Dokument: Die Fertilitätsreserve aus medizinischer und sozialer Indikation – Eine ethische Analyse
Titel: | Die Fertilitätsreserve aus medizinischer und sozialer Indikation – Eine ethische Analyse | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=40922 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20170117-135034-8 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Dr. Roth, Sonja [Autor] | |||||||
Dateien: |
| |||||||
Beitragende: | Prof. Dr. Dr. h.c. Dieter Birnbacher [Gutachter] Prof. Dr. Jan-Steffen Krüssel [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Ethik Reproduktionsmedizin | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 170 Ethik | |||||||
Beschreibung: | Die Dissertation befasst sich mit der ethischen Analyse eines neuen Verfahrens aus dem Bereich der Reproduktionsmedizin: der Anlage und Verwendung einer Fertilitätsreserve mittels Kryokonservierung von weiblichen Eizellen bzw. Eierstockgewebe. Ursprünglich wurde die Anlage einer Fertilitätsreserve für junge Frauen entwickelt, bei denen eine Krebserkrankung diagnostiziert wurde (medizinische Indikation). Vermehrt wird jedoch die selbe Technik verwendet, um gesunden Frauen die Möglichkeit zu eröffnen, ihren Kinderwunsch in ein höheres Lebensalter zu verschieben (soziale Indikation). Unter dem Schlagwort „Social Freezing“ hat dieses zu einer breiten öffentlichen und medialen Diskussion in Deutschland geführt. Aufgrund von medizinischen, aber auch sozialen Bedenken wurden in einigen Ländern Europas (z.B. in Österreich und der Schweiz) bereits gesetzliche Einschränkungen der Anlage und Verwendung einer Fertilitätsreserve eingeführt. Hingegen ist in Deutschland diese weder gesetzlich noch standesrechtlich geregelt, so dass es im eigenen Ermessen jedes Reproduktionsmediziners liegt, welcher Frau in welchem Alter er eine Schwangerschaft mit diesem Verfahren ermöglicht. Aufgrund dieser Situation soll in der Dissertation die leitende Fragestellung beantwortet werden, ob aus ethischer Perspektive überzeugende Argumente für eine Regulation der Anlage und Verwendung einer Fertilitätsreserve benannt werden können. Im ersten Teil der Arbeit erfolgt – als Basis der Diskussion – eine Klärung des medizinischen Sachstandes: hierbei werden die natur-wissenschaftlichen Grundlagen erläutert, sowie dargelegt, was unter einer Fertilitätsreserve verstanden wird, mit welchen medizinischen Verfahren sie angelegt werden kann und wie die mit ihr verbundenen Risiken und Erfolgsaussichten aussehen. Näher eingegangen wird hierbei auf die Unterschiede der Anlage einer Fertilitätsreserve mittels der Kryokonservierung von befruchteten und unbefruchteten Eizellen sowie der Kryokonservierung von Eierstockgewebe. Im zweiten Teil der Dissertation liegt der Schwerpunkt auf der philosophischen Perspektive: Es erfolgt eine systematische Darstellung und Analyse der mit der Anlage einer Fertilitätsreserve verbundenen ethischen Argumente. Um eine tragfähige Struktur für die ethische Analyse zu ermöglichen, wird zu Beginn des philosophischen Teils das Verfahren der Fertilitätsreserve in den Anwendungsbereich des „Human Enhancement“ eingeordnet. Dies erfolgt mit der Intention, die bereits etablierte Struktur der in der Enhancement-Diskussion verwendeten Argumente als Grundgerüst für die ethische Analyse des Verfahrens der Fertilitätsreserve verwenden zu können. Schwerpunkte liegen hierbei auf Sicherheitsbedenken bezüglich medizinischer Risiken für die entstehenden Kinder und deren Mütter, auf dem Prinzip der reproduktiven Autonomie sowie auf dem Aspekt der Medikalisierung und Complicity mit ethisch fragwürdigen Normen. Darüber hinaus finden Gerechtigkeitsfragen, das Konzept der Authentizität, Fragen nach der Zielsetzung der Medizin und einem intrinsischen Wert einer Fertilitätsreserve sowie verbreitete emotionale Reaktionen und Natürlichkeitsvorstellungen in der ethischen Analyse Beachtung. Als Ergebnis der Dissertation zeigte sich, dass dem Aspekt der Verlängerung der fertilen Phase und damit der Frage nach einer Altersgrenze für die Rückgabe der Fertilitätsreserve eine Schlüsselrolle in der ethischen Diskussion zukommt. Das besonders schwerwiegende und zugleich überzeugendste Argument bezieht sich dabei auf die bei peri- und postmenopausalen Schwangerschaften ansteigenden gesundheitlichen Risiken für die entstehenden Kinder und deren Mütter. Zu einer kritischen Gesamtbeurteilung der Anlage einer Fertilitätsreserve aus sozialer Indikation tragen auch die als problematisch bewerteten Phänomene der Medikalisierung und Complicity mit ethisch fragwürdigen Normen bei. Als Fazit für die Praxis empfiehlt die Verfasserin, auf standesrechtlicher Ebene eine Altersobergrenze für die Rückgabe der Fertilitätsreserve festzulegen, um eine Eindämmung der ansteigenden Schwangerschaftsrisiken zu ermöglichen. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Philosophische Fakultät » Philosophisches Institut | |||||||
Dokument erstellt am: | 17.01.2017 | |||||||
Dateien geändert am: | 17.01.2017 | |||||||
Promotionsantrag am: | 04.04.2016 | |||||||
Datum der Promotion: | 14.11.2016 |