Dokument: Pädiatrische Arzt-Patienten-Beziehung bei Fabricius Hildanus

Titel:Pädiatrische Arzt-Patienten-Beziehung bei Fabricius Hildanus
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20160803-091342-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Hedding, Franziska [Autor]
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Dateien vom 02.08.2016 / geändert 02.08.2016
Beitragende:Prof. Dr. Dr. Labisch, Alfons [Gutachter]
Prof. Dr. Mayatepek, Ertan [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Abstract: „Pädiatrische Arzt-Patienten-Beziehung bei Fabricius Hildanus“
von Franziska Hedding

Die hier vorliegende Dissertation beschäftigt sich mit der Fragestellung, ob bereits für Wilhelm Fabry aus Hilden – stellvertretend für die Wundärzte der Frühen Neuzeit – bei der Behandlung kranker Kinder spezifische pädiatrische Konzepte existieren und wenn ja, wie diese näher charakterisiert werden können. Denn Fabry lebte zu einer Zeit, in der einerseits die humoralpathologische Viersäftelehre mit der Vorstellung von einer dem Kind eigenen Physiologie und Pathologie eine große Rolle spielte, andererseits aber - wie der Historiker Ariès behauptet - das Kind wie ein kleiner Erwachsener behandelt wurde. Die von Ariès aufgestellte These soll im Zuge dieser Arbeit geprüft werden. Den Untersuchungsgegenstand bilden hauptsächlich die nach den von der Verfasserin festgelegten Einschlusskriterien ausgewählten pädiatrischen Observationen aus Fabrys Gesamtwerk „Opera omnia“ (ca. 20%) sowie der ebenfalls von ihm verfasste Ratgeber „Spiegel des menschlichen Lebens“.
Tatsächlich und gegen Ariès‘ These lassen sich bei Fabry viele Beweise dafür finden, dass Kinder sowohl auf psychischer als auch physischer Ebene verglichen mit Erwachsenen zahlreiche Unterschiede aufweisen, die ein Arzt bei der Behandlung von Kindern stets berücksichtigen soll. So spricht Fabry Kindern auffällig viele negative Charakterzüge zu, indem er sie als von Geburt an böse, schwach, hilflos und dumm bezeichnet, ihre Unvernunft und ihren Ungehorsam kritisiert und Untugenden wie Zorn und Geiz anprangert. Auch auf physischer Ebene – sowohl bezüglich humoralpathologischer Prinzipien als auch orthopädischer Aspekte – führt Fabry Besonderheiten des Kindesalters an. Seiner Meinung nach ist das Temperament jedes einzelnen Menschen verschieden und muss vor allem neben der Ursache der Erkrankung, dem Geschlecht und dem Alter bei der Auswahl der jeweiligen Behandlungsmaßnahme berücksichtigt werden. Ob und welche Konsequenzen sich aus dem Geschlecht des Kindes für die Therapie ergeben, verrät uns Fabry jedoch nicht. Des Weiteren sind die kindlichen Knochen biegsamer als die Erwachsener, wodurch leichter Deformitäten, zum Beispiel durch zu festes Wickeln, entstehen können. Ebenso wusste Fabry um damals existierende Formen der Misshandlung von Kindern, die er stets ablehnt und die er als mögliche Ursache für eine Verletzung bei der Untersuchung im Hinterkopf hält. Auf medizin-ethischer Ebene ist die Grundlage für eine gelungene Arzt-Patienten-Eltern-Beziehung das Vertrauen aller Beteiligten zueinander. Fabry erreicht dieses durch seine Ehrlichkeit hinsichtlich Therapieplan und Prognose [heute würde man sagen: compliance durch informed consent]. Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung wiederum sind – neben einer Vertrauensbasis – fünf weitere Pfeiler, nämlich Mitarbeit von Seiten der Kinder und ihrer Eltern, ein kompetenter Arzt, Glück, die Unterstützung der Natur und die Gnade Gottes. Bei der Wahl des geeigneten Behandlungsverfahrens berücksichtig Fabry die körperliche und psychische Verfassung der Kinder und wägt fortwährend Nutzen und Risiko gegeneinander ab.
Durch seine Tätigkeit als Ratgeber für Kranke und Angehörige sowie Kollegen und Studenten war Fabry immer bemüht das Auftreten von Erkrankungen zu vermeiden, ihr rechtzeitiges Erkennen zu erreichen und gute Wundärzte auszubilden.
Die These von Ariès, dass Kinder im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit wie kleine Erwachsene behandelt wurden, kann damit aufgrund dieser Untersuchung zurückgewiesen werden.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:03.08.2016
Dateien geändert am:03.08.2016
Promotionsantrag am:16.09.2015
Datum der Promotion:20.07.2016
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