Dokument: Einsatz der silberbeschichteten Polyesterprothese als Gefäßersatz bei Patienten mit Aortenaneurysma und peripherer arterieller Verschlusskrankheit: Ätiologie, Klinik, Langzeitergebnisse von 84 Patienten nach operativer Rekonstruktion

Titel:Einsatz der silberbeschichteten Polyesterprothese als Gefäßersatz bei Patienten mit Aortenaneurysma und peripherer arterieller Verschlusskrankheit: Ätiologie, Klinik, Langzeitergebnisse von 84 Patienten nach operativer Rekonstruktion
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20161005-150049-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Nguyen, Bao Toan [Autor]
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Dateien vom 04.10.2016 / geändert 04.10.2016
Beitragende:PD Dr. Balzer, Kai [Gutachter]
Prof. Dr. Rassaf, Tienush [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Um langfristig prophylaktisch vor Gefäßprotheseninfektionen zu schützen, wurden mit inerten
Edelmetallen beschichtete Prothesen entwickelt, die eine Kunststoffprothese besteht und
deren Oberfläche von außen zusätzlich mit Silber beschichtet ist. Untersuchungen an
Zellkulturen und Tieren haben gezeigt, dass aus der Silberprothese keine toxisch wirkenden
Substanzen freigesetzt wurden. Erste klinische Studien ergaben hoffnungsvolle Ergebnisse
mit Reduktionen der Re-Infektionsraten. Ziel dieser retrospektiven Studie war es nun, die
Silberprothese im Patientengut der Universitätsklinik Düsseldorf als verwendetes
Bypassmaterial im Hinblick auf ihre medizinische Effizienz unter besonderer
Berücksichtigung des Infektionsschutzes zu evaluieren. Hierzu wurden die Kurz- und
Langzeitergebnisse nach operativer Rekonstruktion von Aorta und Leistenarterien mit
Implantation einer Silberprothese bei Patienten mit Aortenaneurysma und peripherer
arterieller Verschlusskrankheit unter besonderer Berücksichtigung der Offenheitsrate, der
Infektionsrate, notwendiger Reoperationen und Komplikationen erforscht. Eingeschlossen in
diese Studie wurden 84 Patienten, die vom März 2006 bis Juni 2009 aufgrund eines
Aortenaneurysma oder einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit operativ mit der
Implantation einer silberbeschichteten Gefäßprothese versorgt wurden. Prä- und
postoperative Daten wurden anhand der Patientenakten erhoben. Die Auswertung der
Langzeit-Ergebnisse erfolgte anhand der Ambulanzakten der Patienten, die regelmäßig zur
Nachsorge kamen.
Die mittlere Nachuntersuchungszeit betrug 35,8 ± 3,7 Monaten. Die OP-Indikation stellte bei
34 Patienten (40,5%) die pAVK, bei 35 (41,7%) aortale und periphere Aneurysmen, bei 10
(11,9%) Komplikationen wie z.B. Nahtaneurysma, und bei 5 (6,0%) der Bypassinfekt dar. Die
Ergebnisse der Gruppe mit bestehendem Bypassinfekt wurden getrennt untersucht. Die
Silberprothese wurde in 40 Fällen (50,6%) in aorto-aortaler, in 30 in aorto-iliaco-femoraler
(38,0%), in 5 in femoro-distaler (6,3%), in 4 in extraanatomischer Position (5,1%) implantiert.
Für das Gesamtkollektiv ergab sich eine 4-Jahres-Überlebensrate von 54,0%. Im gesamten
Nachbeobachtungszeitraum kam es zu 10 Bypassverschlüssen (12,7%). Bezüglich der OPIndikation
unterschieden sich die primären Offenheitsraten signifikant. Die primäre 4-Jahres-
Offenheitsrate bei Aneurysma-Patienten war mit 91,9% sehr gut, mit 74,5% bei pAVK IIb, mit
75,0% bei pAVK III und mit 60,0% bei pAVK IV dagegen schlechter. Im Langzeitverlauf
traten 5 (6,3%) Protheseninfektionen auf, was einer vergleichsweisen hohen Infektionsrate
entspricht. Ein Infekt erschien binnen der ersten 30 Tage. Die mittlere Zeit der
Infektionsfreiheit betrug 46,18 ± 1,03 Monate (1- 48 Monate). Die hohe Heterogenität der
Begleiterkrankungen im vorhandenen Patientenkollektiv könnte als eine Erklärung für die
etwas schlechteren Ergebnisse bezüglich der Gesamtinfektionsrate betrachtet werden. Bei
aorto-aortalen Bypässen kam es in 3,3%, bei aorto-iliacofemoralen in 7,5%, bei femorodistalen
in 20,0% und bei den extraanatomischen in 0,0% der Fälle zum Protheseninfekt.
Periprothetische Flüssigkeit und die Peri-Graft-Reaktion wirkten sich prognostisch besonders
ungünstig auf die Infektrate aus.
Das Ergebnis dieser Studie stellt fest, dass eine Unverträglichkeitsreaktion auf das
silberbeschichtete Bypassmaterial im vorhandenen Patientengut nicht beobachtet werden
konnte und keine Bedenken bezüglich der Biokompatibilität der Silvergraft® Prothese
besteht. Die Erwartung der Silvergraft®-Prothese auf Langzeitsicht präventiv vor
Protheseninfekten zu schützen, wurde durch die Ergebnisse dieser retrospektiven Studie
nicht bestätigt. Somit war hier eine infektionsprophylaktische Effizienz der Silvergraft®-
Prothese nicht erkennbar. Zu berücksichtigen bei dieser Studie jedoch ist, dass das in der
Untersuchung vorhandene Patientengut aus Patienten bestand, die eine Vielzahl an
Komorbiditäten, z.B. KHK und Diabetes mellitus, als Risikofaktoren aufwiesen. In der Gruppe
mit Protheseninfekt bei der vorliegenden Arbeit können aufgrund der niedrigen Fallzahl keine
Aussagen über den Nutzten der Silberbeschichtung als in-situ-Revaskularisation bei
bestehendem Protheseninfekt getroffen werden. Die Indikation zur Implantation der
Silberprothese bleibt auch hier weitgehend fraglich.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:05.10.2016
Dateien geändert am:05.10.2016
Promotionsantrag am:31.01.2014
Datum der Promotion:28.09.2016
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