Bonus-System' monetärer Verstärkung, mit dem die Vpn mit jeder Bewegung einen Geldbetrag erwirtschaften konnten und das dem Experiment den Charakter eines 'Geschicklichkeitsspiels' verlieh. Es belohnte zum einen für jede einzelne Bewegung sowohl die Annäherung an die Zielgeschwindigkeit als auch das Fällen eines richtigen Urteils. Zum anderen ging in die Belohnung die Gesamtleistung sowohl für ein ausgewogenes Verhältnis an 'schneller'- zu 'langsamer'-Urteilen als auch für einen Mindestanteil an richtigen Urteilen mit ein. Nach unserer Kenntnis repräsentieren diese Daten die erste Bestimmung von Unterschiedsschwellen für die kinästhetische Wahrnehmung der Geschwindigkeit der eigenen Gliedmaßenbewegungen. Zum einen wurde die Möglichkeit und Notwendigkeit der psychophysischen Untersuchung von willkürlichen Bewegungen dargelegt, zum anderen wurde der maßgebliche Einfluß der Konsequenz eines Urteils für die Vpn auf die Wahrnehmungsleistung gezeigt. Diese neuartige Methode zur Bestimmung von Unterschiedsschwellen belegt und quantifiziert erstmals die kinästhetische Wahrnehmbarkeit der Geschwindigkeit der eigenen Gliedmaßenbewegungen und eröffnet neue Möglichkeiten zur Erfassung der sensomotorischen Leistungsfähigkeit, deren Kenntnis und Verständnis zum Lernen und Wiedererlernen sowohl alltäglicher als auch spezieller Bewegungsabläufe bedeutsam ist. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 26.11.2001 | |||||||
Dateien geändert am: | 12.02.2007 | |||||||
Promotionsantrag am: | 26.11.2001 | |||||||
Datum der Promotion: | 26.11.2001 |